Schleswig. Die Gäste buchen später ihre Urlaube. Tourismuschef zeigt sich dennoch optimistisch. Wie die Region bei Urlaubern jetzt punkten will.

Die Urlaubssaison läuft an der Schlei nur schleppend an. Das berichtet Max Triphaus, Geschäftsführer von Ostseefjord Schlei, der Tourismusorganisation für die Region. „Wir haben bei den Buchungen aktuell ein Minus von etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt er dem Abendblatt. „Das ist noch deutlich Luft nach oben.“

Das zurückhaltende Buchungsverhalten der Touristen habe verschiedene Gründe, so der Experte. „Zum einen lag Ostern dieses Jahr früh, da verspüren weniger Menschen Lust, an die See zu fahren.“ Wenn das Fest Mitte April sei, würden meist deutlich mehr Buchungen vorliegen.

Ostsee: Wegen der Inflation verzichten viele auf zweiten Urlaub im Jahr

Dazu komme die Inflation, die laut Triphaus zunehmend Einfluss auf die Urlaube der Gäste habe. „Die Menschen sparen sich den zweiten oder dritten Urlaub im Jahr“, so der Geschäftsführer. „Und gerade in der Vor- und Nachsaison leben wir hier von den zweiten und dritten Reisen der Gäste.“

Die Euphorie der Corona-Jahre, die gerade in der Schleiregion für einen Boom gesorgt habe, sei außerdem mittlerweile verflogen. „Das war allerdings auch klar, dass wir diese Wachstumszahlen nicht dauerhaft generieren können.“ Nun würden die städtischen Ziele wieder aufholen, die in der Corona-Pandemie eher gemieden wurden. „Und was die Städte gerade gut machen, das wirkt sich eben auch auf die Nordsee, die Ostsee und die Alpen aus, hier ist die Entwicklung dann deutlich weniger dynamisch.“

Experte rechnet damit, dass Buchungen in den kommenden Wochen anziehen

Triphaus ist überzeugt, dass in den kommenden Wochen die Buchungen noch deutlich zulegen werden. „Wir erleben schon jetzt, dass das Geschäft langsam anzieht.“ Viele Gäste würden mittlerweile deutlich später ihre freien Tage und Urlaube verplanen. „Deshalb sind Aussagen über die Saison im Moment auch noch schwierig zu treffen.“ Unklar sei auch, ob sich der eine oder andere von dem verregneten Sommer 2023 bisher noch von einer Buchung abhalten lasse. „Und im Moment ist das Wetter ja auch nicht gerade einladend.“

Max Triphaus will die Schleiregion nach vorne bringen. Das Ziel von ihm und seinen Kollegen: nachhaltigen Tourismus an der Ostsee und Schlei fördern.
Max Triphaus will die Schleiregion nach vorne bringen. Das Ziel von ihm und seinen Kollegen: nachhaltigen Tourismus an der Ostsee und Schlei fördern. © triphaus  | triphaus 

Die Schleiregion wolle jetzt versuchen, mehr Menschen davon überzeugen, hier den Urlaub zu verbringen. „Wir zeigen jetzt noch einmal verstärkt in allen Portalen Präsenz und wollen die Gäste von unserer schönen Region überzeugen.“ Dabei wolle gerade die Ostseefjord Schlei das Thema nachhaltiger Tourismus mehr in den Vordergrund stellen. „Denn das ist es, was uns von anderen Destinationen unterscheidet.“

Noch immer kämpfen die Menschen in der Region mit den Folgen der schweren Sturmflut

Noch immer habe die Region allerdings mit den Folgen der schweren Sturmflut aus dem Herbst 2023 zu kämpfen, berichtet Triphaus. „Betroffen waren vor allem zum einen die Betriebe in der ersten Reihe.“ Aber auch die Rad- und Wanderwege seien noch nicht alle wieder hergestellt.

„Wir haben für die Radfahrer Alternativrouten erarbeitet. Hier und da müssen sie dann ein wenig ins Landesinnere ausweichen.“ Auch die Wanderwege seine nicht durchgehend wiederhergestellt. „Aber die Wanderwege sind zumindest wieder begehbar, insbesondere an den Küsten jedoch nicht barrierefrei. Festes Schuhwerk ist jedenfalls empfehlenswert.“

Überhaupt wollen er und sein Team das Thema Fahrradfahren noch mehr in den Fokus rücken. „Der Radtourismus ist sehr wichtig für uns. Wir wollen den Menschen klarmachen, dass sie hier wunderbar ohne Auto Urlaub machen können.“ Dazu gehöre neben den ausgebauten Radwegen auch die Tatsache, dass sich die Unterkünfte auf Radfahrer einstellen. Das Thema passe wiederum wunderbar zum nachhaltigen Tourismus, so Triphaus.

Neues ÖPNV-Modellprojekt Smile24 wird gut angenommen

Genauso wie das neue ÖPNV-Modellprojekt Smile24 (steht für Schlei-Mobilität: innovativ, ländlich, emissionsfrei und 24/7), das vor dem Osterwochenende gestartet wurde. Seitdem gibt es in der Region ein bundesweit einmaliges Angebot aus Schnellbussen, Leihrädern, Carsharing-Angeboten und Kleinbussen.

Das Besondere: Für alle Inhaber eines Schleswig-Holstein-Tickets und eines Deutschlandtickets ist das neue Angebot kostenlos. Triphaus ist begeistert: „Das Modellprojekt läuft zwei Jahre und die ersten Rückmeldungen sind absolut positiv“, sagt er. „Smile24 ist die perfekte Ergänzung für den nachhaltigen Tourismus hier in der Region.“

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Triphaus hofft, dass am Ende die Bilanz der Saison deutlich besser ausfallen wird. „Aber wenn wir realistisch sind, wird es schwer, die Übernachtungszahlen des Vorjahres zu erreichen“, so der Experte. Bis dahin wollen er und seine Kollegen allerdings noch einmal alles geben, um möglichst viele Menschen von einem Urlaub an der Schlei zu überzeugen.