Kappeln. Immobilienunternehmer Norbert Hössermann bekommt viele Anfragen von Besitzern, die ihre Häuser veräußern wollen. Was er Eigentümern rät.

Nach Insolvenz des Immobilienunternehmens Helma Ferienimmobilien GmbH in Olpenitz wollen immer mehr Hausbesitzer in dem Ferienresort ihre Häuser verkaufen. Das berichtet Norbert Hössermann, der vor Ort mit seiner Frau Silke eine Ferienhausagentur und eine Immobilienvermittlung betreibt. „Wir bekommen im Moment viele Objekte rein, die verkauft werden sollen“, sagt er.

Das Dilemma: Keiner will die Häuser und Wohnungen kaufen. Zu negativ waren die Schlagzeilen der vergangenen Wochen. Zu schlecht soll der Generalunternehmer, die Natura-Holzbau GmbH gearbeitet haben. „Der Generalunternehmer für Olpenitz, die Natura Holzbau, hat katastrophale Arbeit abgeliefert, in einem unvorstellbaren Umfang Baumängel produziert und ist dann Ende 2022 insolvent gegangen“, sagte der Insolvenzverwalter des Unternehmens Helma, Manuel Sack, noch vor Kurzem im Interview mit dem Abendblatt.

Ostsee: Nach Insolvenz – Eigentümer wollen Häuser in Olpenitz verkaufen

Und so steht Hössermann vor einem Problem. „Es besteht zurzeit relativ wenig Interesse an den Immobilien.“ Besichtigungen habe er aktuell eher selten. Der Unternehmer kann beide Seiten verstehen, zum einen die genervten Besitzer, die ihre Immobilien veräußern wollen. Und natürlich auch die zurückhaltenden Käufer. „Aber es ist wirklich traurig“, sagt er.

Hössermann berichtet, dass allgemein derzeit eine gewisse Kaufzurückhaltung am Immobilienmarkt herrsche. „Der Ukraine-Krieg, die Zinssituation und die allgemeine wirtschaftliche Verunsicherung sorgen schon seit etwa zwei Jahren dafür, dass das Interesse zurückgeht.“ Deshalb sei nicht nur Olpenitz betroffen.

Da viele Fragen nicht geklärt sind, ist es schwer Immobilien in Olpenitz zu verkaufen

Dennoch, nach den vielen negativen Berichten sei es derzeit nur schwer, potenziellen Käufern eine Immobilie im Resort schmackhaft zu machen. „Wir müssen ja auch ehrlich sagen, wie die Lage ist.“ Dass viele Fragen noch nicht geklärt seien, wie die weitere Gewährleistung etwa. „Und ich kann verstehen, dass potenzielle Käufer verunsichert sind.“ Schier unmöglich sei es deshalb auch, Immobilien zu verkaufen, bei denen die Verkäufer noch nicht allein im Grundbuch stünden. „Denn durch die Insolvenz der Helma ist hier ja noch gar nicht geklärt, wie es da weitergeht.“

Silke und Norbert Hössermann
Norbert Hössermann hat sich auf Immobilien in Olpenitz spezialisiert. © JULE KIEFER/ Meerzeit für Ferien | JULE KIEFER/ Meerzeit für Ferien

Hössermann rät allen Menschen, die derzeit ihr Haus verkaufen wollen, noch ein wenig abzuwarten. Zum einen die endgültige Entwicklung bezüglich der Insolvenz. Zum anderen die allgemeine Entwicklung auf dem Markt. „Der Immobilienmarkt entwickelt sich in Wellenbewegungen, ich denke in ein bis zwei Jahren sieht es schon wieder ganz anders aus.“

Hössermann rät davon ab, jetzt Immobilien unter Wert zu verkaufen

Wer nicht verkaufen müsse, der solle es jetzt auch nicht tun. „Ich rate jedem davon ab, jetzt für einen zu geringen Preis ein Haus oder eine Wohnung abzugeben.“ Nur wer wirklich sein Objekt aus unterschiedlichen Gründen veräußern müsse, solle es auch versuchen.

Umgekehrt berichtet Hössermann, dass derzeit ein „absoluter Käufermarkt“ sei. In vielen Regionen könnten Interessenten für gute Preise tolle Objekte erwerben. Natürlich besonders in Olpenitz. Denn, so Hössermann. „Am Ende zählt bei einer Immobilie nur Lage, Lage, Lage.“ Und die hätten alle Objekte im Ostseeresort. „So eine Lage gibt es so schnell nicht wieder, ganz unabhängig von irgendwelchen Gewährleistungen.“ Der Platz direkt am Wasser sei knapp und somit endlich.

Hössermann über Olpenitz: Das ist ein absolut herausragender Standort

Er sei trotz der Negativschlagzeilen von der Qualität des Resorts überzeugt. „Das ist ein absolut herausragender Standort“, so Hössermann. „So was gibt es kein zweites Mal.“ An der einen Seite des Resorts schließt die romantische Schlei an, der Seitenarm, der tief ins Landesinnere läuft. An der anderen Seite die Ostsee. Dazu hat das Resort eine große Marina und könnte sich wegen des großen Tiefwasserhafens zu einem Hotspot für den Yachtsport entwickeln. „Was will man mehr.“ Die Hössermanns selbst besitzen seit Langem hier ein eigenes Haus und haben ihr Segelboot hier auf einem der Plätze liegen.

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Der Unternehmer und seine Frau hoffen jetzt, dass die Pleite die Chance für einen Neuanfang bietet, wie er sagt. „Wir fangen quasi noch einmal von vorne an“, so der Unternehmer. Das biete ja auch durchaus eine Chance. Entscheidend sei, dass möglichst schnell alle Details zur Insolvenz geklärt würden, „damit diese Unsicherheit aufhört“. Und dann würde mit Sicherheit auch wieder der Immobilienmarkt im Resort und drumherum sich erholen.