Westerland. Mann war nach Besuch positiv auf Corona getestet worden. Nun sucht das Gesundheitsamt Hunderte mögliche Kontakte.
Steht Sylt ein größerer Corona-Ausbruch bevor? Das Gesundheitsamt des Kreises Nordfriesland sucht bis zu hundert Besucher einer Bar in Westerland, nachdem ein zu dem Zeitpunkt offenbar unwissentlich an Covid-19 erkrankter Mann diese besucht hatte. Es bestehe ein Gesundheitsrisiko für die möglichen direkten Kontaktpersonen und alle Menschen, mit denen sie in den kommenden Tagen zu tun hätten, teilte der Kreis am Sonnabend mit. Hunderte Menschen könnten betroffen sein.
Die Corona-Infektion des Mannes sei am 7. Oktober gemeldet worden. Der Betroffene habe dabei auch Auskunft über seine privaten und beruflichen Kontakte der vergangenen Tage gegeben, sodass Mitarbeiter des Amts jene Kontakte informieren konnten. Der Infizierte berichtete aber auch von einem Besuch in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test im Lokal "American Bistro" an der Paulstraße 3, "in dem die bekannten AHA-Regeln seiner Erinnerung nach kaum beachtet wurden", heißt es weiter.
Corona in Bar in Westerland – Kontaktlisten fehlerhaft
Das Gesundheitsamt müsse nun ermitteln, wer welche Kontakte zu dem betroffenen Mann hatte. Weil der Betreiber des Lokals nur unvollständige und größtenteils fehlerhafte Kontaktlisten vorgelegt habe, startet das Amt einen öffentlichen Aufruf. "Viele Gäste scheinen keine oder fahrlässig oder vorsätzlich falsche Angaben gemacht zu haben." Möglicherweise seien manche auch von Lokal zu Lokal gezogen und haben sich nicht überall eingetragen.
Alle Personen, die sich in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 2020 ab 23.30 Uhr im "American Bistro" aufgehalten haben, sollen sich dringend melden. Die Hotline des Gesundheitsamtes sei am Wochenende von 10 bis 13 Uhr unter der Rufnummer 0800-2006622 zu erreichen.
Alternativ können die korrekten Kontaktdaten (Name, Adresse, Telefonnummer, Uhrzeit des Besuchs) per E-Mail an corona-rueckfragen@nordfriesland.de gesandt werden. Das Gesundheitsamt werde sich am Sonntagnachmittag mit allen gemeldeten Kontakten in Verbindung setzen. Montags bis freitags sei die Hotline von 8 bis 16 Uhr besetzt. Wer sich meldet, werde nach Möglichkeit bereits am Montag zu einem Corona-Test eingeladen, der nach einigen Tagen wiederholt werden soll.
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Corona auf Sylt – Amt verzichtet auf Bußgeld-Erhebung
"Diese Party könnte ein Superspreader-Ereignis werden", befürchtet Nina Rahder, die Leiterin des Fachbereiches Sicherheit, Gesundheit und Veterinärwesen der Kreisverwaltung Nordfriesland. "Deshalb ist es so wichtig, dass wir alle Beteiligten schnellstmöglich erreichen. Auf das Bußgeld, das alle Gäste zahlen müssten, die sich nicht ordentlich in die Listen eingetragen haben, verzichten wir. Uns ist es jetzt nur wichtig, die Ausbreitung des Virus zu stoppen." Wer vorsätzlich falsche Kontaktdaten angibt, muss in Schleswig-Holstein seit Ende September 1000 Euro Bußgeld zahlen.
Zu einem ähnlichen Vorfall war es Anfang September im Hamburger Schanzenviertel gekommen. Dort waren Mitarbeiter der Bar "Katze" an Covid-19 erkrankt, die Kontaktlisten mit den Gästedaten jedoch unvollständig. Das zuständige Gesundheitsamt konnte viele möglicherweise betroffene Besucher der Bar erst durch einen öffentlichen Aufruf ermitteln. Mindestens 13 weitere Menschen wurden in dem Zusammenhang mit Sars-CoV-2 angesteckt.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden