Allein in Deutschland sind 18 Kreuzfahrtschiffe registriert, weltweit sind nach Schätzungen Hunderte unterwegs. ADAC hat zehn Ozeanriesen getestet.
München. Kreuzfahrtschiffe haben nach einer ADAC-Stichprobe Nachholbedarf beim Sicherheitsmanagement. Ein halbes Jahr nach der Havarie der "Costa Concordia“ nahm der Autoclub erstmals zehn sogenannte Ozeanriesen unter die Lupe. Die Hälfte dieser Schiffe habe per Ausnahmegenehmigung wasserdichte Türen unterhalb der Wasserlinie auf See offen lassen dürfen – darin sahen die ADAC-Tester das größte Problem und "ein nicht zu unterschätzendes Risiko“.
Offene Schotten könnten "schwerwiegende Folgen haben, wenn etwa ein Schiff Leck schlägt, Wasser eintritt und sich schnell und unkontrolliert im Rumpf ausbreitet“, hieß es vom ADAC.
Bei vier Schiffen ließen zudem die Rettungsübungen zu wünschen übrig. Rettungswesten oder -inseln seien zudem teils verschlossen oder festgebunden gewesen. Insgesamt attestierte der Autoclub den Kreuzfahrtschiffen aber einen guten oder sogar sehr guten Zustand.
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Allein in Deutschland sind 18 Kreuzfahrtschiffe registriert, weltweit sind nach Schätzungen Hunderte unterwegs. Der ADAC testet schon lange Angebote und Einrichtungen jenseits der Straße – von Rodelbahnen über Skipisten bis zu Fähren.
Bei den zehn untersuchten Schiffen gab es nach dem am frühen Dienstagmorgen veröffentlichten ADAC-Test moderne Sicherheits-, Rettungs- und Brandschutzeinrichtungen. Die Besatzung sei meist professionell gewesen. Allerdings beanstandeten die Tester auf den Schiffen "Norwegian Epic“, "MSC Fantasia“, "Navigator of the Seas“, "MSC Splendida“ die Seenotrettungsübungen. Teils seien sie zu oberflächlich gewesen oder es seien nicht alle Passagiere zusammengerufen worden.
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Das größte Problem sah der ADAC unterhalb der Wasserlinie: Die "Adventure of the Seas“, die "Norwegian Epic“, die "MSC Fantasia“, die "MSC Orchestra“ und die "MSC Splendida“ hätten Ausnahmegenehmigungen ihrer Flaggenstaaten gehabt. Damit durften die wasserdichten Türen im Schiffsinnern auf See offen bleiben, um Arbeitsabläufe zum Beispiel in der Wäscherei oder in den Lagerräumen zu erleichtern.
Die Endnote "sehr gut“ erreichten nur die "Aida Bella“ und die "Aida Diva“ der Reederei Aida Cruises. Getestet wurden auch zwei Schiffe der Genueser Reederei Costa Crociere, zu der die am 13. Januar havarierte "Costa Concordia“ gehörte. Die "Costa Fascinosa“ schnitt bei allen Testpunkten "gut“ oder "sehr gut“ ab – auch beim Sicherheitsmanagement.
Bei dem 4880 Personen fassenden Luxusliner "Costa Serena“ sei den Testern die Zusammenarbeit verweigert worden, hieß es beim ADAC. Die Reederei teilte dazu mit, es sei zu Missverständnissen gekommen, die Costa bedauere. "Der ADAC ist jederzeit willkommen an Bord. Daher wurde auch voll mit den ADAC Testern auf der "Costa Fascinosa“, dem Schwesterschiff der "Costa Serena“, kooperiert und die Bewertung des Schiffes ermöglicht.“ Der ADAC sei eingeladen, jederzeit die Bewertung der „Costa Serena“ nachzuholen. Die Einladung gelte auch für alle anderen Schiffe der Costa-Flotte.
Die "Costa Concordia“ war am 13. Januar zu nahe an die Insel Giglio herangefahren, hatte einen Felsen gerammt und war dann mit 4200 Passagieren und Crew-Mitgliedern an Bord gekentert. Bei dem Unfall waren 32 Menschen umgekommen, unter ihnen 12 Deutsche.
Die zehn vom ADAC untersuchten Kreuzfahrtschiffe fuhren bei dem Test alle im Mittelmeer. Der Autoclub schickte inkognito nautische Sachverständige mit Kapitänspatenten an Bord, die sich nach einigen Tagen zu erkennen gaben, um dann mit Schiffsleitung und Crew auch für Passagiere nicht zugängliche Schiffsteile begutachten zu können. (dpa)