Hamburg. Kreuzfahrten erfreuen sich bei Urlaubern wachsender Beliebtheit. Wie Schiffsreisen der Zukunft aussehen könnten, verrät ein Experte.
- Kreuzfahrten erfreuen sich bei Urlaubern großer Beliebtheit: Allein von Hamburg aus besteigen Hunderttausende Urlauber jedes Jahr ein Kreuzfahrtschiff
- Wie wird sich die Kreuzfahrtbranche in den nächsten Jahren verändern? Werden Schiffe wie das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, die „Icon of the Seas“ zur Normalität?
- Der erfolgreichste Kreuzfahrt-YouTuber Deutschlands hat dazu eine klare Meinung. Er blickt für unsere Redaktion in die Zukunft
Die Kreuzfahrtbranche boomt stärker denn je: Schiffsreisen erfreuen sich bei Urlaubern großer Beliebtheit. Laut der Wirtschaftsbehörde sind allein vom Hamburger Hafen aus im vergangenen Jahr mehr als 1,2 Millionen Passagiere auf Kreuzfahrt gegangen – eine Rekordzahl. „Die Beliebtheit dieser Reiseart steigt insgesamt weiter“, erklärte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) im vergangenen April.
Immer wieder lassen sich Reiseanbieter neue Ideen wie spezielle Event- oder Themenkreuzfahrten einfallen, um möglichst viele Urlauber für sich zu gewinnen. Viele Reedereien haben in den letzten Jahren in eigene kleine Privatinseln oder private Strände – vor allem in der Karibik – investiert, um ihren Passagieren Exklusivität zu versprechen und dem Wunsch nach Ruhe nachzukommen – mit Erfolg.
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Doch wie sehen Schiffsreisen in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aus? Wie wird sich das Reisen auf hoher See verändern? Und wie will man das bereits bestehende Angebot der Erholungsreisen noch toppen? Im Interview mit unserer Redaktion verrät Matthias Morr, Deutschlands erfolgreichster Kreuzfahrt-Youtuber, wie er sich Urlaub auf dem Meer in Zukunft vorstellt.
Größeres Freizeitangebot: Das Kreuzfahrtschiff als Erlebniswelt
Ob Sport, Wellness, Kulinarik oder Entertainment: Kreuzfahrtschiffe bieten ihren Gästen an Bord immer mehr Aktivitäten und ein umfassendes Unterhaltungsangebot an Bord an. Von Achterbahnen über Skywalk bis hin zu ganzen Rennstrecken – die Reedereien überbieten sich geradezu mit außergewöhnlichen Attraktionen auf hoher See.
Wenn es nach Matthias Morr geht, wird der zukünftige Fokus auch weiterhin auf einem vielseitigen Freizeitangebot liegen, das sich immer weiterentwickeln wird. „Das Schiff an sich ist in den letzten Jahren schon selbst immer mehr zur Destination geworden. Ich glaube, dass dieser Trend weitergeht. Es gibt heutzutage so viel auf einem Kreuzfahrtschiff zu erleben, dass auch schon mal mehrere Seetage eingeplant werden. Ein Trend, der sich ganz sicher auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren fortsetzt. Die Größenordnung einer „Icon of the Seas“ wird aber auch künftig eher die Ausnahme sein – das kann man ganz gut sehen, weil man ja immer schon weiß, was in den nächsten fünf Jahren an neuen Schiffen kommt.“
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Private Destinationen auf Kreuzfahrt: Der Traum von der eigenen Insel
„Ein weiterer Trend sind private Destinationen, die den Reedereien selber gehören. Das hat man derzeit schon sehr stark auf den Bahamas, wo die jeweiligen Kreuzfahrtreedereien ihre eigenen Inseln ansteuern“, erklärt der Influencer. Der Wunsch, ein exklusives Abenteuer zu erleben, wird auch in Zukunft ein Thema bei vielen Kreuzfahrturlaubern sein. „Die Städte sind schon zunehmend durch Tourismus belastet, Kreuzfahrtschiffe kann man hingegen gut steuern. Es werden daher in naher Zukunft sicher noch mehr eigene Destinationen entwickelt, auch um mehr Privatsphäre und Exklusivität zu schaffen.“
Hafenausbau und individuelle Landausflüge bei Kreuzfahrten
Auch in die Infrastruktur wird noch mehr investiert werden. „Möglicherweise werden auch Häfen stärker aufgebaut, die momentan noch gar nicht im Fokus stehen“, so Matthias Morr. Aber auch das individuelle Erlebnis stehe noch mehr im Vordergrund. „Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Landausflüge zukünftig verändern werden. Vielleicht werden diese nicht mehr so einheitlich ausgerichtet, sondern an die individuellen Bedürfnisse des Passagiers angepasst. Statt historischen Sightseeing Touren wird es vermutlich eher verschiedene Angebote für unterschiedliche Interessengruppen auf dem Festland geben.“
Kreuzfahrt der Zukunft: Künstliche Intelligenz und moderne Technik
Moderne Technologien werden zukünftig in der Kreuzfahrtbranche eine immer größere Rolle spielen. „Künstliche Intelligenz wird dann sicher aktiv im Einsatz sein. Es gibt ja bereits jetzt schon Möglichkeiten, ChatGPT als Reiseführer zu nutzen. Wenn man Schilder, mit langen Erklärungen an Sehenswürdigkeiten sieht, macht man einfach ein Foto und lässt sich das von ChatGPT zusammenfassen. So spart man sich Zeit und Mühe. Es wird spannend, wie sich das in der Kreuzfahrtbranche entwickelt. Auch immer mehr Technik wird auf den Schiffen zum Einsatz kommen.“
Wer ist Kreuzfahrt-Experte Matthias Morr?
Kreuzfahrt-Experte Matthias Morr
Matthias Morr, geboren in Wolfenbüttel, wurde als „Schiffstester“ zunächst 2008 auf Youtube bekannt. „Ich bekam damals eine Einladung, ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff in Hamburg zu besichtigen“, so Morr über seine Anfänge zum Hamburger Abendblatt. „Ich bin mit 48 Jahren der Exot unter den Youtubern. Die Kreuzfahrtbubble ist zudem schon sehr speziell.“ Seit 2003 ist der ehemalige NDR-Radiojournalist regelmäßig auf den Weltmeeren und Flüssen unterwegs. Auf seinen verschiedenen Social-Media-Kanälen beantwortet der Influencer seit mehr als 15 Jahren allgemeine Fragen zu Kreuzfahrten, testet Schiffe verschiedener Reedereien und berichtet über seine persönlichen Reiseerfahrungen.
„Mir ist es wichtig, den Leuten eine beratende Einordnung zu geben und unabhängig zu berichten. Ich frage mich immer: Für wen ist die Kreuzfahrt oder das Schiff geeignet? Was sind die Vorteile, was die Nachteile? Wo muss die Reederei vielleicht noch etwas nachjustieren? Ein persönlicher Test beziehungsweise Check kann den Anbietern auch einen guten Impuls geben, etwas zum Besseren zu verändern.“
Mit 104.000 Abonnenten gehört Morr mittlerweile zu Deutschlands bekanntesten und erfolgreichsten Kreuzfahrt-Youtubern. Seine Videos wurden mehr als 63 Millionen mal angeschaut. Über seine Anfänge sagt er: „Ich habe damals nicht an den Erfolg geglaubt. Ich dachte, damit kann man kein Geld verdienen. Und es hat auch lange gedauert.“ Erst 2015 konzentrierte er sich hauptberuflich auf seine Arbeit als Influencer. Ein Baustein seien heute die YouTube-Werbeeinnahmen, aber auch Buchungsprovisionen oder Einnahmen durch Werbekooperationen.
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