Trittau. Kripo geht von Brandstiftung aus – und hat bislang keine Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund.

Das Feuer in der Trittauer Notunterkunft für Obdachlose und Flüchtlinge ist offensichtlich vorsätzlich gelegt worden. Die Polizei hat einen 61 Jahre alten Bewohner der an der Kieler Straße gelegenen Einrichtungen festgenommen. Der Tatverdächtige wurde am Sonntag, 10. September, beim Haftrichter des Amtsgerichts Lübeck vorgeführt. Wegen Fluchtgefahr wurde Haftbefehl erlassen, sodass der Mann jetzt in einem Gefängnis sitzt.

„Anhaltspunkte für einen fremdenfeindlichen Hintergrund des Geschehens sind bislang nicht vorhanden“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Staatsanwaltschaft Lübeck und der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg. Weitere Details zu dem Fall könnten mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen nicht erteilt werden.

Flüchtlingsheim in Trittau abgebrannt: Neun Bewohner retten sich

Das Feuer in der Trittauer Notunterkunft war am Freitag, 8. September, ausgebrochen. Die ersten Alarmierungen über den Notruf erreichten Polizei und Rettungsdienst gegen 16.45 Uhr. Die neun in dem Gebäude untergebrachten Menschen konnten sich aus eigner Kraft ins Freie retten.

Beim Eintreffen der Einsatzkräfte stand das Haus bereits komplett in Flammen. Nach Beendigung der Löscharbeiten wurde das einsturzgefährdete Gebäude mit schwerem technischen Gerät abgerissen. Die Kripo beschlagnahmte die Brandstelle.

Alle persönlichen Unterlagen wurden Opfer der Flammen

Bürgermeister Oliver Mesch traf fast zeitgleich mit der Feuerwehr am Einsatzort ein. Er hatte von dem Brand auf dem Melder der Feuerwehr gelesen. Sofort war ihm klar, dass es sich bei dem betreffenden Gebäude um die Flüchtlingsunterkunft handeln musste. „Das Haus ist rasend schnell abgebrannt“, sagt Mesch. „Wir haben die Bewohner noch am selben Abend in eine andere Unterkunft in der Gemeinde umquartieren können.“ Dort würden sie zunächst bleiben.

Ihnen sei nichts geblieben, selbst alle wichtigen persönlichen Unterlagen seien verbrannt. Beispielhaft für das Ausmaß des Dramas ist eine Momentaufnahme, die Mesch eindrücklich vor Augen hat: Ein kleines Kind habe nur mit einer Unterhose bekleidet dagestanden und seinen Schnuffelteddy an sich gedrückt. Laut Polizeisprecherin Sandra Kilian hatte eine Mutter ihre beiden Kinder in die Arme eines Ersthelfers hinuntergelassen, bevor sie selbst vom Balkon gesprungen und sich dabei eine Fußverletzung zugezogen habe. Sie wurde vor Ort von Rettungskräften versorgt.

Zum Trauma der Flucht kommt ein weiteres hinzu

Für die Opfer – darunter vier Kinder von zwei bis acht Jahren – ist das Geschehen nur schwer zu verkraften. „Zweimal haben diese Menschen alles verloren“, sagt Oliver Mesch. In einem Kraftakt der Verwaltung sei es noch am Freitagabend gelungen, die Bewohner mit Geld und dem Nötigsten auszustatten. Der Psychosoziale Dienst kümmere sich um sie.

Eine Nachbarin sagt: „Das Wichtigste ist, dass die Bewohner gerettet sind.“ Sie habe guten Kontakt zu den Geflüchteten gehabt und den Kindern bei den Hausaufgaben geholfen. Es habe sie erschreckt, wie schnell das in den 80er-Jahren in Fertigbauweise erstellte Haus abgebrannt sei. „Innerhalb einer Dreiviertelstunde.“ Es gebe viele solche Häuser in der Gegend. Der Feuerwehr danke sie „von ganzem Herzen für ihre Arbeit“.

LKA-Sachverständige wollen Areal begutachten

Ein Lob, das bei Gemeindewehrführer Daniel Pöhls und Löschmeister Jan Wesurski gut ankommt, ebenso wie die Dankes-E-Mail, die sie im Nachgang erhalten haben. „Sämtliche Bewohner drumherum haben Wasserkisten hingestellt“, so Pöhls. Die Mannschaft habe sehr routiniert reagiert und bewiesen, dass sie ihr Fachwissen jederzeit abrufen könne.

Zeitweise waren an der Brandstelle mehr als 100 Feuerwehrleute im Einsatz
Zeitweise waren an der Brandstelle mehr als 100 Feuerwehrleute im Einsatz © Christoph Leimig | christoph leimig

Wesurski sagt: „Dadurch, dass der Rettungsdienst zeitgleich vor Ort war, konnten wir uns auf die Brandbekämpfung konzentrieren.“ Eine derart extrem schnelle Brandentwicklung habe er bislang nur bei großen Lagerhallen erlebt. Zeitweise waren mehr als 100 Feuerwehrleute aus Trittau, Lütjensee, Großensee und Glinde im Einsatz. „Ich bin auf alle Mannschaften sehr stolz“, sagt Pöhls.

Nach Angaben von Polizeisprecherin Kilian werden Spezialisten des Landeskriminalamts Kiel das Brandareal begutachten. Erst wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, kann das Gelände freigegeben und der Trümmerhaufen beseitigt werden.