Trittau. Stelle mehr als ein Jahr vakant. Welche Projekte Vivien Lindemann in Trittau, Hohenfelde, Grönwohld und Lütjensee in Angriff nimmt.

Gute Nachrichten für Trittau und die Amtsgemeinden Hohenfelde, Grönwohld und Lütjensee. Endlich geht es in Sachen Klimaschutz wieder voran. Vivien Lindemann heißt die neue Klimaschutzmanagerin, die seit 18. Juni im Einsatz ist. Auf die 30-Jährige aus Bad Schwartau, die ihren Abschluss im Masterstudiengang „Mensch - Klima - Umwelt“ an der Universität Gießen abgelegt hat, kommen viele Aufgaben zu. Denn kurz nachdem ihre Vorgängerin die Stelle übernommen und einige Prozesse angestoßen hatte, war sie auch schon wieder weg. Das war Anfang April 2022. Seitdem ruhte die Arbeit.

Ein altbekanntes Problem, das sich auch in anderen Stormarner Kommunen zeigt. In Bad Oldesloe war der Posten gleich mehrere Jahre vakant und auch Ahrensburg und Reinbek hatten mit Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung zu kämpfen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Expertise der Klimaschutzexperten wird vermehrt nachgefragt und in der freien Wirtschaft können sie wesentlich mehr verdienen und haben bessere Aufstiegschancen als in der kommunalen Verwaltung.

Neue Klimaschutzmanagerin: Stelle zwischen Gemeinden aufgeteilt

Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch erläutert, wie sich die Stelle der Klimaschutzmanagerin auf die einzelnen Gemeinden verteilt. Er sagt: „Das Besondere ist, dass Vivien Lindemann unbefristet für Trittau tätig ist.“ Mit der Hälfte der Wochenstunden, die anderen 50 Prozent stehen für die Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts für die drei anderen Gemeinden zur Verfügung. Wäre es nach Mesch gegangen, wären längst alle zehn Amtsgemeinden mit im Boot. Zwar hat es dazu Gespräche zum Thema gegeben, doch nicht alle Bürgermeister sehen aktuell Handlungsbedarf. Auch wenn jedem klar sein muss: „Klimaschutz macht nicht an Gemeindegrenzen Halt“, so der Bürgermeister.

Bevor sie nach Trittau gewechselt ist, hat Vivian Lindemann als Projektleiterin für Konzept- und Strategieentwicklung im ländlichen Raum bei einer Beratungsagentur gearbeitet. Sie sagt: „Ich wollte mich beruflich wieder mehr mit dem Klima und der Umwelt befassen.“ Der Ursprung dafür liege in ihrer Kindheit, denn sie habe schon früh die Wetterereignisse verstehen wollen. Dieses Interesse hat ihren beruflichen Weg maßgeblich beeinflusst.

Klimaschutzmanagerin erlebte in Uganda Folgen des Klimawandels

Was die Auswirkungen des Klimawandels konkret bedeuten, hat sie aus eigener Anschauung während eines Aufenthalts in Afrika hautnah miterlebt. „Von Mai bis November 2019 war ich für ein universitäres Forschungsprojekt in Uganda“, berichtet Lindemann. Erst habe lange Zeit Dürre geherrscht, dann hätten sintflutartige Regenfälle Teile des Landes überschwemmt. Eine Erfahrung, die ihr die Dringlichkeit des Problems drastisch vor Augen geführt hat.

Zu den Aufgaben, die Lindemann als Nächstes angehen will, zählt die kommunale Wärmeplanung. „Das ist derzeit in aller Munde“, sagt sie. Trittau ist verpflichtet, die Pläne bis 2027 aufzustellen. „Wir würden aber gern eher damit beginnen, einfach auch weil es im Interesse der Bürger ist.“ Viele machten sich Gedanken und wollten sich neu orientieren, dafür bilde die Wärmeplanung die Grundlage.

Trotz fehlender Infrastruktur wird Fahrradfahren immer beliebter

„Dann gibt es nach wie vor noch das Radverkehrskonzept.“ Davon müssten noch einige Maßnahmen umgesetzt werden. Lindemann: „Da hat meine Vorgängerin gute Arbeit geleistet, vieles davon ist jetzt schon in den Startlöchern.“ Beispielsweise die Umwandlung von Parkflächen in Fahrradparkplätze. Mesch sagt: „Ganz konkret eine Parkfläche hier an der Poststraße.“ Das habe der Bau- und Umweltausschuss auch schon auf den Weg gebracht. Lindemann will außerdem prüfen, ob Piktogramme und Schutzstreifen für Radfahrer auf der Fahrbahn angebracht werden können.

„Es geht darum, eine Vielzahl potenzieller Maßnahmen des Radverkehrskonzepts nach und nach umzusetzen“, sagt Mesch. Es sei ein generelles Problem der Gemeinde, dass es dort keine vernünftigen Radwege gebe. „Trotzdem stellen wir fest, dass Fahrradfahren immer beliebter wird im Ort.“ Weil sich die fehlenden Wege aber „nicht aus dem Hut zaubern“ ließen, werde mit dem Konzept versucht, die Bedingungen für Radfahrer zu verbessern.

Beim Quartierskonzept geht es um energetische Sanierung

Auch beim Quartierskonzept muss Lindemann die Fäden ihrer Vorgängerin aufnehmen. Die energetische Sanierung des Dichterviertels ruht derzeit. „Das hat noch nicht begonnen, da haben wir bisher nur den Förderbescheid der KfW bekommen“, sagt sie. Lindemann hat bereits eine Fristverlängerung beantragt. Mesch: „Dazu wird ein Maßnahmenkatalog für ein Gebiet mit Gebäuden, die alle aus einem bestimmten Baujahr sind, aufgestellt.“ Lindemann ergänzt: „Es geht um energetische Sanierung und Überlegungen, wie das Ganze effizienter gestaltet werden kann.“ Ähnlich der kommunalen Wärmeplanung, nur viel detaillierter und darüber hinausgehend.

Die Gemeinde Trittau fördere außerdem die private Anschaffung von Balkonkraftwerken. Antragsberechtigt sind Bürger, die seit dem 9. Februar dieses Jahres eine solche Anlage gekauft haben. Alle Infos und die Unterlagen stehen unter trittau.de bereit.

Für die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts für Hohenfelde, Grönwohld und Trittau habe Lindemann mit der Suche nach einem externen Dienstleister begonnen, der den Prozess unterstützen soll. Die Ausschreibung laufe, die Frist gehe bis 11. August. Sobald ein Dienstleister gefunden sei, könne das Projekt in Angriff genommen werden. Viel Zeit bleibt Lindemann nicht: Das Konzept muss innerhalb eines Jahres stehen.

Neue Klimaschutzmanagerin ist gekommen, um zu bleiben

Dass sie ihren Fokus auf ihr Schwerpunktthema legen kann, ist ein Vorteil für die Klimaschutzmanagerin. Ein anderer ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn in ihrem früheren Job war das für die junge Mutter nicht immer einfach. Sie profitiert zudem davon, dass ihr neuer Arbeitgeber ihr anteilig mobiles Arbeiten und Telearbeit ermöglicht und im Notfall sogar eine Kinderbetreuung stellt.

Befürchtungen, sie könnte die Stelle nur als Übergang und als Sprungbrett nutzen, versucht Vivien Lindemann zu entkräften. Sie sagt: „Ich bin ein sehr beständiger Mensch und bleibe gern an einem Ort.“ Sie müsse sich zunächst einmal einarbeiten. Sie sei überzeugt, „dass sich Erfolge nur langfristig erzielen lassen“. Auch Bürgermeister Oliver Mesch setzt auf eine langfristige Zusammenarbeit und hofft, dass Lindemann mit dem Ergebnis ihrer Arbeit auch die übrigen Amtsgemeinden überzeugen kann, sich für den Klimaschutz stark zu machen.