Reinbek. Nach 33 Jahren kehrt Stadtvertreter Peter Huschke der CDU Reinbek frustriert den Rücken. Die Ortsvorsitzende reagiert gelassen.

Wenn nach der langen Sommerpause Reinbeks Stadtvertreter am 28. September zur gemeinsamen Sitzung zusammenkommen, wird einer abseits der Fraktionen seinen Platz finden: Peter Huschke. Der langjährige CDU-Mann bestreitet die neue Legislaturperiode als fraktionsloser Einzelkämpfer. Hintergrund ist, dass der Reinbeker nach mehr als 30 Jahren zum 1. August aus der CDU ausgetreten ist.

Leicht sei ihm dieser Schritt nicht gefallen, sagt Huschke gegenüber unserer Redaktion, er habe lange mit der Entscheidung gehadert. Doch er sei für ihn nach einer mittlerweile langen Reihe von Vorfällen zwangsläufig gewesen. Der 82-Jährige erhebt schwere Vorwürfe gegen den Vorstand der Partei mit dem C im Namen: unchristliches, unfaires Verhalten und Altersdiskriminierung.

CDU-Mann fühlt sich vom Parteivorstand wegen seines Alters gemobbt

So musste er sich unter anderem, als es um die Aufstellung der Wahllisten ging, die Frage gefallen lassen, ob er denn mit seinem Alter noch fünf weitere Jahre bewältigen könne – und erhielt einen der hinteren Plätze. Antje Pfeiffer, Ortsvorsitzende der CDU, begründet die Entscheidung mit einem „ausgewogenen und starken Personaltableau“.

Für Huschke ist das nichts anderes als Mobbing. „Das hat mich getroffen“, gibt er ehrlich zu. „Ich bin zwar 82 Jahre alt, habe das ein oder andere Wehwehchen, fühle mich aber ansonsten fit“, sagt der Politiker. Das nimmt man dem pensionierten Gymnasiallehrer und Schulleiter sofort ab. Peter Huschke ist Schnelldenker und -sprecher, hat Daten und Fakten parat.

„Es ist immer schade, wenn ein Mitglied nicht weiter machen will“, sagt Antje Pfeiffer, CDU-Ortsvorsitzende.
„Es ist immer schade, wenn ein Mitglied nicht weiter machen will“, sagt Antje Pfeiffer, CDU-Ortsvorsitzende. © BGZ | Ulrich Perrey

Auch die Wähler scheinen an der Fähigkeit des ältesten Stadtverordneten keine Zweifel zu haben. Bei der jüngsten Kommunalwahl im Mai erzielte der Neuschönningstedter mit knapp 40 Prozent das zweitbeste Ergebnis aller Reinbeker Kandidaten. Der einstige erste stellvertretende Bürgermeister gewann zum vierten Mal in Folge seinen Wahlkreis direkt – auch weil er sieben Wahlstände organisiert und echten Haustürwahlkampf gemacht hat. „Allein in der Tannenallee bin ich sechs Stunden von Tür zu Tür gelaufen“, sagt Huschke.

Huschke blickt auf jahrelange Erfahrung als Wahlkämpfer und Politiker zurück

Er kennt sich wie kaum ein anderer im Reinbeker Norden aus. Huschke hat sich unter anderem für mehr Sicherheit an der Stemwarder Straße stark gemacht und erreicht, dass hier eine temporäre Ampel eingerichtet wurde. Er hat dafür gesorgt, dass ein Discounter am Grenzweg eröffnetet wurde und kämpft aktuell für eine Videoüberwachung der Recycling-Containerstandorte, da diese zum Ärgernis vieler ständig vermüllen.

Beim Wahlkampf und Politikmachen macht ihm also kaum jemand etwas vor. Darauf setzen auch andere CDU-Größen wie der Landtagsabgeordnete Lukas Kilian, den Huschke beim Wahlkampf unterstützt hat und wohl auch mit zur Wiederwahl verholfen hat. Kann die Partei auf so viel Erfahrung verzichten?

„Es ist immer schade, wenn ein Mitglied nicht weitermachen will. Die Arbeit in der Fraktion wird das aber nicht beeinflussen“, sagt Ortsvorsitzende Antje Pfeiffer. Vor drei Jahren hat die 37-jährige Controllerin den CDU-Ortsvorsitz übernommen und freut sich, dass es in der Zeit gelungen ist, jüngere Mitglieder für das politische Ehrenamt zu gewinnen.

Als politischer Einzelkämpfer kommt viel Arbeit auf Peter Huschke zu

Dennoch liegt der Altersdurchschnitt in dem rund 90-Mitglieder-starken Ortsverband immer noch bei 60 Jahren. „In der Fraktion sind die Mitglieder jünger“, sagt Pfeiffer. Zudem sei sie froh, dass die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden kann. Statt zwölf Abgeordneten sitzen zukünftig elf in den Reihen der CDU. Die Partei bleibt dennoch stärkste Fraktion. Das Gespräch mit Peter Huschke wurde nicht gesucht.

Als Einzelkämpfer kann Huschke nicht auf die Hilfe anderer zählen, er muss sich die Themen selbst erarbeiten. Er will als beratendes Mitglied im Hauptausschuss tätig werden. Stimmrecht hat er laut Gemeindeordnung dann nicht, aber Rederecht. Zudem wird er im Ältestenrat sitzen. „Das wird durchaus eine anstrengende Zeit“, weiß er.

Er könnte es leichter haben und beispielsweise in eine andere Fraktion rüber wechseln. „Angebote gab es durchaus“, sagt Huschke. Das sei aber nicht sein Stil. „Ich war der CDU immer treu“, sagt er und wird es – auch ohne Parteibuch – wohl auch bleiben.