Hamburg. Ende November wird das berühmte Bad wiedereröffnet – die Becken werden bereits befüllt. Zum Start ist eine Überraschung geplant.
Für Björn Seemann beginnt allmählich der Countdown. Der Badleiter der Alsterschwimmhalle schaut auf das leise sprudelnde Wasser, das in den ersten Pool der Großbaustelle fließt. Zentimeter für Zentimeter füllt sich am Dienstag das 25-Meter-Becken, während die Baufortschritte bei der aufwendigen Sanierung demonstriert werden.
Und dem 54-Jährigen ist anzumerken, dass er den Moment der feierlichen Wiedereröffnung von Hamburgs größtem öffentlichen Schwimmbad kaum abwarten kann.
Alsterschwimmhalle Hamburg vor Eröffnung – Ende November ist es soweit
Ende November ist es so weit. In diesen winterlichen Tagen hat Seemann Geburtstag und wäre mit seiner Frau nach Marokko gefahren, eigentlich eine Tradition, aber das Ritual muss in diesem Jahr ausfallen.
„Ich werde am ersten Tag an der Kasse stehen, das lasse ich mir nicht nehmen“, sagt der gebürtige Rostocker, der in seinem Beruf aufgeht. Am Wasser geboren, in jungen Jahren als Seemann (passend zum Namen) auf den Meeren unterwegs gewesen und nun wieder mit dem nassen Element durch seine Aufgabe bei Bäderland verbunden – der Lebensweg des Familienvaters verfolgt einen roten Faden, das Wasser ist und bleibt seine Leidenschaft.
Anwohner in Hohenfelde werden vor Eröffnung eingeladen – als Wiedergutmachung
Aber auch die Hamburger können sich auf die Eröffnung des Bades mit dem auffälligen Dach in rund vier Monaten freuen. Betreiber Bäderland plant sogar eine Überraschung für die ersten Gäste, sagte Firmensprecher Michael Dietel am Dienstag. Details wollte er noch nicht verraten – diese folgten im September, verspricht der Pressechef. Zur Eröffnung des Bades in Ohlsdorf 2019 hatte es kostenfreien Eintritt für die ersten Gäste gegeben – gut möglich, dass es wieder eine solche Aktion geben wird.
Was aber schon verkündet wurde: Die direkten Anwohner werden noch vor der Premiere zu einer Veranstaltung eingeladen. Als kleine Wiedergutmachung für die Unannehmlichkeiten während der Sanierung an der Sechslingspforte. Die derweil, wie bereits im April verkündet, noch immer im Zeit- und Kostenplan ist.
Alsterschwimmhalle: Baukosten bleiben bei 80 Millionen Euro
Für die Arbeiten waren und sind 80 Millionen Euro eingeplant. Und die Summe wird eingehalten, obgleich der Denkmalschutz aufwendig ist und die Restauratoren anfangs sogar vorgeschlagen hatten, jede einzelne Mini-Fliese wieder an ihrem ursprünglichen Ort zu verlegen. Dieser Plan wurde aber als zu teuer verworfen.
Wie früher erhalten, bleiben dafür aber der Sprungturm im Original-Orange der 70er-Jahre und das Dach des Gebäudes – das bei seiner Errichtung 1973 übrigens teurer geworden war als vorgesehen: Wurde der Bau der „Schwimmoper“ zunächst mit 24 Millionen D-Mark veranschlagt, betrugen die Baukosten am Ende 33 Millionen D-Mark.
Schwimmbad an der Alster: Wasser schon ins erste Becken eingelassen
Dass schon lange vor dem Start des Betriebes Wasser in das erste Becken eingelassen wird, ist dem enormen technischen Aufwand im größten Schwimmbad Hamburgs geschuldet. „Das Wasser läuft ein, aber gleichzeitig müssen die Aufbereitungsanlagen funktionieren“, sagt Projektleiter Ingo Schütz. Die passende Menge Chlor, der richtige pH-Wert, die Temperatur von gut 28 Grad, all das muss eingesteuert werden und kann nicht gleichzeitig in den verschiedenen Becken passieren.
Zudem muss das Wasser langsam eingelassen werden, ein Wunsch der Fliesenleger, denn das Material darf durch die Temperaturänderungen nicht über Gebühr in Spannung versetzt werden. Im laufenden Betrieb werden dann später 30 Liter pro Badegast und Tag nachgefüllt, sodass die Qualität und Quantität des kühlen Nasses erhalten bleibt, trotz Verdunstung und der Tropfen, die später im Handtuch der Schwimmer landen und so Stunde für Stunde im Becken verloren gehen.
Größere Fitnessbereiche und öffentlich zugängliches Wellnessbad
Die moderne Technik im neuen Bad wird derweil dafür sorgen, dass weniger Wärmeenergie benötigt wird. Und das, obgleich die Fitnessstudios von jetzt 200 auf mehr als 1000 Quadratmeter und der Saunabereich um ein öffentliches Wellnessbad erweitert werden.
Zugleich werden auch die Gäste mit einigen Neuerungen empfangen, und das bereits am Eingang: Bezahlen können sie an automatischen Kassen, auch per Handy, und Kurse lassen sich per App buchen.
Neue Technik in der Hamburger Alsterschwimmhalle größte Herausforderung
Der Preis soll sich für die Gäste in Hohenfelde nur geringfügig erhöhen, auf 7,10 Euro für eineinhalb Stunden. „Im Rahmen der Inflation“, sagt Sprecher Michael Dietel über die Konditionen in der Halle, die fortan fünf Wasserbecken unter einem Dach vereinen wird, darunter ein Kursbecken für Gesundheitsangebote. Damit wird die Wasserfläche von bisher rund 1400 Quadratmeter auf mehr als 2000 Quadratmeter erweitert.
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Obgleich oder gerade weil Badleiter Seemann schon viel Erfahrung hat – er war bereits in gleicher Position im Bille-Bad, in Wandsbek und im neuen Familienbad Rahlstedt tätig –, sieht er die neue Technik als größte Herausforderung bei der anstehenden Wiedereröffnung. „Es wird viel zu koordinieren sein“, schätzt der Fachangestellte für den Bäderbetrieb, nicht nur bei den neuen Zahlmethoden, sondern auch bei den modernen Schließanlagen der Schränke in den Umkleiden.
Schwimmbad Hamburg: Alsterschwimmhalle auf für Historiker interessant
Nichtsdestotrotz freut er sich auf den Neustart, denn es ist auch eine Rückkehr in seinen alten Heimathafen: Bereits von 1990 bis 2017 arbeitete Seemann als Teamleiter in der Alsterschwimmhalle.
Übrigens ist nicht nur die Schwimmhalle selber, sondern auch das Areal für Historiker interessant: Kürzlich noch gab es Neuigkeiten von Wissenschaftlern rund um die Bücherverbrennung 1933, die fälschlicherweise auf dem Gelände der „Schwimmoper“ verortet wurde.