Reinbek. Die Nachnutzung ist noch ungeklärt. Vom Rettungszentrum bis zum Wohnungsbau ist vieles möglich. Die Ideen der Fraktionen.

Seit Anfang Juli sind die etwa 91 aktiven Freiwilligen Feuerwehrleute von der alten Wache an der Klosterbergenstraße in die neue am Mühlenredder gezogen. Die Frauen und Männer können sich bisher noch Zeit lassen, das Gebäude besenrein an die Stadt zu übergeben, denn für die Nachnutzung der Immobilie gibt es noch keine konkreten Pläne. Ein Bericht von Bürgermeister Björn Warmer über das Ergebnis von Verhandlungen mit dem Kreis und dem DRK über ein Katastrophenschutzzentrum stehen noch aus.

Doch auch wenn die Politiker bisher noch keinen Beschluss dazu gefasst haben, haben sie dennoch viele Ideen, wie das Gebäude ansonsten genutzt werden könnte. Für das denkmalgeschützte Spritzenhaus von 1892 schräg gegenüber gilt das noch nicht, vielen Politikern ist nicht bewusst, dass es aktuell komplett leer steht.

Politische Gedankenspiele um die alte Feuerwehrwache

„Wir haben verschiedene Optionen durchgespielt“, sagt beispielsweise Patrick Ziebke, CDU. „Die beiden Bereiche Denkmalschutz – das Spritzenhaus ist sicher erhaltungswürdig – und das Gebäude sollte man trennen.“ Beim Altbau könne man sowohl über eine anderweitige Nachnutzung als auch über einen Neubau sprechen. „Uns ist wichtig, dass wir keinen langen Leerstand haben“, betont er. „Nach der Sommerpause sollten wir das einmal durchsprechen und dann eine ergebnisoffene Diskussion führen.“

Das alte Spritzenhaus (Baujahr 1892) an der Klosterbergenstraße steht unter Denkmalschutz
Das alte Spritzenhaus (Baujahr 1892) an der Klosterbergenstraße steht unter Denkmalschutz © BGZ | BGZ

Zu den aktuellen Verhandlungen sagt er: „Eine Rettungswache können wir uns dort nicht vorstellen, denn es gibt ja den Rettungsmittelbedarfsplan. Reinbek hat bereits eine Rettungswache am Krankenhaus und eine in Neuschönningstedt, die in den Neubau nach Stemwarde verlegt werden soll. Wir könnten uns dort eher eine Hilfsorganisation vorstellen. Doch die Nutzung müsste auch auskömmlich für Reinbek sein. Zuerst müssen wir die Bedarfe analysieren: Welche gibt es und wie können wir sie decken?“

Eine Palette an Nutzungsmöglichkeiten und Begehrlichkeiten

Günther Herder-Alpen, Fraktionschef der Grünen, erklärt, seine Fraktion sei noch am Sondieren, was die Zukunft der Immobilie angeht. „Es gibt dort eine ganze Palette an Möglichkeiten, die wir schon einmal beraten haben: von der öffentlichen Einrichtung bis zum Wohnungsbau“, sagt er. An diese Diskussion werden man anknüpfen. „Allerdings werden wir kein einziges städtisches Grundstück mehr verkaufen“, betont der Grünenchef. „Hamburg macht es uns vor: Wir werden es allenfalls noch in Erbpacht vergeben.“

Denkbar sei auch eine Nutzung durch die Bücherei, die Volkshochschule, die Schule oder einen anderen Verein. Von der Idee des Rettungszentrums erhofft Herder-Alpen sich nicht viel: „Darüber nachzudenken, ist sicher richtig, stimmt aber nicht mit den Plänen für die Rettungswachen in Oldesloe überein“, sagt er. Und auch das Krankenhaus St.-Adolf-Stift habe dafür keinen Bedarf angemeldet.

Die Politiker in der Mehrheit gegen einen Abriss

Auf jeden Fall plädiert Herder-Alpen dafür, zuerst über die Zukunft des Hauptgebäudes zu entscheiden, bevor man sich Gedanken zu dem denkmalgeschützten Gebäude von 1892 mache. „Vielleicht ergeben sich dort Synergien“, gibt er zu bedenken.

Bernd Uwe Rasch, Fraktionschef der Liberalen, will die Ergebnisse der Verhandlungen abwarten. „Erst danach werden wir uns Gedanken darüber machen, welche öffentliche Nutzung des Gebäudes wir bevorzugen“, sagt er. „Ob Jugendzentrum, Bücherei oder Kunst – dort ist vieles denkbar. Zuerst würden wir viele Bürger mit einbeziehen, denn die haben bestimmt noch bessere Ideen als wir kleine Fraktionen.“ Ein Abriss und Neubau seien jedoch die schwächsten Optionen. Dies käme nur infrage, wenn das Bauwerk keine sinnvolle Nutzung biete.

Wäre ein Rettungszentrum für Reinbek profitabel?

„Wir haben zu der Zukunft der beiden Immobilien noch keine konkreten Ideen entwickelt“, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Nikolaus Kern. „Wir haben das Thema Ende August während unserer Fraktionssitzung auf der Tagesordnung. Aus Gründen der Nachhaltigkeit sollten wir es auf jeden Fall nicht abreißen – aber das ist meine persönliche Meinung.“ Allerdings dürfe man die Entscheidung nicht auf die lange Bank schieben.

Leif Fleckenstein, Fraktionschef von Forum21, ist der Ansicht, dass das Gebäude die Voraussetzungen für ein Katastrophenschutzzentrum theoretisch erfüllen würde. „Die Frage ist, ob überhaupt Interesse besteht, denn diese Aufgabe obliegt dem Kreis. Und falls ja, ob ein Verkauf oder eine Miete für Reinbek profitabel wäre. Wir erwarten noch den Bericht des Bürgermeisters.“

Was sich Reinbek leisten kann und will

Ansonsten gebe es viele Bedarfe in Reinbek: „Wir müssen entscheiden, was Reinbek sich leisten kann und will“, sagt Fleckenstein. Für die Bücherei werde zurzeit eine nicht unerhebliche Miete gezahlt und die Sachsenwaldoberschule habe einen erhöhten Raumbedarf. Wenn die Volkshochschule in der ehemaligen Feuerwehr Räume nutzen könnte, könnte wiederum das Gymnasium noch stärker in die benachbarte VHS ausweichen.