Reinbek. Seit einem Jahr wird der Kleinwagen nicht bewegt. Die Halterin ist unbekannt verzogen. Jetzt hat sich die Polizei eingeschaltet.

Dieser rote Twingo lässt einer 55-jährigen Reinbekerin keine Ruhe. Seit einem Jahr parkt das Auto mit dem OD-Kennzeichen auf den Parkflächen am Grenzweg in Höhe des Einkaufszentrums in Neuschönningstedt. Verwitterte Visitenkarten von potenziellen Käufern klemmen am Fahrzeug.

Fast täglich fährt die Reinbekerin von ihrem Zuhause an der Eggerskoppel auf dem Weg zur Arbeit in Glinde an dem Twingo vorbei. „Das Auto ist mir aufgefallen, weil ich das gleiche Modell fahre“, sagt sie. Zuerst habe sie sich darüber gefreut, doch mittlerweile mache sie sich Sorgen. Warum wird das Auto nicht bewegt? Was ist mit der Halterin? Diese Fragen gehen ihr nicht aus dem Kopf. „Ich male mir Schlimmes aus“, sagt die besorgte Reinbekerin.

Reinbek: Roter Twingo am Grenzweg – Polizei ist eingeschaltet

„Die Modelle sind ja eher bei älteren Frauen beliebt. Ich fürchte, dass die Besitzerin schon längere Zeit tot und unentdeckt in ihrer Wohnung liegt“, erklärt sie. Sie könne sich einfach nicht vorstellen, dass jemand einfach so sein Auto stehen lässt, zumal dieses hier in einem augenscheinlich guten Zustand ist.

Deswegen hat sie die Polizei eingeschaltet und sich an unsere Redaktion gewandt. „Wir sind der Sache nachgegangen“, sagt Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion in Ratzeburg. Einen Hinweis auf ein Verbrechen gebe es nicht, sagt Fischer. Grundsätzlich dürften Autos auch dauerhaft auf öffentlichen Parkplätzen stehen, sofern die Parkzeit nicht beschränkt ist. Voraussetzung ist: Der Halter kontrolliert regelmäßig, dass kein temporäres Halteverbot eingerichtet wurde und stellt sicher, dass das Auto ordnungsgemäß angemeldet ist und über eine gültige TÜV-Plakette verfügt.

Und genau das ist bei dem roten Twingo nicht der Fall. Das Auto wurde laut Polizei zwangsstillgelegt, weil die Kfz-Versicherung nicht gezahlt wurde. Die Halterin allerdings, die ebenfalls am Grenzweg gemeldet war, sei „unbekannt verzogen“ und hat ihr Auto zurückgelassen.

Stadt unternimmt alles, Halterin ausfindig zu machen

Welche Gründe dahinter stecken, darüber kann Fischer nur Mutmaßungen anstellen. Trennung, Krankheit, Überforderung oder nur Vergesslichkeit – alles ist möglich. Das zu klären ist aber nicht Aufgabe der Polizei. Auch dass jemand seiner Meldepflicht nicht nachkommt, sei nicht selten, sagt die Polizeisprecherin. Deswegen aber werde die Polizei nicht tätig.

Doch was passiert jetzt mit dem roten Twingo? Darum kümmert sich das Ordnungsamt der Stadt Reinbek. „Das Fahrzeug ist uns bekannt“, sagt Penelope Friebel, Sprecherin der Stadt Reinbek. Ein entsprechendes Verfahren wurde bereits eingeleitet. Die Stadt unternehme nun alles, die Halterin zu ermitteln.

Sollte das nicht gelingen, klebt bald auf dem Twingo ein orangener Aufkleber, der ankündigt, dass das Auto nach einer gesetzten Frist abgeschleppt wird. „In den häufigsten Fällen kommen die Halter der Aufforderung aber nach“, sagt Friebel.

Rund 20 zwangsstillgelegte Autos stehen pro Jahr in Reinbek

Falls nicht, wird das Auto abgeschleppt und je nach Zustand und einer Aufbewahrungsfrist versteigert oder verschrottet. Welche Variante Sinn macht, bestimmt ein Gutachter. Bei einer Verschrottung belaufen sich die Kosten samt Verwaltungsgebühr schnell auf einen drei- bis vierstelligen Betrag. Kosten, auf denen die Stadt in der Regel sitzen bleibt und die die Allgemeinheit trägt.

Wie hoch der Betrag genau ist, lasse sich nicht beziffern, sagt Friebel. Der finanzielle Aufwand der Stadt Reinbek sei aber gering. Das liege auch daran, dass eine Versteigerung noch guter und fahrtauglicher Fahrzeuge die Kosten in den meisten Fällen decke.

Derzeit sind sechs widerrechtlich im Stadtgebiet Reinbek abgestellte Autos beim Ordnungsamt aktenkundig. Deren Halter sind bekannt und ein Verwaltungsverfahren ist eingeleitet.

Im Jahr summiert sich die Zahl auf etwa 20 Autos. Bei 19 Autos reagierten die Halter auf die Schreiben der Stadt, bei einem Fahrzeug wurden im vergangenen Jahr Zwangsmaßnahmen eingeleitet.