Reinbek. St.-Adolf-Stift wird gleich dreimal zertifiziert. Das Krankenhaus hat bereits weitere Pläne. Es will ein spezielles Zentrum werden.
Die Prüfung dauerte zwei Tage. Jetzt ist das Ergebnis da: Die Teams aus Chirurgie, Onkologie, Gastroenterologie, Radiologie und Qualitätsmanagement im Krankenhaus Reinbek leisten hervorragende Arbeit. Das dokumentieren drei Zertifikate, die das St.-Adolf-Stift von der Deutschen Krebsgesellschaft erhalten hat. Die Kontrolleure loben in ihrem Bericht explizit die „außergewöhnlich gute interdisziplinäre Zusammenarbeit, die sehr gut organisierte Tumorkonferenz und die durch Kennzahlen untermauerte hohe Behandlungsqualität sowie das intensive supportive Therapieangebot“, also Psychoonkologie, Sozialdienst, Familiale Pflege und Seelsorge.
Es handelt sich um Rezertifizierungen, denn bereits 2020 gab es diese Auszeichnungen für die Klinik in Stormarns Süden. Sie wurden verliehen für die Behandlung des Darmkrebses, von Bauchspeicheldrüsenkrebs und für Tumore der großen Bauchorgane. Der Ärztliche Direktor, Professor Stefan Jäckle, hat als Gastroenterologe selbst am Check teilgenommen. Er erklärt sein eigenes Fachgebiet so: „Das Gewebe der Verdauungsorgane wird von Tumoren häufig befallen. Durch Vorsorgeuntersuchungen wie einer Magen- und Darmspiegelung können wir das erkennen und die Verbreitung in andere Organe verhindern. Durch das Zusammenspiel mit Onkologen, Chirurgen und Radiologen können wir auch Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien nach individuellem Therapieschema gut behandeln.“ Mit mehr als 10.000 Untersuchungen pro Jahr verfügt das Team der Endoskopie über sehr viel Erfahrung.
Komplikationsrate bei Darmkrebsoperationen ist geringer als woanders
Chefarzt Cay-Uwe von Seydewitz ist zugleich Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums. Ihn hat eine Aussage im Audit besonders bewegt. Von Seydewitz: „Die Prüfer waren so begeistert, dass sie sagten, sie würden sich und ihre Familienangehörigen bei einer Krebserkrankung im St.-Adolf-Stift behandeln lassen. Das ist echt ein Ritterschlag für das gesamte Team.“ Professor Tim Strate, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, verweist zudem auf die niedrige Komplikationsrate bei Dick- und Mastdarmkrebsoperationen. Er sagt: „In der breiten Fläche liegt diese in Deutschland bei etwa zehn Prozent, internationale Spitzenzentren erreichen circa vier. Bei uns liegt die Rate bei unter zwei Prozent – gemessen an über 1000 operierten Darmpatienten.“
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Eine gefürchtete Komplikation bei diesen großen Darmoperationen ist laut Strate die Nahtinsuffizienz. Wenn diese auftrete, könne Stuhl in die freie Bauchhöhle gelangen, eine oft lebensbedrohliche Situation, die häufig eine erneute OP nach sich ziehe.
Für den kommenden Winter plant das St.-Adolf-Stift die Zertifizierung als Brustzentrum. Gelingt dieses Vorhaben, will das Krankenhaus in einem weiteren Schritt großes Onkologisches Zentrum werden. Ein solches gibt es in Schleswig-Holstein an der Uniklinik Lübeck.