Reinbek. Im April sollten die Bagger am Glinder Weg in Reinbek anrollen. Doch daraus wird nichts. Über die Gründe.
Risse, Rillen, Schlaglöcher – der Glinder Weg ist in einem miserablen Zustand, eine Sanierung dringend notwendig. Das ist unbestritten, 2,2 Millionen will die Stadt in die umfangreiche Erneuerung der Straße investieren. An einigen Stellen sollte der Fahrbahnquerschnitt erweitert und Haltestellen wie die am Forstplatz mit Wetterschutzeinrichtungen ausgestattet werden.
Am Rand sollten neue klimaresistente Bäume gepflanzt werden. An der geplanten Ausbaumaßnahme soll sich auch der Eigenbetrieb Abwasser der Stadt Reinbek mit einer Teilsanierung des Regenwasserkanals beteiligen. 10.000 Quadratmeter Verkehrsfläche sollen erneuert werden.
Planung soll noch einmal überdacht – Belange von Radlern mehr berücksichtigen
Das Geld für den Ausbau in drei Abschnitten war freigegeben, die Planung abgeschlossen, im April sollten eigentlich schon die Bagger anrollen. Dass das bislang nicht passiert ist, liegt daran, dass Bürgermeister Björn Warmer das Vorhaben kurzerhand gestoppt hat. „Ich möchte das Konzept noch einmal auf den Prüfstand stellen und ganzheitlich überarbeiten. Ob Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV oder Autoverkehr – die Belange für alle Verkehrsteilnehmer sind hier bislang nicht ausreichend berücksichtigt“, begründet Warmer die Entscheidung.
Ziel der Planung sei neben der Sanierung, den Glinder Weg für den Fahrradverkehr auszubauen, sagt Warmer. Die Sicherheit der Fahrradfahrer wäre mit der aktuellen Planung aber nicht ausreichend gewährleistet. Durch den Wegfall von Parktaschen – was bei Anwohnern für viel Ärger gesorgt hat – bestünde die Gefahr, dass der Autoverkehr zu schnell durch die Straße rolle, auch wenn Tempo 30 bliebe. Für die Fahrradfahrer ist nur ein Schutzstreifen, kein eigener Fahrradweg geplant.
Glinder Weg ist Prototyp für die Straßen der Zukunft in Reinbek
Das Konzept sei nicht zu Ende gedacht, so Warmer. Auch würde er gern die Ergebnisse aus dem neuen Radwegekonzept einfließen lassen. Das lässt die Stadt gerade erstellen. Es sei durchaus denkbar, dass diese einen anderen Streckenverlauf nehmen als den bisher geplanten. Die Ergebnisse sollen dann in die Ausbaupläne des Glinder Wegs einfließen.
„Das hätte schon viel früher passieren können. Die Velorouten sind schließlich ein alter Hut und beschäftigen die Stadt schon seit 2015“, kritisiert Roland Mörschel, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Reinbek. „Schon mein Vorgänger hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass die zu Ende gedacht und vor allem endlich umgesetzt werden müssen. So endet die Veloroute 2 aus Schönningstedt plötzlich im Nirgendwo an der Hermann-Körner-Straße“, sagt Mörschel.
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Bis die Bagger dann im Glinder Weg anrollen, wird also noch Zeit ins Land gehen, rechnet Warmer damit nicht vor 2024. So lange müssen Verkehrsteilnehmer also weiterhin Schlaglöcher und Unebenheiten in Kauf nehmen. „Der Glinder Weg ist quasi der Prototyp für die Sanierung und Umbau von vielen Reinbeker Straßen, die in Zukunft noch folgen sollen“, begründet Warmer den unerwarteten Stopp.
Runder Tisch Rad hätte an Ausbauplänen beteiligt werden müssen
Laut Mörschel, der als Vorsitzender des ADFC auch Mitglied beim runden Tisch Rad ist, wäre der Stopp nicht nötig gewesen. Denn das Gremium, das zur Förderung des Radverkehrs in Reinbek gegründet wurde, hätte eigentlich an den Ausbauplänen dieser und anderer Straßen beteiligt werden müssen. Das zumindest hat die Politik vor einem Jahr beschlossen.
„Das aber war nicht der Fall“, bedauert Mörschel. „Das zeigt mal wieder, welchen schlechten Stand Radler bislang in Reinbek haben“, sagt Mörschel. Daher sei es nicht verwunderlich, dass die Stadt beim jüngsten Fahrradklimatest des ADFC Schlusslicht in Schleswig-Holstein im Vergleich mit ähnlich großen Städten wurde.