Reinbek/Wentorf/Bergedorf. Brücke über die Bille von Reinbek nach Wentorf ist fertig, die Wege im Krähenwald aber sind eine Katastrophe. Und nicht nur die.
Der Weg ist endlich frei, aber leider beschwerlich. Nach 19 Monaten Bauzeit sind die Absperrungen an der neuen Brücke über die Bille Anfang Januar endlich entfernt worden, ist die beliebte Verbindung zwischen Wentorf und dem Bergedorfer Gehölz rüber in den Reinbeker Krähenwald wieder offen. Doch so richtige Freude will bei Radfahrern und Spaziergängern nicht aufkommen. „Die Wege sind schlammig, voller Kuhlen und Löcher. Wer hier entlanggeht und -fährt, braucht Gummistiefel oder motorisierte E-Bikes“, sagt Roland Mörschel, neuer Vorsitzender der Reinbeker ADFC-Gruppe mit 60 Mitgliedern. Zusammen mit seinen Nachbarkollegen, Ulf Albrechtsen vom ADFC-Bergedorf und Reiner Freund vom ADFC Wentorf, regt er nun an, die Wege zu sanieren. „Die Fertigstellung der Brücke könnte doch ein guter Anlass sein, auch die Wege davor und danach in Angriff zu nehmen“, sagt Freund.
Matschpiste im Wald: Spaziergänger und Radfahrer wünschen sich befestigte Wege
Mit Wegen meint er zum einen den, der durch den Krähenwald nach Reinbek führt, zum anderen den Verbindungsweg zwischen Möörkenweg und Chrysanderstraße. Der Sandweg führt vorbei an Kleingärten, unterquert die Bahn und läuft dann parallel zu den Bahngleisen. „Beide Wege sind sehr beliebt, sind seit Jahren in einem miserablen Zustand und nach Regenfällen eigentlich unpassierbar“, sagt das Reinbeker ADFC-Mitglied Steffen Steinecke, der vielen Joggern und Spaziergängern aus dem Herzen spricht.
Die ADFC-Mitstreiter regen eine ähnliche Befestigung wie im Bergedorfer Gehölz an. Hier wurden zwischen 2019 und 2021 rund zwei Kilometer Waldwege mit einem besonders haltbaren Naturmaterial befestigt. Die Umweltbehörde hatte dafür Sondermittel in Höhe von rund 100.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Eigentumsverhältnisse und Zuständigkeiten sind unklar
Doch bevor die Frage der Finanzierung geklärt wird, müssen erst einmal die Eigentumsverhältnisse und Zuständigkeiten untersucht werden. „Die sind bei der Reinbeker Verbindung nicht ganz klar“, sagt Uwe Eckstein, Leiter des Reinbeker Tiefbauamts, dem bei den Begehungen der Baustelle Billebrücke durchaus auch der schlechte Zustand des Weges aufgefallen ist. Ähnlich verhält es sich beim Bergedorfer Verbindungsweg: Das Bezirksamt verweist auf die Bahn, die Bahn verweist darauf, dass sie eigentlich nur für Wege oberhalb der Gleise zuständig ist, will die Sache aber zeitnah klären.
Bei dem Wort zeitnah sträuben sich den Mitgliedern des ADFC Reinbek ein wenig die Nackenhaare. „Seit sieben Jahren warten wir darauf, dass die dringlichsten Sofortmaßnahmen aus dem Reinbeker Radverkehrskonzept von 2015 umgesetzt werden“, sagt Mörschel, doch stattdessen soll das nun für rund 80.000 Euro aktualisiert werden. „Es geht darum, Schwachstellen aufzuzeigen, Velorouten auszuweisen und den Radverkehr in Reinbek und der Region insgesamt zu stärken“, sagt Jürgen Vogt-Zembol, Fachbereichsleiter Umwelt und Klimaschutz im Reinbeker Rathaus. Das sei auch dringend notwendig, sagt der Wentorfer Reiner Freund, der zu berichten weiß, dass die Reinbeker Radstrecken in der Region den Ruf haben, besonders schlecht zu sein und verweist auf die inoffizielle „Crossstrecke“ an der Schönningstedter Straße.
Zu eng, zu unübersichtlich, keine Markierungen – Radler haben es schwer im Reinbeker Zentrum
Das größte Gefahrenpotenzial im Stadtzentrum hatte Joachim Becker, der langjährige Reinbeker ADFC-Vorsitzende, der im vergangenen Jahr nach kurzer schwerer Krankheit verstarb, zwischen Rosenplatz und Landhausplatz ausgemacht. Zu eng, zu unübersichtlich, zu viele Wegeverschwenkungen hat er bereits im Konzept von 2015 vermerkt und sich Wegemarkierungen vor der Rewe-Einfahrt gewünscht. „Geändert hat sich nichts“, kritisiert sein Nachfolger Mörschel. Dabei sind im Haushalt sogar Planungs- und Ausbaukosten von Geh- und Radwegen in Höhe von 330.000 Euro eingeplant. Übrigens hatte Becker den schlechten Zustand des Weges durch den Krähenwald nach Bergedorf ebenfalls kritisiert, eine Drainage gefordert und einen Ausbau von aktuell 2,2 auf sechs Meter Breite.
„Wir brauchen endlich Butter bei die Fische und weniger Konzepte“, kritisiert auch Grünen-Fraktionsvorsitzender Günther Herder-Alpen. Die Politik verliere bei den vielen aktuellen Konzepten – Klimaanpassungskonzept, Mobilitätsanalyse, Radverkehrskonzept – langsam den Überblick. „Wir müssen Prioritäten setzen“, sagt Herder-Alpen. Deshalb hat seine Fraktion jetzt Reinbeks Klimaschutzmanager Lukas Rettmer zu Gast.
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Doch ein wenig tut sich auch etwas in Reinbek in Sachen Radverkehr – wenn auch mit vier Jahren Verspätung: Am Bahnhof wird aktuell das Fundament für die Bike-and-ride-Anlage mit 24 abschließbaren Stellplätzen an der Sophienstraße hergestellt. Acht Fahrradboxen sind mit Lademöglichkeiten für E-Bikes ausgestattet.
Wer Lust hat, sich für den dringend notwendigen Ausbau der Radinfrastruktur einzusetzen, ist beim nächsten ADFC-Stammtisch immer am ersten Donnerstag im Monat willkommen. Das nächste Treffen ist am Donnerstag, 2. Februar, um 19 Uhr ins Clubheim der TSV. Auch Nichtmitglieder sind eingeladen. Zudem erstellt der ADFC aktuell ein Programm für Radtouren in der Umgebung. Losgehen soll es damit im Frühjahr, sobald das Wetter besser ist und die Wege weniger matschig sind.