Hamburg/Reinbek. In nur zehn Tagen mussten neue Räume gefunden werden. Reinbeker Spedition Bode hilft beim Umzug.
Es war kein verfrühter Aprilscherz, als vor nicht einmal zwei Wochen Carolin Uhdes Telefon klingelte und man ihr sagte: Das Lager von Harrys Hamburger Hafenbasar und Museum muss geräumt werden. Und zwar nicht, wie ursprünglich vereinbart, bis Mitte des Jahres, sondern binnen zehn Tagen. „Das war schon ein ziemlicher Schock“, sagt die Kuratorin der Hamburger Attraktion.
Dann war schnelles Handeln gefragt. Ungezählte Schnitzereien, Holzfiguren, Messingskulpturen und Masken aus aller Herren Länder, die bis dato 150 Quadratmeter des Lagerraums in der HafenCity füllten, suchten quasi von heute auf morgen ein neues Zuhause – eine Mammutaufgabe.
Wegen neuer Brandschutzauflagen musste das Lager geräumt werden
Denn es musste nicht nur ein Umzug organisiert, sondern auch auf die Schnelle ein neuer Raum gefunden werden. „Als gemeinnütziger Verein haben wir kein Budget für eine hohe Miete“, so Uhde. Sechs Jahre lang war das Lager an der Hongkongstraße in der HafenCity. „Erst hatten wir einen Raum im Erdgeschoss. Weil dort aber die Miete erhöht wurde, mussten wir raus und konnten glücklicherweise mietfrei in die Tiefgarage darunter ziehen.“
Doch wegen neuer Auflagen im Brandschutz muss der Raum künftig frei bleiben. „Anfang des Jahres bekamen wir die Nachricht, dass wir umziehen müssen“, so Uhde. Allerdings eben ursprünglich erst im Sommer. Als klar war, dass ganz schnell eine Lösung her musste, kontaktierte die Hamburgerin quasi jeden, den sie kannte. „Von Olivia Jones bis zum FC St. Pauli habe ich so ziemlich alle nach Hilfe gefragt.“
Reinbeker Spedition Jan Bode und freiwillige Helfer meistern den aufwendigen Umzug
Zum Glück war unter denen, die sie um Hilfe bat, auch Frank Werner von der Paranormal-Research-Group Hamburg, besser bekannt als „Ghosthunters“. „Ich fragte auch herum und konnte tatsächlich kurzfristig jemanden finden, der Harrys Hafenbasar einen neuen Lagerraum in Hamburg zur Verfügung stellt“, so Werner.
Deshalb konnte der Umzug tatsächlich kurzfristig am Sonnabend, 1. April, gemeinsam mit dem Reinbeker Umzugsunternehmen Jan Bode und vielen freiwilligen Helfern über die Bühne gebracht werden. „Wir freuen uns sehr über so viel Unterstützung, einige sind sogar aus Lübeck und Duisburg vorbeigekommen“, so Uhde.
Das Lager wird als Nachschub für das Museum und Raritätengeschäft genutzt
Morgens um acht Uhr ging es los. „Es lief alles nach Plan“, so die Kuratorin. Am Vormittag war bereits eine große Ladung unterwegs zum neuen Standort. Die Helferinnen und Helfer packten fleißig mit an und schleppten Kartons. „Wir nutzen das Lager auch als Nachschub für Harrys Hamburger Hafenbasar und Museum, wo wir ja auch immer noch Schmuckstücke verkaufen“, so Uhde. Deshalb hat sie den Umzug auch als Gelegenheit genutzt, ganz besonders hübsche Stücke beiseite zu stellen, um sie zeitnah mit ins Museum zu nehmen.
Mittlerweile ist das Museum und Raritätengeschäft am Sandtorhafen im Herzen der Hamburger HafenCity zu Hause. Seit über 60 Jahren existiert die einzigartige Attraktion, in der Seemannsschätze aus allen Teilen der Welt bestaunt werden können. Auf 200 Quadratmetern können Besucher in 33 Kammern Exponate aus Afrika, Asien oder Südamerika begutachten.
1954 gründete Harry Rosenberg seinen Hafenbasar
1952 gründete der einstige Seemann Harry Rosenberg auf St. Pauli einen Briefmarken- und Münzhandel, den er mit Mitbringseln seiner Seemannszeit und dem Nachlass von Käpt’n Haase schmückte. Käpt’n Haase hatte 1894 in Hamburg eine Kneipe eröffnet, die er mit Kuriositäten seiner Seefahrerfreunde bestückte. Die Sammlung wuchs weiter und weiter, Käpt’n Haase gründete ein Museum. Nach seinem Tod wurde ein Nachfolger für die Schätze gesucht – und in Harry Rosenberg gefunden.
1954 gründete Harry Rosenberg offiziell Harrys Hafenbasar. Denn während sein Briefmarken- und Münzhandel nicht wirklich Kundschaft anzog, waren die Menschen begeistert von den exotischen Exponaten und wollten diese sogar kaufen. Rosenberg änderte sein Geschäftsmodell, erwarb Seemannsschätze, stellte sie aus, tauschte und verkaufte. Er gestaltete den Laden als Museum und nahm Eintrittsgeld.
Nach Rosenbergs Tod im Jahr 2000 stand die Institution vor dem Aus
Schnell wurde der Laden zur Berühmtheit und zog Schau- und Kauflustige an. Zu den Hochzeiten hatte Harrys Hafenbasar drei Verkaufsstellen mit 2600 Quadratmetern. 1996 übernahm seine Tochter Karin die Institution, es folgten mehrere Umzüge. Im Jahr 2000 starb Harry Rosenberg, es folgten schwierige Zeiten. 2011 starb auch Tochter Karin unerwartet.
Die damals 17 Jahre alte Tochter Kim Rosenberg führte den vom Ruin bedrohten Laden mit Freunden und Unterstützern kurze Zeit weiter. Am 1. September 2011 übernahm der ehemalige HNO-Arzt und Entwicklungshelfer Dr. Gereon Boos aus Faszination für die Historie des Museums den Hafenbasar mit mehr als 365.000 Objekten. Seit 2013 sind die gesammelten Schätze in der HafenCity zu Hause.
Seit 2017 wird das Museum von einer Stiftung fortgeführt
Boos sortierte die Sammlung, identifizierte die Ausstellungsstücke mithilfe von Kennern und Profis, hing Infos auf und bot erstmalig Gruppenführungen an. 2014 starb Gereon Boos im Alter von nur 47 Jahren an einem Hirntumor. Seit dem 30. Oktober 2017 wird das Museum von einer Stiftung fortgeführt mit dem Zweck, das Lebenswerk von Harry Rosenberg zu erhalten, zu pflegen und fortzuführen.
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Ein wichtiger Schritt ist mit dem Umzug des Lagers nun getan. Bei den Schmuckstücken, die Carolin Uhde beiseite gestellt hat, handelt es sich zum Beispiel um Masken aus Sri Lanka und Holzfiguren aus Afrika und Asien. Die können Interessierte schon sehr bald in Harrys Hafenbasar bestaunen. Denn nach einer Winterpause öffnet die Attraktion zu Ostern wieder ihre Pforten.