Ahrensburg. Jedes Jahr das gleiche Spiel – Geschäftsfrauen aus der Hagener Allee in Ahrensburg sind ratlos. Wie sie reagieren.
Treibt ein Strauchdieb oder – genauer gesagt – ein Blumendieb in der Hagener Allee in Ahrensburg sein Unwesen? Diese Vermutung hegen zumindest drei Geschäftsfrauen, die sich in der Interessengemeinschaft (IG) Hagener Allee engagieren. Denn schon seit Jahren spielt sich immer wieder das gleiche ominöse Geschehen ab: Über Nacht verschwinden etliche der von ihnen frisch gepflanzten Blumen spurlos aus den großen stadteigenen Pflanztöpfen vor den Geschäften. Fast wirkt es so, als habe der Diebstahl System.
Die in den 1980er-Jahren gegründete IG hat sich das Ziel gesetzt, mit unterschiedlichen Aktionen zur Attraktivität der beliebten Einkaufsstraße beizutragen. Immer wieder investieren Ewa Leya, Britta Sellemann und Dunja Paasch viel Zeit und Fleiß in die Aufgabe, die Pötte mit jahreszeitlich passenden Blumen zu bestücken und den Bestand zu pflegen. Doch nicht etwa damit sich mit derselben schönen Regelmäßigkeit ein offensichtlicher Blumenliebhaber daran bedient. Vielmehr soll die dekorative Farbenpracht alle Ahrensburger und Passanten erfreuen.
Dreister Blumendieb plündert Pflanzkübel: Kam er mit dem Auto?
Kein Wunder, dass das Damentrio alles andere als erfreut von den Vorfällen ist. Ewa Leya, die gemeinsam mit ihrem Mann Sven Leya das Herrenhaus Ahrensburg führt, bringt es ironisch auf den Punkt. Sie sagt: „Das passiert jedes Jahr immer wieder aufs Neue. Ich habe unschwer Lust, statt Blumen Kakteen zu pflanzen und als Dekoration Stacheldraht zu verwenden.“ Die scherzhafte Bemerkung über abschreckende Maßnahmen resultiert aus Überlegungen, wie dem oder den Dieben effektiv das Handwerk gelegt werden kann. Denn auch Deko wie Weihnachtskugeln oder Körbe werden nach Angaben Leyas entwendet.
Während Leya und ihre Mitstreiterinnen wegen des unbeständigen Wetters mit der Bepflanzung noch gewartet haben, ist Tanja Klam, Chefin des Bettenfachgeschäftes Bubert, selbst aktiv geworden und hat unter anderem leuchtend gelbe Narzissen in den Pflanzkübel auf dem Gehwegen gesetzt. Sie berichtet, dass sich über Nacht jemand an den Narzissen bedient habe.
Im vergangenen Jahr war das Ausmaß des Schadens noch größer. Sie sagt: „Zwei ganze Stiegen voll gefüllter Primeln waren auf einmal nach dem Wochenende weg.“ Unvorstellbar, dass die Blumen in einem Fahrradkorb oder einer Tasche abtransportiert worden seien. „Da muss nachts schon einer mit dem Auto vorgefahren sein und sie in den Kofferraum geladen haben.“ Einer, der sich auskennt offensichtlich. Auch die anderen Frauen berichten, dass die teureren Pflanzen besonders begehrt sind. Klam übt sich in Gleichmut, sagt: „Wir pflanzen eben immer wieder nach.“
Erwischt: Diebin musste Rose unter Aufsicht wieder einpflanzen
In diesem Frühjahr stehen neben Narzissen auch Bellis mit ihren pomponartigen Blüten bei den Dieben hoch im Kurs. Einzig die Rosen sind besser vor dem Zugriff der Langfinger geschützt. Wobei die Dornen auch nicht immer ein Hindernis darstellen, wie Dunja Paasch, Inhaberin von Paasch Immobilien, beobachtet hat. Ihr fiel eine Frau mit einer Rose auf, die eindeutig aus dem Topf vor ihrem Geschäft stammte. Paasch sagt: „Sie hielt sie in der Hand, und ich habe sie darauf angesprochen. Wir sind dann gemeinsam übereingekommen, dass der bisherige sonnige Standort für die lütte Rose doch der ideale ist.“ Die Formulierung zeigt, dass Paasch trotz allem ihren Humor behalten hat. Die Frau pflanzte die Rose wieder ein, damit war die Sache für die Immobilienmaklerin erledigt. Ein Einzelfall. Doch Rosen gedeihen nicht an allen Standorten.
Britta Sellemann, Inhaberin des Bekleidungsgeschäfts Mompti, kümmert sich um fünf Pötte, angefangen bei der Apotheke und Fielmann am Rondeel. Als sie am Montag in die Hagener Allee einbog, fielen ihr schon beim zweiten Topf die Lücken in der Bepflanzung auf. „Ich habe gesehen, da fehlen die Narzissen und auch Bellis, die fand wohl jemand besonders schön.“ Sie habe sofort Alarm in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe geschlagen. Paasch ergriff daraufhin die Initiative und füllte die Leerstellen wieder auf. Allerdings ganz bewusst nicht mehr mit den so beliebten Narzissen, sondern unter anderem mit Stiefmütterchen. „Ich finde es traurig, dass man nicht respektiert, dass wir etwas Schönes für alle machen.“
Blumendiebe: Vorfälle dauern bereits seit mehr als sieben Jahren an
Und die Diebstähle sind nicht das einzige Problem. Ewa Leya kritisiert, dass die Blumenkübel außerdem als Mülleimer missbraucht würden. Das Motto sei doch, „dass wir alle uns in Ahrensburg wohlfühlen und es genießen wollen“, daher verstehe sie das unsoziale Verhalten nicht. Doch: „Mit Wut kommen wir nicht weiter.“ Lieber geht sie positiv an die Sache. Ihre Idee: Paten für die Pötte zu finden und einen Wettbewerb zu starten, bei dem die schönste Bepflanzung prämiert wird.
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Und Paasch kann dem Diebstahl sogar noch etwas Positives abgewinnen. Sie sagt: „Dann muss unsere Gestaltung ja sehr schön sein. Wir freuen uns über das rege Interesse der Bürger an unseren Blumen, aber noch besser wäre es, wenn das auch für die Allgemeinheit erhalten werden könnte.“