Bargteheide. Wegen einer Panne sind bisher Dieselbusse auf den neuen Stadtverkehr-Linien gefahren. Wie das neue ÖPNV-Angebot angenommen wird.
Angekündigt waren die emissionsfreien E-Sprinter für die drei Stadtbuslinien in Bargteheide ja bereits für den Fahrplanwechsel im Dezember vergangenen Jahres. Wegen einer bösen Überraschung vor Weihnachten startete das prestigeträchtige Mobilitätsprojekt des Kreises Stormarn dann aber erst einmal mit klassischen Dieselbussen. Mit dreimonatiger Verspätung sind die elektrogetriebenen E-Busse nun aber in Bargteheide eingetroffen und wurden dort von Bürgermeisterin Gabriele Hettwer in Empfang genommen. „Wir freuen uns sehr, das ÖPNV-Angebot in der Stadt durch die E-Sprinter weiter verbessern zu können“, so Hettwer. Sie hoffe, durch das attraktive Angebot viele Einwohner zu animieren, künftig öfter vom eigenen Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen.
Wie bereits berichtet, hatte die ursprünglich im Spätherbst 2022 geplante Übernahme der Busse des niederländischen Herstellers VDL gestoppt werden müssen. Bei der Abnahme der 16 georderten E-Busse für die Stadtverkehre in Bargteheide, Schwarzenbek und Henstedt-Ulzburg durch den Betreiber Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) war festgestellt worden, dass mehrere Batterien Wassereinbrüche aufwiesen.
Neue E-Busse für Stadtverkehr Bargteheide: Batterien und Ticketautomaten sind neu
Die VHH hatten für das benötigte Kontingent keine Neufahrzeuge geordert, sondern eine Flotte, die im Nachbarland bereits als Vorführwagen unterwegs waren. Weil Ersatzbatterien zeitnah nicht zu beschaffen waren, verzögerte sich die Übergabe um mehr als drei Monate.
„Inzwischen sind aber alle Batterien ausgewechselt worden, und alle gelieferten Busse haben mehrere Testtouren erfolgreich bestanden“, versichert Thorge Storm, zuständiger VHH-Betriebsleiter. Nachgerüstet wurden sie zudem mit Fahrkartenautomaten, sodass Tickets nun im Bus gekauft werden können. „Auch mit Bargeld“, wie Gabriele Hettwer betont.
Ein Exemplar kostet 200.000 Euro
„Als Betreiber freuen wir uns, mit den hochmodernen Bussen den Technologiewechsel hin zur E-Mobilität in der Metropolregion aktiv begleiten zu können“, so Storm. Der ÖPNV werde dadurch weiter aufgewertet und Hamburg mit dem Umland noch besser verzahnt. „Zudem profitieren die Menschen in der Region durch weniger Lärm und Emissionen, bessere Luft und eine geringere Feinstaubbelastung“, erklärt Storm.
Die 200.000 Euro teuren Kleinbusse vom Typ MidCity Electric sind über eine Rampe für Rollstühle und Kinderwagen barrierefrei zugänglich und für bis zu 20 Fahrgäste ausgelegt. Die Fahrzeuge haben eine Reichweite von rund 130 Kilometern und müssen während ihrer Touren in Bargteheide nur einmal aufgeladen werden.
Für Verkehr in engen Straßen ausgelegt
Wegen ihrer kompakten Bauart sind die E-Sprinter gerade für den Verkehr in engen Straßen verdichteter Wohngebiete bestens geeignet. „Weil sie emissionsfrei unterwegs sind, leisten sie natürlich auch einen wertvollen Beitrag zur CO2-Reduktion“, zeigt sich Bargteheides Klimamanagerin Yasmin Eger von den neuen Gefährten angetan. Schließlich habe sich die Stadt ja auf die Fahnen geschrieben, bis 2035 klimaneutral werden zu wollen.
Eingesetzt werden die vier Kleinbusse auf den drei Stadtlinien 8107, 8108, 8109, die alle eine Anbindung an den Bahnhof und an die Gewerbebuslinie haben. „Die in Bargteheide verkehrenden Sprinter sind die ersten E-Busse in Stormarn im Dauerbetrieb“, berichtet Björn Schönefeld, ÖPNV-Fachmann der Kreisverwaltung. Sie läuteten gewissermaßen den Start für die sukzessive Umstellung der Busflotte auf E-Antriebe im gesamten Kreisgebiet ein, die bis 2030 abgeschlossen sein soll.
Pilotprojekt ist auf zwei Jahre begrenzt
Für den Betrieb der vier E-Sprinter – einer wird in Reserve gehalten – haben die VHH extra eine Ladeinfrastruktur auf dem Parkplatz am Friedhof Glindfelder Weg aufgebaut. Dort befinden sich zwei Schnellladesäulen mit vier Ladepunkten für die Zwischenaufladung der Batterien im Tagesbetrieb. Gefahren wird werktags von 5.30 bis 9 Uhr und von 15 bis 20 Uhr halbstündlich, außerhalb der Hauptverkehrszeiten sowie sonnabends von 6 bis 21 Uhr im Stundentakt.
Vorerst ist das Pilotprojekt des Kreises auf zwei Jahre bis Ende 2024 begrenzt. Finanziert wird es durch einen Fonds des Bundes zur Stärkung des kreisübergreifenden öffentlichen Personennahverkehrs, den Kreis Stormarn und die Stadt Bargteheide. Auf die drei Stadtbuslinien entfallen von der 16 Millionen Euro umfassenden Fördersumme des Bundes für die HVV-Partnerkreise Stormarn, Pinneberg, Segeberg und Herzogtum Lauenburg 400.000 Euro.
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„Ob das Angebot über das Ende des Förderzeitraums hinaus bestehen bleibt, entscheiden die Bargteheider durch ihre Nutzung praktisch selbst“, sagt Schönefeld. Einer ersten Fahrgastzählung im März zufolge, waren die drei Linien innerhalb einer Woche von 906 Personen genutzt worden.
„Das ist für den Anfang nicht schlecht, reicht für eine Verstetigung des Angebots aber nicht aus“, so der ÖPNV-Experte. Zielvorgabe seien im Schnitt fünf Passagiere pro Fahrt. Er sei aber optimistisch, dass sich der Zuspruch noch entwickeln werde. „Solch ein Projekt braucht normalerweise rund zwei Jahre, um sich zu etablieren. Wenn ab Mai das Deutschland-Ticket für 49 Euro kommt, das für viele Berufspendler durch Zuschüsse preislich sogar auf bis zu 25 Euro sinken kann, könnte es einen neuen Fahrgastschub geben, der uns den Zielwerten deutlich näher bringen kann“, glaubt Björn Schönefeld.