Bad Oldesloe. Arbeitsagentur zieht Bilanz: Arbeitsmarkt zeigt sich trotz vieler Krisen robust. Aber es gibt ein großes Problem.
Gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt in Stormarn: Der Kreis hatte 2022 mit 3,4 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote in ganz Schleswig-Holstein. Sie sank gegenüber 2021 um 0,2 Prozentpunkte. Das geht aus der Bilanz der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe hervor. Obwohl das Jahr von Krisen geprägt gewesen sei, habe sich der Arbeitsmarkt im Kreis erstaunlich robust gezeigt, so Agenturchefin Kathleen Wieczorek.
„Im ersten Halbjahr hatten wir einen vielversprechenden Start ins Jahr. Der Arbeitsmarkt erlebte nach dem Auslaufen der Corona-Beschränkungen einen beständigen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die Auswirkungen des Kriegsausbruches in der Ukraine, wie gestörte Lieferketten oder Sanktionen, blieben ohne Einfluss. Im Mai und Juni registrierten wir mit jeweils 3,1 Prozent die niedrigsten Arbeitslosenquoten des Jahres, die kaum noch über den Quoten der Vor-Corona-Jahre lagen“, so Wieczorek.
Infolge des Ukrainekrieges stieg die Arbeitslosenquote an
Doch im Sommer stieg die Arbeitslosigkeit wieder an. „Im Juni haben die Jobcenter die Betreuung und finanzielle Unterstützung der aus der Ukraine geflüchteten Menschen übernommen. Damit erfolgte auch deren Erfassung in der Arbeitslosenstatistik, und in der Folge stieg die Arbeitslosigkeit bis auf 3,6 Prozent im August“, sagt die Agenturchefin. In der zweiten Jahreshälfte pendelte sich die Quote bei 3,5 Prozent ein.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen weiter zurückgegangen. Im Jahresdurchschnitt lag sie 2022 bei 4450. Das waren 348 beziehungsweise 7,2 Prozent weniger als 2021. „Im Vorjahresvergleich zeigt sich die positive Entwicklung. Im ersten Halbjahr 2022 waren durchschnittlich 4263 Menschen arbeitslos. „Der Anteil der aus der Ukraine geflüchteten Menschen an der Gesamtzahl arbeitsloser Menschen stieg bis auf zeitweise 500 und lag damit bei rund 18 Prozent“, so Wieczorek.
Fachkräftemangel: Zahl der offenen Stellen erreicht Rekordniveau
Weiter ein Thema bleibt der Fachkräftemangel. So lag die Zahl der freien Stellen 2022 auf einem Rekordniveau. 4566 neue sozialversicherungspflichtige Stellen wurden im Laufe des Jahres gemeldet. Damit wuchs der Bestand im Jahresdurchschnitt auf 2621, 516 oder 24,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Blick auf die Stellenentwicklung unterstreiche, dass die Unternehmen trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin einen hohen Bedarf an Arbeits- und Fachkräften haben. „Auch die demografische Entwicklung wird spürbar. Bei den Unternehmen scheiden zunehmend mehr Beschäftigte altersbedingt aus“, sagt die Agenturchefin. Nicht nur ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch Ungelernte werden gesucht. Bei etwa jeder fünften offenen Stelle handelt es sich um eine Helfertätigkeit.
Auch ungelernte Mitarbeiter werden mehr und mehr gesucht
„In der Gesamtbetrachtung darf man sicher nicht nur von einem Fachkräftemangel, sondern eher von einem Arbeitskräftemangel sprechen. Für die Unternehmen in der Region ist es zunehmend eine Herausforderung, geeignetes Personal zu finden“, so Wieczorek weiter. Neben der beruflichen Integration geflüchteter Menschen seien Fachkräftesicherung, Demografie und Digitalisierung die Aufgaben der Zukunft.
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Auf die aktuellen Zahlen geblickt, sei der Arbeitsmarkt stabil geblieben, wie die Arbeitsagentur in der März-Bilanz bekannt gab. Die Arbeitslosenquote liegt den dritten Monat in Folge bei 3,7 Prozent. 4942 Menschen, also zwölf mehr als im Februar, waren im März in Stormarn arbeitslos. Wieczorek: „Mit knapp 2400 offenen Stellen bleibt der Personalbedarf in den Unternehmen groß. Insoweit setzte ich auf eine bald beginnende Frühjahrsbelebung, die wieder einen Rückgang der Arbeitslosigkeit erwarten lässt.“