Reinbek. „Ich war geflasht von den Nominierungen“, sagt Schulleiterin Karen Schmedemann. Die Lese-Apps kommen nicht nur bei Schülern gut an.

“ Das Gedränge in der „Leseinsel“ der Grundschule Mühlenredder ist groß. Während der großen Pause stehen die Kinder Schlange in der Schulbibliothek, um sich eines der Bücher oder eine „Toniebox“, ein Hörbuch mit Spielfigur, auszuleihen. Auf den tiefen Fensterbänken und in den Sitzsäcken sitzen sie einzeln oder zu zweit, blättern in Büchern oder lauschen versunken den Kopfhörern auf ihren Ohren. Die Leseförderung der Grundschule Mühlenredder ist offenbar voll eingeschlagen. Die Grundschulkinder haben sichtlich Spaß am Lesen.

Das wurde jetzt von der Stiftung Lesen honoriert. Die Reinbeker Schule ist in Berlin von Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, mit dem dritten Platz der Sparte „Herausragende Leseförderung mit digitalen Medien“ prämiert worden. 400 Schulen hatten sich bundesweit um den Preis beworben. Die Grundschule Mühlenredder hat die Jury mit ihrer Leseförderung durch die Integration digitaler Medien im Unterricht überzeugt.

„Ich war schon total geflasht, dass wir in zwei Kategorien nominiert waren – immerhin das erste Mal in der zehnjährigen Geschichte des Deutschen Lesepreises“, erzählt Schulleiterin Karen Schmedemann nach der Verleihung aufgeregt. „Ich dachte immer, das, was wir machen, ist normal – aber es muss ja doch etwas Besonderes sein.“

Kinder der Grundschule Mühlenredder lernen das Lesen spielerisch.
Kinder der Grundschule Mühlenredder lernen das Lesen spielerisch. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Die Kinder erklären, wie das Lernen heute funktioniert

Allerdings: So stehen für jede Klasse während des Unterrichts zehn Tablets bereit, die die Kinder jederzeit frei nutzen können. Mit Hilfe von QR-Codes können die Schülerinnen und Schüler eigenständig ihre Lese-App öffnen. „Die Kolleginnen können die Aufgaben an das individuelle Profil jedes Kindes anpinnen“, erläutert Karen Schmedemann. Und Claudia Schomann, Leiterin des Deutsch-Fachbereichs an der Schule, ergänzt: „Das Schöne ist, dass wir die Erfolge der Kinder sehen, wie weit und in welcher Zeit sie die Aufgaben schaffen. So kann jedes Kind im eigenen Tempo lernen.“ Die Eltern bleiben per Info-App auf dem Laufenden.

Wie das geht, erklärt Felina (7) aus der Klasse 1b: „Ich kann schon ein bisschen lesen, das übe ich manchmal auch zu Hause. Ganz oft mache ich das Blitzlesen. Dabei sollen wir möglichst viele Wörter in einer Minute vorlesen.“ Dafür scannt sie einen QR-Code von ihrer roten Karten ein. „Ich kann das auf den Tablet oder mit einer Wörterliste auf meiner roten Lesekarte machen.“ Wenn die Siebenjährige die Wörter auf dem Tablet liest, werden ihr dort ihre Erfolge angezeigt. Je nach Schwierigkeitsgrad gibt es verschiedenfarbige Lesekarten.

Mit Hilfe digitaler Medien lernen die Kinder eigenständig

Während sie noch Wort für Wort liest, kann ihr Klassenkamerad Lasse (7) schon mehr: „Ich habe da so einen Trick und kann schon zwei Wörter“, erzählt er. „Ich mag am liebsten Hörbücher, besonders ‘Mach mal Pause, Biber’. Wenn ich den QR-Code auf der Rückseite scanne, kann ich es mir anhören und mitlesen.“ Das Besondere an einigen Büchern ist, dass sie von den Viertklässlern eingelesen worden sind.

Ihr Mitschüler Jean-Luke (8) geht schon in die zweite Klasse und liest am liebsten „richtige Bücher – und zwar allein“. Sein Lieblingsthema ist der Fußball, denn: „Ich bin ein Fan“, erklärt er stolz. Das Lesen an sich ist für ihn bereits alltäglich: „Ich weiß gar nicht mehr, wie es zuerst war“, stellt er fest. Mit den digitalen Medien entwickeln die Kinder nicht nur ihre Lesekompetenz ganz selbstverständlich, sie erstellen auch Schnitzeljagden durch Reinbek für ihre spanischen Austauschgäste oder ein digitales Deutsch-englisch-Lexikon.