Lauenburg. Lauenburg. Die Lauenburger Stadtbücherei plant eine Bibliothek der Dinge, um die Medienkompetenz zu fördern.

Soviel ist klar: In einer Bücherei gibt es Bücher. Doch schon seit vielen Jahren ist das Sortiment deutlich erweitert: CDs, DVDs, Spiele und Zeitschriften gehören in allen Bibliotheken mittlerweile dazu. Die Stadtbücherei Lauenburg geht jetzt einen Schritt weiter: In ihrer Bibliothek der Dinge bietet sie künftig Gegenstände zum Ausleihen an.

„In Hamburg gibt es so etwas schon seit einem Jahr“, weiß Büchereileiterin Uta Silderhuis. Am 9. September 2017 feierte die Jugendbibliothek Hoeb4U ihren ersten Geburtstag am Hühnerposten mit einem neuen Angebot: #Stuff4U. Seit diesem Tag können Besucher neben den aktuellsten Medien auch 15 verschiedene Gegenstände ausleihen. Ein ähnliches Angebot schafft jetzt das Team um Uta Silderhuis. Die Hängematte ist dabei ein nettes Freizeit-Utensil, hauptsächlich geht es jedoch um Medienkompetenz – auf alten und neuen Geräten.

So wird es eine programmierbare Nähmaschine, einen MP3-Player, einen Walkman, Bluetooth-Lautsprecher, eine Polaroid-Kamera und ein GPS-Gerät für das beliebte Geo-Caching (moderne Form der Schnitzeljagd) geben. „Geräte eben, die nicht jeder zu Hause hat, die man kurzfristig aber mal braucht. Oder die man kennenlernen möchte“, sagt Uta Silderhuis. Die Lauenburger Stadtbücherei folgt damit einem bundesweiten Trend: Leihen statt kaufen spart nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt, weil Produkte geteilt werden.

Zugang zu ganz neuer Technik

Doch die Bibliothek der Dinge soll auch einen Zugang zu ganz neuer Technik ermöglichen. So wird es Virtual-Reality-Brillen (VR-Brillen) geben, mit denen man 360-Grad-Videos und -Spiele erleben kann. Und wer kennt schon die neuen Tonieboxen – quasi der Nachfolger der früheren Fisher-Price-Kassettenrecorder für Kinder? Die Kleinen platzieren eine Figur auf dem Tonwürfel – und schon erklingt das passende Hörspiel. Die Maus, das Sandmännchen, die kleine Hexe, Benjamin Blümchen und viele andere Figuren stehen zur Auwahl. Uta Silderhuis: „Es gibt auch Kreativ-Tonies, mit denen die Kinder eigene Geschichten aufnehmen können.“

Auch Botley darf in der Bibliothek der Dinge nicht fehlen. Der Miniroboter mit den Kulleraugen soll zum Erlernen von Programmierkonzepten anregen und das logische Denken trainieren. Er kann Hindernissen ausweichen, einem programmierten Weg folgen und Gegenstände verschieben. Botley ist sogar mit Geheimfunktionen ausgestattet, die es herauszufinden gilt. Beispielsweise kann man ihn „Hi“ sagen oder schwindelig werden lassen. „Er ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet“, sagt die Büchereileiterin.

Einsatz für Kindergärten und Schulen

Die Toniebox kostet rund 80 Euro, Botley rund 90 Euro, plus Zubehör. „Bei uns stehen diese Dinge künftig auch Familien zur Verfügung, die nicht so viel Geld haben“, sagt Uta Silderhuis. Ein Schrank, in dem die Bibliothek der Dinge präsentiert werden soll, ist bestellt, nach den Sommerferien kann die Ausleihe starten.

Darüber hinaus sollen die Gegenstände bei Büchereibesuchen von Kindergärten und Schulklassen sowie in E-Learning-Kursen der Schulen zum Einsatz kommen. Das Projekt ist sozusagen ein kleines Nebenprodukt des „Digitalen Knotenpunktes“. Wie berichtet, ist die Lauenburger Stadtbücherei eine von nur drei Einrichtungen in Schleswig-Holstein, die durch dieses Landesprogramm gefördert werden. Bis 2020 gibt es jährlich 120 00 Euro. Davon soll auch die Stelle eines Medienpädagogen finanziert werden, sie ist ausgeschrieben.

Internetarbeitsplätze, E-Books, iPad-Koffer und einen 3-D-Drucker gibt es in der Stadtbücherei bereits. „Die Medienkompetenz ist heute wichtig, um den Anschluss an aktuelle Entwicklungen nicht zu verlieren“, betont die Büchereileiterin, die sich selbst auf Messen und Tagungen immer wieder schlau macht. Befürchtungen, dass das Lesen bei all dieser Elektronik zu kurz kommen wird, teilt sie nicht: „Im Gegenteil. Ich denke, dass wir darüber viele Kinder gut ans Lesen heranführen können. Bücher und Büchereien wird es auch in Zukunft geben.“