Reinbek. Beteiligte hatten sich um Kompromiss und Ausnahmegenehmigung bemüht – vergebens. Ähnliche Probleme auch in Bergedorf.
Die Rechtslage ist klar, doch niemand ist wirklich glücklich darüber: Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten sind dabei, illegale Mountainbike-Trails im Krähenwald zurückzubauen. Außerdem werden noch Verbotsschilder aufgestellt.
Geländer sollen den Weg ins Unterholz versperren. Die Beteiligten hatten sich zuvor um einen Kompromiss und eine Ausnahmegenehmigung durch die Untere Forstbehörde der Kreisverwaltung Herzogtum Lauenburg bemüht, doch vergebens.
Steile Hänge im Krähenwald sind super für Mountainbiker
Die Hänge des Krähenwaldes fallen steil ins Billtal ab. Das sind ideale Voraussetzungen für Mountainbiker, die das Gefälle gern auch im Unterholz nutzen – und auch ausbauen. Doch genau wegen der Hanglage stehen große Teile dieses Waldes unter Landschaftsschutz.
Im Krähenwald werden auf etwa 300 bis 500 Metern Trails befestigt, Schanzen aus Holz gebaut oder der Hang mit Brettern vorm Abrutschen gestützt. All dies ist jedoch illegal. „Das Radfahren ist im Wald nur auf den befestigten Wegen erlaubt“, betont Förster Maximilian Scheel.
Rückbau der Bike-Trails: Jugendliche zeigten sich einsichtig
Andernorts ist dieser Konflikt zwischen Naturschutz und Mountainbiker offen zutage getreten, etwa in den Harburger Bergen oder auch am Bergedorfer Elbhang. Erst im Mai berichtete unsere Zeitung über den Zwist über einen Mountainbike-Trail, den das Bergedorfer Bezirksamt zerstörte, weil es die Folgen seiner Verkehrssicherungspflicht fürchtete. Diese sei auch für die Landesforsten ein Problem, sagt Maximilian Scheel. Dennoch hat er sich um eine Lösung bemüht.
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Als er jugendliche Biker im Wald traf, sprach er sie an. „Sie zeigten sich sehr einsichtig und fragten offen, ob man nicht einen offiziellen Trail einrichten könnte“, berichtet Reinbeks Revierförster. „Es ist doch schön, wenn es den Jugendlichen im Wald gefällt“, sagt er.
Das Thema poppt seit mehr als 20 Jahren immer wieder auf
Die Idee gefielt ihm, und er sprach das Thema bei seiner Betriebsleitung der Landesforsten Schleswig-Holstein an. Auch die war von dem Gedanken angetan, doch die Genehmigungen musste die Untere Forstbehörde erteilen. Dort hatte Scheel einen Antrag auf Nutzungsänderung gestellt. Mitgeschickt hatte er Karten sowie einen Vertragsentwurf für die Stadt Reinbek.
Zuvor hatte engagierte Förster nämlich noch Reinbeks Jugendbeauftragten Ulrich Gerwe mit ins Boot geholt. Für den ist das Thema nicht neu: „Maximilian Scheel ist bereits der vierte Förster, mit dem ich dieses Thema bearbeite“, erklärt er. „Einer der Trails ist bereits 20 Jahre alt.“
Untere Forstbehörde lehnt offiziellen Mountainbike-Trail ab
Auch Rückbauten habe es immer wieder gegeben. Gerwe hat das Thema der Politik vorgestellt. Denn die Landesforsten hatten die Idee, dass die Stadt eine Waldfläche, etwa im Klosterbergenwald, pachtet oder kauft, um dort den Trail zu bauen.
Doch die Idee des offiziellen Mountainbike-Trails im Wald, hat die Untere Forstbehörde abgelehnt: vor allem aus rechtlichen, aber auch aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht sei der Mountainbikesport mit dem Waldschutz nicht vereinbar. Das mussten Gerwe und Scheel den etwa 200 enttäuschten Mountainbikefans, die seiner Einladung zum Ortstermin gefolgt waren, erklären. „Darunter waren auch junge Erwachsene, die eben kein aufgemotztes Auto, sondern lieber Fahrrad fahren“, sagt Gerwe.
Flattergras und Buchen im alten Wald verhindern den Trail
Maximilian Scheel erläutert die Ablehnung des Amtes: „Wir haben hier einen geschützten Landschaftsbereich am Steilhang, ein Biotop mit Flattergras und Buchen sowie vor allem einen alten Waldstandort. Denn der Wald wächst hier schon länger als 200 Jahre.“ Abholzungen nach dem Zweiten Weltkrieg spielten bei der Bewertung keine Rolle.
Reinbeks Förster bedauert, dass die Untere Forstbehörde des Kreises keine Ausnahme machen konnte. Denn er teilt mit Gerwe die Meinung, dass sich das Problem nur verlagern werde. Teure Räder, von denen einige 3500 Euro gekostet haben, stellen die jungen Leute nicht in den Keller, vermutet er.
Entscheidung als „unsäglich“ kritisiert
„Diese Entscheidung ist unsäglich“, sagt der Jugendbeauftragte. „Natürlich verstehe ich die rechtliche Seite. Aber selbst der Deutsche Alpenverein ist um einen Interessenausgleich bemüht. Das ist doch eine ambivalente Geschichte. Und mein Herz schlägt klar für die Jugendlichen, die sich hier zusammengetan haben, die gemeinsam kreativ geworden sind und etwas gebaut haben.“ Er fürchtet, dass sich viele der jungen Leute nun in digitale Welten fliehen könnten.
Scheel sieht sich indes zwischen allen Stühlen: „Es ist schade, dass wir Mountainbikern keine Lösung anbieten konnten. Schließlich wollen wir die jungen Leute für den Wald begeistern.“ Andererseits liege ihm selbstverständlich der Schutz des Waldes am Herzen, der nun anderswo Schaden nehmen könnte.
Kooperation mit Sportverein als Lösungsansatz?
Die Landesforsten prüfen zurzeit zwar noch eine Fläche in den Oher Tannen. Doch im Wald sieht er kaum eine Chance für eine offizielle Lösung, denn das Waldgesetz gelte auch auf privatem Grund. „Wir haben in Schleswig-Holstein nur etwa einen Waldanteil von elf Prozent, bundesweit liegt er bei 33 Prozent.“ Daher sei der Wald in Schleswig-Holstein meist an alten Standorten angesiedelt.
Gerwe will nicht aufgeben und weiter an einer Lösung arbeiten. „Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeiten, einen Trail in einer alten Kiesgrube anzulegen“, schlägt er vor. „Vielleicht gibt es auch eine Möglichkeit, einen der Sportvereine mit einzubinden.“ Schließlich sei der Mountainbikesport sehr attraktiv. Neuen Ideen gegenüber ist der Jugendbeauftragte jedenfalls aufgeschlossen.