Reinbek. Extinction Rebellion ruft vor dem Rathaus den Klimanotstand für Reinbek aus. Was die Klimaschützer fordern.
Auch in Reinbek herrscht Klima-Notstand – wie am Montag, 16. Januar, auf einem Transparent vor dem Rathauseingang der Klimaschutzaktivisten von Extinction Rebellion (XR) zu lesen war. Mit den Worten „Statt Blumen“, überreichte Aktivistin Juliane Thietje Bürgermeister Björn Warmer eine mit Forderungen und Wünschen geschmückte Tanne, die dieser lächelnd entgegennahm.
Noch vor einem Jahr hatte XR morgens früh nach einer diskreten Mini-Demonstration auf dem Arbeitsweg und bevor das Rathaus überhaupt geöffnet hatte, einen Berg alter Tannenbäume mit einigen Pappschildern hinterlassen. Mit dem Ergebnis, dass die Rathausmitarbeiter zum Dienstbeginn nur noch Hausmeister vorfanden, die ein paar Nadeln zusammenfegten. Eine sinnlose Aktion befand der Bürgermeister damals, der die Ziele der Bewegung sogar begrüßt.
Extinction Rebellion: Aktivisten fordern Ansagen der Politik für den Klimaschutz
Jetzt verabredeten sich die Aktivisten mit dem Verwaltungschef vor dem Rathaus. Wegen seines vollen Terminkalenders allerdings mitten am Tag, sodass allein Juliane Thietje und Stefan Gertz vor dem Rathaus erschienen. Immerhin kam es auf diese Weise zu einem Gespräch zwischen Aktivisten und Verwaltungschef. „Unsere dezentrale, basisdemokratische Bewegung hat zwei Ziele“, erklärte der Reinbeker Umweltschützer Gertz. „Denn wir haben ein Problem im Sinne der Klimakrise: Seit Jahrzehnten mahnen Klimaforscher dringendes Handeln an.“
Klimaforscher Hans Joachim Schellenhuber habe die Rechnung aufgestellt, dass jeder Deutsche pro Jahr nur noch drei Tonnen Kohlendioxidausstoß verursachen dürfte – statt bisher durchschnittlich elf – um die Erderwärmung auf unter zwei Grad einzudämmen. Daher fordere XR einerseits Aufmerksamkeit für die Klimakrise ein. „In diesem Punkt sind wir schon recht weit gekommen“, sagt Gertz. „Aber unser zweites Ziel ist es, ins Handeln zu kommen und dort treten wir leider auf der Stelle.“ Daher brauche die Gesellschaft dringend Ansagen aus der Politik – so wie es auch während der Pandemie funktioniert habe.
Bürgermeister verspricht: Bessere Rahmenbedingungen sind in Arbeit
„Aber in Reinbek werden immer noch viel zu viele Flächen versiegelt, obwohl sie sich Stadt im Grünen nennt“, kritisierte Juliane Thietje. „Mir blutet das Herz, wenn ich sehe, was und wie an der Schatzkammer gebaut worden ist.“ Ihr Mitstreiter fordert: „Die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen, damit wir eine Welt erhalten, die noch lebenswert bleibt.“
Was die Straße Schatzkammer angeht, wo so eng gebaut und gepflastert wurde, dass dort kaum noch ein Strauch Platz hat, hielt Bürgermeister Björn Warmer dagegen: „Das wäre in Hinschendorf so heute nicht mehr möglich.“ Er erläutert, dass die Reinbeker Politik Veränderungssperren verhängt und sieben Bebauungspläne neu auflegt hat, zwei darunter für Hinschendorf. Außerdem arbeitet die Stadt an einer neuen Baumschutzsatzung, sodass Bäume künftig auch bei Bauvorhaben geschützt seien. „Wir bauen alles neu auf“, erläuterte der Verwaltungschef. „Das wird eine ganz andere Herangehensweise.“
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Extinction Rebellion: Botschaft der Klimaschützer ist angekommen
Stefan Gertz sagte zögernd: „Wir nehmen das einmal als positives Zeichen. Aber es gibt noch viel zu tun.“ Björn Warmer lädt die Umweltschützer dazu ein, sich in drei bis vier Jahren erneut zu treffen und über das Thema zu sprechen. Er ist zuversichtlich, dass sich viele der Forderungen im Baum dann erledigt haben, zum Beispiel mehr Photovoltaik auf kommunalen Dächern – für vier Dächer würden aktuell PV-Anlagen geprüft. Die Beleuchtung in kommunalen Gebäuden sei bereits per Bewegungsmelder gesteuert, und die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt.