Wohltorf/Reinbek. Ortsgruppe will durch Aktionen in der Sachsenwaldregion auf Klimaerwärmung und die katastrophalen Folgen hinweisen.
Die Klimaerwärmung wird katastrophale Folgen nach sich ziehen: politische und wirtschaftliche Instabilität, leidende Ökosysteme, Extremwetter, Flüchtlingswellen – ein Weckruf für Andrea Conradi. Für die Wohltorferin gab ein eindringlicher Vortrag den Ausschlag, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen. Seit Juni vergangenen Jahres ist sie Mitglied bei der Extinction Rebellion (XR) Gruppe Bergedorf, Anfang dieses Jahres gründete sie die Ortsgruppe Sachsenwald. Die Corona-Krise hatte die Gruppe zwar ausgebremst, doch laufen die Planungen für Aktionen und Vorträge weiter. Denn die Zeit laufe ab, es müsse jetzt etwas passieren, getreu des zentralen Mottos von Extinction Rebellion.
„Durch das aktuelle Klimaschutzgesetz werden wir nicht unter das Zwei-Grad-Ziel kommen“, sagt die Wohltorferin, die in Glinde als Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie arbeitet. Für Ende des Jahrhunderts sei vielmehr eine Klimaerwärmung um bis zu fünf Grad zu erwarten. „Von 2030 an wird das richtig spürbar werden“, so ihre Prognose. In einem Vortrag mit anschließender Diskussion im CoWorkLand (Casinopark Wentorf) soll es genau darum gehen. „Warum Klima- und Umweltkipppunkte so gefährlich sind und wie wir sie verhindern können“, lautet das Thema, zu dem Andrea Conradi am 22. Juni um 19 Uhr spricht.
„Reine Infostände zeigen kaum Wirkung“
Die XR-Gruppe der Sachsenwaldregion schließt sich zudem am 20. Juni um 11 Uhr einer Aktion der Bergedorfer Gruppe auf dem Bahnhofsvorplatz an. „Reine Infostände zeigen kaum Wirkung“, sagt Conradi. XR wolle die Menschen aufrütteln. In den vergangenen Wochen hatten die Mitglieder bereits Plakataktionen entlang des Billewanderwegs gestartet. Straßenblockaden soll es im „staugeplagten Reinbek“ jedoch nicht geben, so Conradi.
Die Idee von Extinction Rebellion ist es, durch aufsehenerregende Aktionen die Politik zum Handeln zu bewegen. So soll der CO2-Ausstoß reduziert, das Aussterben von Arten gestoppt und eine Klimakatastrophe abgewendet werden. Ein Werkzeug könnten auch Bürgerversammlungen sein, die auch die Sachsenwaldgruppe anregen möchte, so Conradi.
XR-Gruppe Sachsenwald trifft sich wieder am 23. Juni
Obwohl der einzelne wenig ändern könne, achtet Conradi selbst auf ihren ökologischen Fußabdruck: Für Reisen nutzt sie Bahn und Fahrrad, sie verzichtet weitestgehend auf tierische Produkte. Ihre Gasheizung wird sie auf eine Wärmepumpe umstellen und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren lassen. „Das wichtigste aber ist, dass die politischen Weichen für den Klimaschutz gestellt werden“, sagt Andrea Conradi.
Zu der Bergedorfer Gruppe zählten im Mai 2019 sechs Leute, jetzt sind es mehr als 100. In der Sachsenwald-Gruppe bringen sich acht Mitglieder ein. Das nächste Treffen ist für den 23. Juni geplant. Interessierte stoßen einfach um 19 Uhr im C-Haus (Schulstraße 15) dazu. Bei Extinction Rebellion werden in verschiedenen Arbeitsgruppen auch Menschen gesucht, die Kostüme für Aktionen nähen, Banner gestalten, Infovorträge vorbereiten oder sich für Bürgerversammlungen stark machen. „Es ist ein gutes Gefühl, sich zu engagieren“, sagt Conradi.
Über Extinction Rebellion
Extinction Rebellion (XR) – wörtlich: Rebellion gegen das Aussterben – ist eine 2018 in London gegründete Bewegung. Weltweit haben sich dezentrale Gruppen gebildet, um durch zivilen Ungehorsam bei gewaltfreien Aktionen Aufmerksamkeit für ihre Ziele zu erreichen. XR will die Regierung dazu bewegen, den gesetzlichen Rahmen zur Umsetzung der Forderungen zu schaffen. Die Aktivisten fordern, den ökologischen Notstand zu erklären, Treibhausgas-Emissionen bis 2025 auf Netto-Null zu reduzieren und ökologischen Raubbau einzudämmen. Während Bürgerversammlungen sollen Lösungsvorschläge ausgearbeitet werden. Vom 12. bis 21. Juni ist eine digitale Aktionswelle geplant.