Reinbek. Die Stadt will den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen, kündigt Bürgermeister Björn Warmer beim Neujahrsempfang an. Was geplant ist.
Die Aufgabe ist riesig, die Zeit knapp und der Appell eindringlich: „Zum Klimaschutz gibt es keine Alternative. Wir müssen möglichst schnell möglichst viel CO2 einsparen“, sagte Bürgermeister Björn Warmer beim Neujahrsempfang am Sonntag im Schloss Reinbek vor rund 200 Gästen. Warmer setzt damit einen von zwei Schwerpunkten in Reinbek für dieses Jahr.
Der zweite ist die Modernisierung der Schulen. „Da sind wir nach der Fertigstellung des Schulzentrums am Mühlenredder auf einem guten Weg. Als nächstes gehen wir die Gertrud-Lege-Schule mit einer Investitionssumme von zehn Millionen Euro und das Sachsenwaldgymnasium an“, so Warmer. Der Klimaschutz aber sei eine Aufgabe, das weiß auch der Rathauschef, „die nicht von heute auf morgen zu realisieren ist. Aber übermorgen“, zeigte er sich zuversichtlich.
Reinbek will Klimaschutz forcieren – auch mithilfe der Geothermie
Die Unterstützung der Politik ist ihm bei dieser riesigen Herausforderung gewiss: „Klimaschutz ist Vorsorge für die Zukunft. Daran ist uns allen gelegen“, sagt Bernd Uwe Rasch, dessen FDP-Fraktion in Reinbek durchaus grüne Themen setzt. So ist es den Liberalen zu verdanken, dass sich Reinbeks Klimaschutzmanager Lukas Rettmer jetzt darum kümmert, wie es sich künftig angesichts immer heißerer Sommer und immer regelmäßigeren Starkregenereignissen trotzdem in Reinbek noch gut leben lässt.
„Zusammen mit unseren Nachbarkommunen Wentorf und Glinde werden wir ein Handlungskonzept in Auftrag geben. Die Ausschreibung wird aktuell vorbereitet“, sagt Rettmer. Geografen, Städteplaner und Biologen werden sich in dem 200.000 Euro teuren Konzept – Reinbeks Anteil beträgt 130.000 Euro – mit versiegelten Flächen, Grünanlagen, Geschosshöhen und Frischluftschneisen befassen, aber auch mit Fließwegen des Wassers und Sielgrößen. „Feuerwehreinsätze nach Starkregenereignissen nehmen eindeutig auch in Reinbek zu“, sagt Reinbeks Feuerwehrchef Hans-Jörg Haase.
Neuralgischer Punkt ist nach wie vor das Wehr zwischen Mühlenteich und Bille. Durch das fließen die Wassermassen, die zuvor aus zwei Richtungen – Reinbek und Wentorf – den Berg hinabströmen. Das Wehr zu vergrößern, könnte eine Empfehlung im Konzept sein, das höchstwahrscheinlich 2024 vorliegen wird.
Es darf nicht nur Anpassungen an den Klimawandel geben
Was die Stadt am Ende daraus umsetzt und wie viel Geld sie dann in die Hand nimmt, wird in den Händen der Politik liegen. Es besteht die Gefahr, „dass sich die Stadt in Konzepten verliert, zu viel Zeit verloren geht, aber die eigentliche Umsetzung in den Hintergrund gerät“, so Jürgen Rieger von der Klimaschutz-Initiative Sachsenwald. Zudem warnt er davor, nur die Anpassung an Klimaveränderungen im Blick zu haben, während eigentliche Klimaschutzmaßnahmen hinten runterfallen.
Das Klimaschutzgesetz des Landes Schleswig-Holstein will das verhindern und verpflichtet seine Kommunen bis 2045 zur CO2-Neutralität bei der Beheizung und Kühlung aller privaten und öffentlichen Gebäude. Öl- und herkömmliche Gasheizungen sind dann nicht mehr erlaubt.
Reinbek, Wentorf und Glinde erstellen gemeinsam Energie-Konzept
„Eine Mammutaufgabe“, sagt Jürgen Vogt-Zembol, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Klimaschutz im Reinbeker Rathaus. Wie diese zu bewältigen ist und woher zukünftig die Wärme kommen soll, soll ein weiteres Konzept zeigen, das Reinbek ebenfalls zusammen mit Wentorf und Glinde für insgesamt 117.000 Euro noch in diesem Frühjahr in Auftrag gibt.
„Alternativen wie Biogasanlagen aber auch Geothermie, auch Erdwärme genannt, werden darin sicher eine Rolle spielen“, sagt Vogt-Zembol, der schon sehr gespannt auf die Vorschläge ist, die ebenfalls in 2024 erwartet werden. Dass sich die Gesteinsschichten unter Reinbek grundsätzlich für Geothermie eignen, haben schon frühere Untersuchungen gezeigt.
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„Mama, Papa, das Klima geht kaputt“, steht auf den großflächigen Plakaten der Klimaschutzinitiative Sachsenwald mit rund 30 Mitstreitern. Zu übersehen sind die meterhohen Plakate an prominenter Stelle wie am Schmiedesberg und an der Schlossstraße nicht und tragen langsam Früchte: „Wir beobachten ein Umdenken, insbesondere bei Photovoltaikanlagen ist die Angst verschwunden“, sagt Rieger.
Angst davor hatte Günther Herder-Alpen nie. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen hat auf seinem Dach schon lange PV-Module und freut sich, dass davon bald noch mehr auf öffentlichen Gebäuden zu sehen sein werden. Eines der ersten Dächer, das damit bestückt wird, wird auf Antrag der Grünen das der neuen Feuerwehr am Mühlenredder sein. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass es sich dafür eignet.