Reinbek. Heckenhöhe, Dachform, Hauslänge: Politik will klare Regeln für Neubauten. Bis dahin gilt in sieben Stadtteilen eine Veränderungssperre.
Viele verwunschene Gärten mit Sträuchern, Hecken und Obstbäumen, kleine Einzelhäuser, zahlreiche Bäume und den Wald vor der Tür: Reinbeks Stadtteil Hinschendorf hat etwas von Bullerbü. Doch in jüngster Zeit werden viele der alten Häuser abgerissen, und die modernen Neubauten passen nicht überall ins Bild.
Denn vielerorts gab es in den historisch gewachsenen Stadtteilen keine Bebauungspläne, erlaubt war bisher, was gefällt. Die steigenden Preise führten dazu, dass die Baufenster stärker genutzt wurden und die Gärten immer kleiner, die Flächen immer stärker versiegelt wurden. Dem will die Stadt Reinbek jetzt einen Riegel vorschieben.
Stadtplanung Reinbek: Charakter des Viertels soll genau erfasst werden
Um einerseits das Stadtbild zu erhalten, andererseits aber auch behutsame Nachverdichtung zu ermöglichen, hat die Politik im gesamten Stadtgebiet Reinbek sieben Veränderungssperren verhängt: für Prahlsdorf, Hinschendorf (Nord und Süd), Scharnhorst sowie Neuschönningstedt, Langeloher Weg, Grünes Tor sowie das Stadtviertel um die Maria-Magdalenen-Kirche herum. Denn dort sind die Politiker dabei, für diese Stadtteile neue Bebauungspläne aufzustellen. Zusätzlich kommen noch Erhaltungssatzungen wie die für die Kückallee auf den Prüfstand.
Dafür investiert Reinbek mehr als eine Million Euro. Dieses Projekt kostet die Stadt aber nicht nur viel Geld, sondern vor allem Arbeit: Denn um den Charakter eines Stadtviertels zu erfassen, muss jedes einzelne Flurstück angefasst und geprüft werden – echte Handarbeit. Und die Zeit drängt, da eine Veränderungssperre nur für zwei Jahre gilt. Deshalb hat die Stadt Reinbek zur Unterstützung des Bauamtes einige Planungsbüros beauftragt.
Viertel besteht aus drei Zonen unterschiedlicher Bebauung
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses setzte sich die Politik mit den beiden Vorentwürfen des B-Plans in Hinschendorf und dem der Stemwarde-Siedlung in Neuschönningstedt auseinander – teilweise sehr detailliert. Volker Dahms (FDP) forderte schon zum Sitzungsbeginn getrennte Beratungen und Abstimmungen zu den Dachhöhen, der Grundflächenzahl (GRZ), zur Anzahl der Wohnungen und der Anzahl der Stellflächen.
„Denn der Vorschlag des Planungsbüros entspricht genau nicht dem, was wir uns wünschen“, erklärte er als Leiter der vergangenen Sitzung. „Darin finde ich mich nicht wieder.“
Doch zuerst gab Stadtplanerin Mona Borutta vom Büro Elbberg einen Überblick zum Baubestand des Viertels. Sie unterscheidet drei Zonen mit unterschiedlich homogener Bebauung. Im Osten überwiege eine meist eingeschossige Einfamilienhausbebauung mit Sattel- und Walmdächern, die GRZ sei mit bis zu 0,56 niedrig.
Im Westen stehen vor allem Einfamilien- und Doppelhäuser
In der mittleren Zone 2 habe es in den vergangenen Jahren eine massive Nachverdichtung gegeben mit Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie sehr verschiedenen Dachformen. „Es wurde teilweise bis in die dritte Reihe gebaut und die Grundstücke wurden stark versiegelt, teils bis zu 70 Prozent“, berichtete Mona Borutta. Genau diese Bebauung hat auch zu Protesten in der Nachbarschaft geführt.
In der Zone im Westen überwiegen Einfamilien- und Doppelhäuser, es gebe aber auch schon Reihenhäuser. Die Planerin schlug vor, zur Gliederung des Stadtteils künftig Grünstreifen anzulegen und Schottergärten auszuschließen. Auch Reihenhäuser sollen nicht mehr möglich sein.
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Politik nimmt Bauherren an die Kandare
Bei den vorgeschlagenen Kennzahlen des Planungsbüros versucht Volker Dahms mit seinen Einzelanträgen die Kandare noch anzuziehen: Mit seinem Wunsch, dort nur noch ein Geschoss zuzulassen, konnte er sich ebenso durchsetzen wie mit einer auf 9,50 Meter begrenzten Firsthöhe und einer Traufhöhe von 4,50 Metern. Zudem sollen nur noch Sattel- und Walmdächer erlaubt sein.
Abgelehnt wurde aber eine GRZ von 3,0 sowie die Begrenzung der Heckenhöhe wie von Mathias Happke (CDU) verlangt. Michael Vogt aus dem Bauamt erinnerte noch einmal daran, dass es bisher nur um Vorentwürfe gehe. Doch der Gestaltungswille der Politik blieb ungebremst. Den Wunsch, Mindestgrößen der Grundstücke festzulegen, gab Dahms aber auf.
Im Süden dürfen Gebäude nicht mehr länger als 20 Meter sein
Der Antrag der Grünen, mindestens 50 Prozent eines Grundstücks unversiegelt zu lassen, das Dachwasser auf dem Grundstück versickern zu lassen oder auch zu nutzen sowie die Dächer von Carports zu begrünen kamen hingegen für beide Stadtteile einstimmig durch.
Stadtplanerin Ira Hackbarth (Evers & Partner) hatte es bei den Reinbeker Politikern etwas leichter: Ihre Vorschläge für Hinschendorf Nord und Süd wurden sofort einstimmig angenommen. „Bei der Größe des Gebietes ist es sehr herausfordernd, für eine behutsame Nachverdichtung Grenzen zu ziehen“, stellte sie fest.
Denn die Bautypen und Dachformen seien doch sehr unterschiedlich. Im Süden soll es jetzt eine Beschränkung auf Einzel- und Doppelhäuser geben, Gebäude dürfen nicht länger als 20 Meter gebaut werden. Die GRZ liegt im Norden bei 0,35, im Süden bei 0,3. Die Firsthöhen bei elf und acht Metern.