Glinde. Zweckverband entlastet Haushalte in Glinde, Oststeinbek, Reinbek und Barsbüttel. Wie viel ein Durchschnittshaushalt spart.

Es ist in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit. Die Kosten für Lebensmittel sowie Energie wie Strom und Gas sind rasant gestiegen. Bauunternehmen drehen an der Preisschraube, weil die Materialien teurer geworden sind. Der Zweckverband Südstormarn geht den umgekehrten Weg. Er senkt die Abwassergebühren zum 1. Januar. Für einen Kubikmeter Schmutzwasser sind dann 2,13 Euro statt bislang 2,23 fällig.

Ein Durchschnittshaushalt mit drei Personen spart somit rund zehn Euro per anno ein. Berechnungsgrundlage sind 100 Kubikmeter. Profiteure sind Menschen in vier Kommunen. Das Verbandsgebiet umfasst Glinde, Oststeinbek, die Barsbütteler Ortsteile Willinghusen und Stemwarde sowie die Reinbeker Stadtteile Schönningstedt, Neuschönningstedt und Ohe. Mehr als 41.000 Menschen leben dort. Die Städte und Gemeinden sind Mitglieder und eine Art Gesellschafter, Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer fungiert als Verbandsvorsteher.

Das Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes wurde gedämmt

Mathias Mucha ist seit November 2019 Geschäftsführer. Unter seiner Regie wurde ein Leitbild erarbeitet, das die Themen Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Transparenz und Kundenorientierung umfasst. Er hat den Betrieb modernisiert. Dass Kunden demnächst weniger entrichten müssen, hat mehrere Gründe. „Ausschreibungen für Baumaßnahmen wurden bei unwirtschaftlichen Ergebnissen auch schon einmal aufgehoben und zu einem günstigeren Zeitpunkt neu platziert“, sagt Mucha. Die Obergeschossdämmung des Verwaltungsgebäudes an der Berliner Straße in Glinde für 40.000 Euro wurde in einem guten Moment angegangen. Im Februar dieses Jahres war Fertigstellung.

Mucha hat vieles auf den Prüfstand gestellt, selbst Kleinigkeiten wie Tarife für Mitarbeiterhandys. Der Anbieter wurde gewechselt. Früher arbeiteten mehr als 30 Menschen für den Zweckverband, jetzt sind es 28. Kündigungen gab es nicht, wohl aber wurden Stellen nicht nachbesetzt. „Wir haben zum Beispiel Technik- und Ingenieursaufgaben in einer Person gebündelt“, sagt Mucha. Auch die Überprüfungsabteilung zur Aufnahme von versiegelten Flächen auf Privatgrundstücken ist kleiner geworden. Einst kümmerten sich bis zu drei Kräfte darum, inzwischen nur noch ein Angestellter.

Neue Aggregate in Pumpen verbrauchen weniger Strom

„Insgesamt spielt die Digitalisierung im Kontext der Wirtschaftlichkeit eine zentrale Rolle“, sagt Mucha. Neben dem Geoinformationssystem (GIS) und dem Kanalkataster habe auch die neu eingeführte modulare Abrechnungssoftware erheblich zur Vereinfachung der Prozesse beigetragen. Jüngst wurde die komplette Rechnungsbearbeitung von Papier auf digital umgestellt.

Bezahlt hat sich zudem die Modernisierung des Fuhrparks gemacht. Schon vor einigen Jahren wurden das Saug- und Spül- sowie das Kanalinspektionsfahrzeug neu angeschafft. Sie sind wartungsärmer als ihre Vorgänger, fallen seltener reparaturbedingt aus. Das bedeutet mehr Pflege für das Netz, weniger Verstopfung und somit geringere Kosten für den Betrieb. Außerdem wurden Pumpen mit Blick auf Energieeffizienz ausgetauscht. An der Wilhelm-Bergner-Straße in Glinde, wo sich eine von 26 Pumpstationen befindet, leisten Aggregate die gleiche Arbeit bei weniger Stromverbrauch.

Ein großer Kostentreiber bei den gestiegenen Energiekosten wäre ein Klärwerk, über dieses verfügt der Zweckverband allerdings nicht. Er leitet jedes Jahr zwischen 2,2 und 2,5 Millionen Kubikmeter Schmutzwasser ins Hamburger Netz zur Reinigung in der Anlage Köhlbrandhöft. Neben dem Kanalnetz betreuen Mucha und sein Team 34 Regenrückhaltebecken. Zu den Aufgaben zählt auch die Grünpflege.

Der Geschäftsführer sagt, er sei optimistisch, den neuen Preis für zwei Jahre halten zu können. Auch anderenorts im Kreisgebiet werden die Abwassergebühren im kommenden Jahr gesenkt. Ammersbeker zahlen nur noch 1,90 Euro statt zwei für den Kubikmeter. In Ahrensburg ziehen die Stadtbetriebe hingegen an: von 1,79 auf 1,99 Euro.