Reinbek. Obgleich der Umzug längst beschlossen ist, wird in ein neues Bezahlsystem investiert. Anwohner in Reinbek fragen nach dem Sinn.
Der Recyclinghof an der Glinder Straße in Reinbek ist aktuell für einen Umbau geschlossen. Denn die Abfallwirtschaft Südholstein GmbH bereitet derzeit eine Umstellung der Bezahlweise auf ihren Recyclinghöfen vor und baut die Einfahrten um. Ab 2023 wird die Zu- und Abfahrt von den Höfen elektronisch geregelt. Dann nutzen Kunden und Kundinnen für die Erfassung ihrer Abfälle die neue Servicekarte. Die Bezahlung kostenpflichtiger Abfälle erfolgt nur noch kontakt- und bargeldlos – mit EC- oder Kreditkarte oder mit dem Smartphone.
Diese Investition wird in der Nachbarschaft des umstrittenen Recyclinghofs durchaus kritisch gesehen – denn eigentlich ist die Verlagerung des Hofes bereits seit Juni 2020 politisch beschlossen, seit Oktober 2021 gibt es einen Bebauungsplan „Recyclinghof“ für den Westrand des Gewerbegebiets.
Reinbek: Vor den Haustüren der Anwohner staut sich der Verkehr
Trotzdem ärgern sich die Anwohner weiter mit dem Verkehr auf ihrer Sackgasse herum, auf der sich die Autos der wartenden AWSH-Kunden stauen. „Da tut sich einfach nichts“, kritisiert Lars Kaiser. „Wir Anwohner verstehen auch überhaupt nicht, warum das Thema immer noch auf die Agenda für das Stadtteilkonzept kommt – obwohl es doch den Beschluss gibt.“ Die Bürger könnten darüber nicht mehr mitentscheiden. Stattdessen würden seine Nachbarn und er endlos hingehalten und mit dem Ärger vor der Haustür allein gelassen. „Wie man hört, hat die Stadt Reinbek klammheimlich den Pachtvertrag mit der AWSH verlängert“, erzählt Lars Kaiser frustriert.
„Mit der neuen bargeldlosen Bezahlung wird das doch alles noch länger dauern, und die Schlange wird noch länger werden“, befürchtet eine seiner Nachbarinnen. „Das Gepöbel und Geschrei ist einfach grausam“, erzählt die Seniorin. Neulich sei wieder einer ihrer Nachbarn nicht auf sein Grundstück gekommen, weil die Wartenden ihn nicht durchgelassen haben. Die Nerven lägen oft blank: „Mittlerweile wohnen so viele Familien mit kleinen Kindern hier bei uns – dass das bei den Rasern hier immer gut gegangen ist, ist erstaunlich.“ Sie stellt klar, dass ihre Nachbarn und sie vor der AWSH an die Glinder Straße gezogen sind. Anwohner Wolfgang Schmidt stimmt ihr zu: „Das ganze Prozedere wird ab Anfang 2023 bestimmt doppelt so viel Zeit in Anspruch nehmen – und entsprechend wird sich der Verkehr noch mehr zurückstauen.“
Das plant die Abfallwirtschaft Südholstein
Die AWSH plant, dass jeder Kunde bei der Einfahrt auf den Hof eine Servicekarte zieht, auf der die Mitarbeiter Anlieferungen und Preise digital speichern. Bei der Ausfahrt muss der Betrag per EC- oder Kreditkarte oder Smartphone überwiesen werden. Starttermin ist am 2. Januar 2023.
Anders als die Anwohner erhofft sich die AWSH durch die neuen Abläufe eine Verbesserung. „Wir nehmen die Änderungen vor, weil vergleichbare Projekte bei anderen Abfallwirtschaften gezeigt haben, dass sich Abfertigung und Aufenthaltszeit der Kundinnen und Kunden auf den Höfen verkürzt“, erläutert AWSH-Sprecher Torben Müller. „Die Veränderungen auf unseren Recyclinghöfen sind nötig, um die Abläufe zu optimieren. Die Investition liegt im fünfstelligen Bereich. Technische Ausstattung, die wir jetzt installieren, könnten wir bei einem Umzug weiterverwenden.“
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Die AWSH will so schnell wie möglich umziehen
Durch die spezielle Situation am Reinbeker Recyclinghof an der Glinder Straße könne es unabhängig vom Verfahren auf dem Hof in Stoßzeiten zu Staus kommen. „Die jetzt schon zu Stoßzeiten verwendete Warteschleife auf dem Hofgelände wollen wir aber beibehalten“, erklärt Torben Müller. Wenn die Fundamente und die elektrischen Leitungen gelegt und die Automaten installiert sind, sollen die Anlagen im Anschluss ab spätestens Mitte November getestet werden.
Nach Ansicht der AWSH sei die Standortfrage in Reinbek nach wie vor offen. „Wie viel Zeit die politischen Entscheidungswege in Anspruch nehmen, können wir nicht einschätzen“, sagt der AWSH-Sprecher. „Selbst wenn es zeitnah eine Entscheidung gäbe, nehmen Planung, Umsetzung und Bau eines neuen Standortes einige Zeit in Anspruch. Aber sobald wir von der Stadt Reinbek grünes Licht für einen neuen Standort haben, ziehen wir so schnell wie möglich um.“