Reinbek. Das Reinbeker Krankenhaus hat sieben Paletten medizinisches Hilfsmaterial zusammengestellt. Ein Transport nach Polen wird gesucht.
Für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Versorgung der Ukraine mit medizinischen Material und Medikamenten sowie die Sicherstellung, dass dies die Menschen im Land auch erreicht, höchste Priorität. Das teilte ihr europäischer Leiter Hans Henri P. Kluge jetzt mit. Er sei im engen Austausch mit dem UN-Krisen-Koordinator der Ukraine, Amin Awad. Lebensrettende Artikel wie Sauerstoff, Insulin, Narkosemittel, Verbandsmaterial und chirurgisches Besteck seien Mangelware in der Ukraine.
Ukraine-Krieg: St.-Adolf-Stift spendet medizinisches Material und Medikamente
Dies ist auch der Stadt Reinbek bekannt. Bürgermeister Björn Warmer hat Familie in der Nähe von Kiew. Er und seine Frau sind im ständigen Kontakt mit den Menschen vor Ort und wissen, was dort benötigt wird. Außerdem hat sich Warmer auch an seinen Kollegen Krysztof Witkowski in Reinbeks polnischer Partnerstadt Kolo nahe Warschau gewandt und gefragt, wie man dort am besten helfen könnte: „Es fehlen vor allem medizinische Produkte“, hat Björn Warmer auch dort erfahren. Doch Verbandsmaterial und Medikamente seien zurzeit auf dem Markt kaum zu bekommen. Deshalb wendeten er und Sozialamtsleiter Torsten Christ sich an das Reinbeker Krankenhaus St.-Adolf-Stift.
Mit Erfolg: „Wir können diese benötigten Artikel über unsere Apotheke einkaufen“, erklärt Krankenhaussprecherin Andrea Schulz-Colberg. Sieben Paletten mit medizinischen Hilfsgütern seien schon zusammengekommen: „Eine Palette mit Verbandsmaterial ist bereits am Freitag über eine private Initiative aus Hamburg in die Ukraine gegangen. Ende der Woche gehen Verbandsmaterial, medizinisches Material wie Kanülen und Desinfektionsmittel, OP-Masken, Hygiene-Artikel, Babywindeln, warme Decken und Regencapes auf die Reise nach Warschau. „Dies entspricht den Wunschlisten der beiden Zielorte“, erklärt Andrea Schulz-Colberg. Geplant sei es auch, Medikamente mitzugeben. Doch dafür stehe die Genehmigung noch aus.
Welches Unternehmen könnte den Transport umsetzen und sponsern?
Die Stadt Reinbek ist aktuell dabei, den Transport der Hilfsgüter nach Polen zu organisieren. „Wir suchen jetzt ein Unternehmen, das den Transport umsetzen und auch sponsern könnte“, sagt Sascha Borck, Sprecher der Stadt Reinbek. Angebote seien unter E-Mail-Adresse ukraine@reinbek.de willkommen. Dort seien auch weiterhin Angebote für Unterkünfte in Reinbek sowie Menschen, die Ukrainisch- oder Russisch-Kenntnisse haben, an der richtigen Adresse.
Denn die Hilfsgüter sollen in Warschau geteilt werden, eine Hälfte soll nach Kolo und die andere zu den Elisabethschwestern in Warschau gehen. Aktuell ist es geplant, dass die Schwestern die medizinischen Artikel dann in die Ukraine weiterleiten.
In der Ukraine gibt es zwei Ordenshäuser zur heiligen Elisabeth
Um die Hilfsprojekte für zwei ukrainischen Ordenshäusern zu koordinieren, steht Schwester Luise, Flüchtlingsbeauftragte des Adolf-Stiftes, im Austausch mit dem Generalat in Rom. In diesen Orten, in Tscherwonograd zwischen Kiew und der Grenze zu Polen sowie in Odessa, gibt es je einen Konvent mit drei Ordensschwestern. Diese stammen aus der Ukraine und aus Polen und stehen im engen Kontakt zu den polnischen Schwestern in Warschau. „Die Schwestern wollen auf jeden Fall in der Ukraine bleiben, um der Bevölkerung zu helfen“, erzählt Andrea Schulz-Colberg. Der Elisabethorden in Warschau will die Hilfsgüter daher zum großen Teil weiterschicken in die Ukraine. Denn die Schwestern aus den polnischen Konventen fahren regelmäßig mit Hilfsgütern in die Ukraine und nehmen auch Flüchtlinge wieder mit hinaus.
„Wir beten den Rosenkranz für den Frieden in der Ukraine“
Schwester Karolina Szemraj, Oberin der Elisabethschwestern in Tscherwonograd, hat dem Radio Vatikan ein Telefoninterview gegeben: „Wir rennen bei Alarm mit den Leuten in den Keller, beten dort zusammen und wenn wir gerade draußen sind, heulen die Sirenen wieder“, berichtete sie dort. „Du fühlst dich hilflos, du weißt nicht, wie du helfen kannst, was du tun sollst. Die Menschen haben große Angst um ihre Angehörigen, insbesondere vor denen, die an der Front stehen oder in von Russen eingekesselten Gebieten leben. Jeden Tag warten sie auf die Nachricht, ob ihre Lieben in Kiew oder Charkiw noch leben. Seit Beginn des Krieges gibt es in unserer Gemeinde in Tscherwonograd vormittags eine Heilige Messe und wir beten den Rosenkranz für den Frieden in der Ukraine.“ An den ukrainischen Konventen gebe es zwar kein Krankenhaus, aber alle Schwestern seien auch als Krankenschwestern ausgebildet, berichtet Schulz-Colberg.
St-Adolf-Stift in Reinbek und Orden nehmen auch Geflüchtete auf
Auch unter den 1150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des St.-Adolf-Stiftes gebe es gezielte Spendensammlungen, etwa Windeln oder Hygieneartikel. „Das klappt sehr gut“, sagt Andrea Schulz-Colberg. Außerdem erkläre sich das Krankenhaus auch bereit, in Personalwohnungen Geflüchtete aufzunehmen. Die Ordensschwestern haben bereits einen Raum für eine ukrainische Mutter und ihre 15-jährigen Tochter geräumt.