Reinbek. Nach fest zehn Jahren Streit um Standort und Kosten starten endlich die Bauarbeiten der neuen Feuerwache in Reinbek.

Am Mühlenredder in Reinbek werden erste Weichen für den Neubau der Feuerwache gestellt. Bis Ende 2022 soll das Projekt auf dem Grandplatz der TSV Reinbek realisiert sein. Sichtlich erleichtert ist auch Bürgermeister Björn Warmer darüber, nach fast zehn Jahren Streit um das neue Feuerwehrgerätehaus endlich sagen zu können: „Wir lösen in Reinbek den Zankapfel schlechthin. Nu geiht dat los.“

Baubeginn der neuen Feuerwache am Mühlenredder in Reinbek

Neben der Grundschule Mühlenredder entsteht die Feuerwache auf einer Grundfläche von 3200 Quadratmetern als Massivholzbau. Sie ersetzt die nicht mehr zeitgemäße Wache an der Klosterbergenstraße. Um die Baustelle von der Straße Mühlenredder aus zu erschließen, wird von Montag, 16. August, an und bis Ende 2022 ein Teilabschnitt des südlichen Fuß- und Radweges sowie die „Kiss & Go“-Zone der Grundschule gesperrt. Mit Plakaten, Hinweisschildern und Flyern informiert die Stadt Reinbek über die veränderte Verkehrsführung. Betroffen sind vor allem die rund 900 Schüler des Schulzentrums und der Grundschule, deren Eltern sowie die Sportler des TSV.

Grundschule appelliert an Eltern: Bringt eure Kinder nicht mit dem Auto

Fußgänger und Radler weichen künftig zwischen der Tennisanlage der TSV und der Grundschule Mühlenredder auf den nördlichen Rad- und Fußweg am Mühlenredder aus. Als Ersatz für die „Kiss & Go“-Zone soll ab 16. August der Wendehammer in der Theodor-Storm-Straße genutzt werden. Ein kleiner Schotterweg verläuft von dort aus zur Grundschule. „Dort können Eltern ihre Kinder relativ sicher zur Schule bringen. Am Mühlenredder ist es dann zu gefährlich“, sagt Kathrin Zur-Lage, im Rathaus zuständig für Neubauprojekte.

Generell appelliere die Grundschule immer wieder an die Eltern, ihre Kinder nicht mit dem Auto zu bringen. „Das machen noch viel zu viele, und morgens ist es ziemlich voll auf dem „Kiss & Go“-Parkplatz“, sagt die Lehrerin Svenja Platte. Im Herbst gebe es dazu wieder die Aktion „Zu Fuß zur Schule“.

„Kiss & Go“-Area verschwindet komplett

Auch die Fußgängerampel sowie die Bushaltestelle Schulzentrum am „Kiss & Go“-Parkplatz werden folglich verlegt. Ab 16. August wird es eine provisorische Ampel sowie eine temporäre Bushaltestelle auf Höhe der Einmündung Hebbelstraße geben. Wo der Rad- und Fußweg an der Grundschule in jetziger Form nach Ende der Bauarbeiten an der Feuerwache wieder freigegeben wird, verschwindet die „Kiss & Go“-Area gänzlich. Diese muss für die Einfahrt zur Feuerwache weichen. Die alten Eichen am Wegesrand sollen indes erhalten bleiben. Bürgermeister Björn Warmer ist zuversichtlich, dass die Anwohner sich schnell an die geänderte Verkehrsführung gewöhnen werden.

Unklarheit über Einhaltung des Kosten- und Zeitplans für Neubau

Mit Blick auf die neue Feuerwache bleibt zu hoffen, dass der Zeitplan eingehalten werden kann. Die ersten Ausschreibungen seien vergeben, wie Kathrin Zur-Lage erklärt. Aufgrund der aktuellen Situation im Baugewerbe könne es jedoch im weiteren Verlauf zu Verzögerungen kommen. Ab Mitte August wird zunächst die Baustelle eingerichtet, dann folgen Erdarbeiten sowie der Stahlbeton-Rohbau. Die neue Wache bietet Platz für zwölf Fahrzeuge. Bis auf die Fahrzeughalle werden alle Bereiche zweigeschossig. Das Gebäude wird mit Waschanlage, Werkstatt, Ruheraum, Funkraum, Lager, Büros, Küche, Umkleiden, Duschen sowie mit einem Verwaltungs- und Schulungsbereich im ersten Obergeschoss ausgestattet. „Und es gibt einen sehr schönen Jugendfeuerwehrbereich“, sagt Kathrin Zur-Lage.

Ob die aktuelle Kostenrechnung von 11,6 Millionen eingehalten werden kann, sei ob der steigenden Bau- und Holzpreise unklar. Im Oktober 2020 noch hatten die Stadtverordneten die letzte Kostensteigerung zähneknirschend zur Kenntnis genommen. 2016 waren 7,5 Millionen Euro eingeplant.

Chronik zum Feuerwachen-Streit

  • Oktober 2010: Ex-Bürgermeister Axel Bärendorf präsentiert Vorlage für Feuerwache. 6,4 Millionen sind Politik zu teuer
  • Dezember 2011: SPD-Politiker kippt Mehrheit bei Abstimmung über Standort Mühlenredder
  • Februar 2012: Innenminister Klaus Schlie versucht vergeblich, Wogen zu glätten. Neue Standortdebatte fasst Areale an Hermann-Körner-Straße und am Kampsredder ins Auge. Beide erweisen sich als ungeeignet
  • Februar 2014: Nach Gespräch mit Ex-Landrat Klaus Plöger Einigung auf den Standort Mühlenredder
  • Juli 2015: Berliner Architekten legen Entwurf vor. In Haushaltsberatungen wird Projekt aufgrund der Kosten auf Eis gelegt
  • April 2016: Politik stellt fünf Millionen für Neubau 2017 bereit, streicht Standort alternativlos
  • September 2017: Einigung auf Grandplatz Mühlenredder mit Baustart 2018. Im November: Aufstellung des B-Plans vertagt
  • September 2018: Entwurfs- und Auslegungsbeschluss zum Bebauungsplan stehen. Neubau fürs erste Quartal 2020 vorgesehen. Asbest-Krise Schulzentrum verzögert Projekt erneut