Hamburg. 15.433-mal rückten die Kameraden aus. Jan Voß möchte nicht nur kommissarisch, sondern auch offiziell neuer Feuerwehrchef werden.

Irgendwann ist das der Traum eines jeden Jungen: einmal auf dem Feuerwehrauto sitzen. Diesen Traum hat sich Jan Voß, seit mehr als 31 Jahren im Dienst der Berufsfeuerwehr Hamburg, längst erfüllt. Jetzt hat er weitere Ziele: „Klar werde mich auf den Posten des Leiters der Bergedorfer Feuer- und Rettungswache bewerben, wenn dieser demnächst öffentlich ausgeschrieben wird. Als Feuerwehrmann möchte man schon irgendwann Wachführer sein“, sagt der 53-Jährige, der gegenwärtig kommissarischer Leiter der Bergedorfer Retter ist.

„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Voß, der in mehr als drei Jahrzehnten viele Stationen in Hamburg durchlaufen hat: Seit dem 1. April 2021 ist er in verantwortlicher Position zurück in Bergedorf, zuvor war er bei der Feuerwache Osdorf ebenfalls als Leiter tätig. Zwischendrin Billstedt, Boberg, Rothenburgsort, Ausbilder der Notfall- und Rettungssanitäter, Ernennung zum Brandamtsrat – um nur einige der Berufserfahrungen seit 1990 zu nennen.

Jan Voß will sich als Leiter der Bergedorfer Feuer- und Rettungswache bewerben

Seinen Einstieg machte der verheiratete, zweifache Vater am 1. Mai 1981 bei der Jugendfeuerwehr Reinbek – dort kam Jan Voß zur Welt und wohnt dort auch noch, ist zudem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Schönningstedt.

Und nicht nur wegen bester Ortskenntnisse würde es ja so gut passen, dass Jan Voß den Chefposten am Sander Damm auch offiziell übernimmt. Altersmischung, Moral und fachliche Qualitäten unter seinen 105 Mitarbeitern seien vortrefflich, unter den Lebensrettern zahlreiche Handwerkerberufe vertreten, was bei komplizierten Einsätzen sehr hilfreich sein könne, sagt der Berufsfeuerwehrmann. „Einsätze müssen laufen, Gerät muss funktionieren.“ Passt in Bergedorf.

Im Bezirk Bergedorf gab es im vergangenen Jahr 15.433 Einsätze

Stichwort Einsätze: Corona hat den Retteralltag definitiv komplizierter, aber sicher nicht unlösbar gemacht. Insgesamt gab es im Bezirk Bergedorf im Jahr 2020 15.433 Gesamtalarmierungen, die sich in drei Kategorien unterteilen: 1006 technische Hilfsleistungen, 445 Feuereinsätze und 13.982 Rettungsdiensteinsätze. Das entspricht 42 bis 45 Alarmierungen täglich. Erfreulich: „Einen Brandtoten hatten wir sowohl im vergangenen Jahr als auch 2019 nicht zu beklagen“, so Voß. Drei Großbrände im vergangenen Jahr mussten bekämpft werden, darunter am 29. März einer am Allermöher Deich, als 500 Strohballen nahe der Brücke zur A 25 in Flammen standen.

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Nicht nur die personellen Ressourcen, sondern auch die einsatztechnische Ausstattung ist gut: Bergedorfs Retter verfügen über zehn Fahrzeuge, das sind fünf Rettungswagen, zwei Gerätewagen (davon ein neues Vehikel für technische Einsatzleitung bei der Deichverteidigung) sowie einen sogenannten Hamburger Löschzug inklusive Einsatzwagen, Drehleiter und Löschfahrzeug. Ob hingegen das etwas in die Jahre gekommene Wachgebäude zeitnah ebenfalls ein Upgrade erfährt – gerade auch deshalb, weil die benachbarte Polizei ihr neues Gebäude im September 2023 einweihen möchte – dazu gibt sich Jan Voß verhalten optimistisch: „Ich weiß, dass die Planungen des Gebäudebewirtschafters Sprinkenhof GmbH vorhanden sind, doch die sind noch nicht spruchreif. Einfach abreißen und neu bauen geht nicht.“

Oberbillwerder soll eine Außenstelle der Feuerwehr Bergedorf bekommen

Dass das Dienstgebäude am Sander Damm „an der einen oder anderen Stelle“ zu klein sei, bringe der Lauf der Zeit und die technische Fortentwicklung des Einsatzgeräts mit sich. Zudem möchte die Sprinkenhof noch in 2021 mit dem Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Allermöhe-Billwerder am Allermöher Deich starten. Überdies liegen auch für Oberbillwerder erste Pläne einer Außenstelle der Feuerwehr vor.

Alles im Fluss also – selbst die Dauerbaustelle auf dem Sander Damm ist für Jan Voß und sein Team kein Problem. Im Gegenteil: Aktuell nutzt die Feuerwehr zwischen Lohbrügger Markt und B-5-Kreuzung entlang des Sander Damms eine exklusive „fast lane“ bei Einsätzen. „Sehr gut von allen Beteiligten geplant“, lobt Jan Voß.

Wenn alles glatt läuft, könnte er bald in seiner Verantwortung für die Feuerwache Bergedorf den Zusatz „kommissarisch“ komplett ablegen.