Wentorf. Immer wieder sind Spaziergänger verärgert über die Forstarbeiten in der Wentorfer Lohe. So übt auch Dr. Joachim Kulemann Kritik.
Forstarbeiten in der Wentorfer Lohe stoßen Spaziergängern immer wieder sauer auf. Jüngst hatte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, die die Lohe seit 2011 verwaltet, Fällungen aufgrund vergangener Sturmschäden beauftragt. Der Börnsener Dr. Joachim Kulemann hat sich an unsere Zeitung gewandt, er klagt: „Statt Rückepferd und schonender Säge kommen große Erntemaschinen zum Einsatz, die dann verwüstete Flächen zurücklassen.“ Der Lohe-Manager der Stiftung, Biologe Bernd Struwe-Juhl, sowie der zuständige Förster des Büros Silvaconcept, Martin Schnipkoweit, halten dagegen.
Jüngst war das Forstbüro Ende November bei Neu-Börnsen im Einsatz, um Sturmschäden zu beseitigen und dem Borkenkäfer den Kampf anzusagen. Wie Förster Schnipkoweit erläutert, fielen mehr als 1000 Kubikmeter Nadelgehölz, 90 Prozent davon Fichten, die demnächst abgefahren werden. Er bittet um Verständnis dafür, dass in der Lohe Totholz von Laubbäumen sowie Äste der Nadelhölzer zurückbleiben.
Diese spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald. Nach der Zersetzung geben sie dem Boden als Humus wichtige Nährstoffe zurück. „Außerdem speichert Humus viel besser Wasser als Sand es tut“, sagt Schnipkoweit. Der Wasserspeicher halte für Trockenphasen vor.
Wentorfer Lohe: Viel Kritik an Forstarbeiten
2018 hatte die Trockenheit Vorarbeit für die Ausbreitung des Fichtenborkenkäfers in der Lohe geleistet. Da durch Trockenheit anfällige und durch Stürme entwurzelte Bäume leichte Beute für die Schädlinge sind, sei es auch so wichtig, das Totholz der Fichte abzutransportieren, wie Schnipkoweit erläutert. „Dünnere Äste mit einem Umfang von weniger als zehn Zentimetern werden nicht befallen, deshalb lassen wir diese liegen.“ Abgestorbene Fichten werden Spaziergänger weiterhin finden: „Steht nur noch der Torso, kann der Borkenkäfer dort nicht brüten. Solange nicht sturzgefährdet dient die tote Fichte als Spechtbaum“, sagt Schnipkoweit.
Dr. Joachim Kulemann bemängelt aber auch den Einsatz schwerer Maschinen: „Es werden nicht nur unerwünschte Nadelhölzer vernichtet, auch inzwischen nachgewachsene Laubbäume zerstört.“ Die Entscheidung für den Einsatz sogenannter Harvester sei „nach langer Diskussion mit Forstbüro und BUND“ erfolgt, erklärt Bernd Struwe-Juhl. Durch die Dichte des Nadelwaldes seien Arbeiten mit Pferd und Säge nicht möglich und gefährlich – gerade Sturmholz stehe unter hoher Spannung. Martin Schnipkoweit ergänzt: „Was die Bodenvernichtung angeht, ist der Zug schon abgefahren.“
Ehemaliges Militärgelände war einst „Panzerfahrschule“
Er legt Kritikern nahe, mal einen Blick auf die Videoplattform Youtube zu werfen. Dort ist unter dem Titel „Lehrvorführung in der Wentorfer Lohe“ ein Video von 1993 zu finden. Zu sehen ist, wie Panzer über das ehemalige Truppenübungsgelände fahren. „Hier war quasi eine Panzerfahrschule“, sagt Schnipkoweit. Nichtsdestotrotz seien die Förster bedacht, keine weiteren Schäden anzurichten.
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Dass beim Greifen und Absägen des Harvesters Laubbäume beschädigt werden, könne zwar sein, sei jedoch die Ausnahme. Zerstörte Wege würden wiederhergestellt werden, Rückegassen, die speziell für Forstarbeiten angelegt sind, dennoch gerne von Spaziergängern genutzt werden, wieder glattgezogen.
30 Hektar der Lohe stehen unter Prozessschutz
Zu Kulemanns Vorwurf, durch die Arbeiten würden Tiere, wie etwa Rehe, aus ihren Winterquartieren vertrieben, entgegnet Struwe-Juhl: „Rehe halten keinen Winterschlaf, sind sehr mobil. Vor und nach Fällarbeiten sind sie wieder da.“ Förster Schnipkoweit erklärt, der November sei sogar die beste Zeit, um Fällarbeiten vorzunehmen, da keine Vögel brüten und Tiere wie die Haselmaus noch nicht im Winterschlaf seien. „Die größte Störung sind Fußgänger, die nicht auf den Wegen bleiben“, meint er.
Derzeit stehen 30 Hektar der Lohe unter Prozessschutz. Das Ziel, einen natürlichen Mischwald zu erreichen, sei dort gelungen, so Struwe-Juhl. „Seit 2013 haben wir in aufgelichteten Fichtenbeständen über 12.000 Rotbuchen und Stieleichen gepflanzt“, so der Biologe. Die Lohe verfügt über 150 Hektar bewaldete Fläche.
In den kommenden drei Wochen werden mehr als 2000 Bäume – Eiche, Buche, Weide, Erle und Flatterulme – gepflanzt, so Schnipkoweit. Zum Schutz der Natur und aufgrund der Erholungsfunktion der Lohe finde der Waldumbau nur von Oktober bis Ende Februar statt – ausgenommen sind Fällungen zur Verkehrssicherung.