Börnsen/Wentorf. Das TV-Satiremagazin berichtet über die Posse zwischen den Gemeinden Börnsen und Wentorf. Ähnlicher Fall im Jahr 2006.
Das irrwitzige Possenspiel um das Möbelhaus Schulenburg zwischen den Gemeinden Börnsen und Wentorf sowie der Landesplanung in Kiel hat es bis ins Fernsehen geschafft. Das NDR-Satiremagazin „extra 3“ zeigt am heutigen Mittwoch (22.50 Uhr/ARD) einen Beitrag über den Grenzstreit. „Die Geschichte ist lustig-absurd und zeigt, dass Bürokratie manchmal skurrile Blüten trägt“, sagt Alicia Anker, die Redakteurin der Sendung.
Darum geht’s: Die Gemeindegrenze von Börnsen und Wentorf geht einmal quer durchs Möbelhaus, genauer gesagt durch die Badezimmerabteilung und die Wohnzimmersofas. Seit einer Vergrößerung der Verkaufsfläche vor rund 25 Jahren liegen mehr als 800 Quadratmeter auf Börnsener Gebiet.
Das ist nach geltenden Verordnungen nicht zulässig, denn ein Ort von Börnsens Größe mit seinen rund 4800 Einwohnern habe keine sogenannte zentral-örtliche Funktion.
Grenzstreit um das Möbelhaus Schulenburg wird im TV ausgestrahlt
Das war vor einem Vierteljahrhundert jedoch weder beim Kreis Herzogtum Lauenburg noch in Kiel aufgefallen. Erst als die Tessner-Gruppe als Eigentümer von Schulenburg den B-Plan jüngst erneut ändern wollte, stolperte die Behörde darüber. Das Möbelhaus ist aber aus der Sache raus. „Wir haben für alles Genehmigungen“, sagt Geschäftsführer Joachim Marks.
Das Land forderte derweil Börnsen und Wentorf auf, sich zu einigen. Entweder mittels eines Gebietstausches oder über die Gründung eines gemeinsamen Planungsverbands. Einigkeit besteht im Prinzip darin, dass ein Planungsverband nur Kosten und Arbeit verursacht. Allerdings verlöre Börnsen bei einem Gebietstausch lukrative Gewerbesteuereinnahmen, zumal es als Ersatz nur ein unter Naturschutz stehendes Grundstück in der Lohe erhielte.
Also stimmten Börnsens Gemeindevertreter doch für einen Planungsverband, während Wentorf für den Gebietstausch ist. Nun muss das Land entscheiden, kann einen Flächentausch jedoch nicht anordnen. Das vorläufige Ende vom Lied ist nun der „extra 3“-Beitrag.
Schon 2006 war Börnsens Grenze Thema bei „extra 3“
Als Helmut Knust und Helmuth Schlingemann vom Börnsener Grenzstreit in unserer Zeitung lasen, klingelte es derweil bei den beiden Recken vom Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht. „Da war doch was?“, sagten sie sich und erinnerten sich an einen alten Grenzstein zwischen Börnsen und Bergedorf, der – sprichwörtlich erst einmal ins Rollen gebracht – auch in einem „extra 3“-Beitrag mündete.
2006 hatten Knust und Schlingemann, den Stein am Wanderweg zwischen Börnsen und Bergedorf als Markierung der seit dem Perleberger Frieden von 1420 gültigen Grenze identifiziert und freigelegt. Der 125 mal 165 mal 45 Zentimeter große Stein offenbart zudem, dass heutzutage 6000 Quadratmeter von Hamburger Gebiet eigentlich Börnsen zugeschlagen werden müssten. Die Grenze führte genau durch das Wohnhaus an der Bergedorfer Rothenhauschaussee 259. Der Fall ging sogar bis zum damaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Peter Harry Carstensen.
Letztlich wurde die Grenze so gelassen wie sie ist. Auf den Stein weist heute der Natur- und Geschichtspfad Bergedorf–Börnsen hin.