Grünhof-Tesperhude. Verendete Spatzen im Schornsteinschacht: Naturschützer will für Todesfallen rund ums Haus sensibilisieren. Er hat mehrere Tipps.
Als sich der Schornsteinfeger turnusmäßig bei Dr. Richard Doerffer in Grünhof ankündigte, bekam der Hausbesitzer einen großen Schreck, als er die Kaminklappe öffnete. Drei Haussperlinge lagen dort tot dahinter, ein Vogel konnte geschwächt davonfliegen. „Der Schornsteinfeger sagte, tote Vögel findet er immer wieder“, berichtet Dr. Richard Doerffer.
Sie sitzen am Rand, fallen oder fliegen auch mal aus Neugier in die „Höhle“ des Schornsteins hinein, und kommen dann aus eigener Kraft nicht mehr heraus. Die Wände sind zu steil, der Raum ist zu eng, um Höhe gewinnen zu können. Irgendwann geben sie geschwächt auf und müssen verhungern. Ein elendiger Tod.
Schutzgitter für Schornstein soll Vögel retten
Als Mitglied des Naturschutzbundes (Nabu) hat Doerffer umgehend recherchiert, um Abhilfe zu schaffen. Nach einem Heizungsumbau war sein Schornstein nicht mehr mit einem Schutzgitter abgedeckt worden. Das konnte er mittels einer Drohenaufnahme feststellen.
„Wirksamer Vogelschutz muss nicht teuer sein“, sagt der Naturschützer. Er hat geeignete Abdeckungen im Internet entdeckt, weil er in den Baumärkten nichts gefunden hatte. Ein größeres Vogelschutzgitter, 20 mal 20 Zentimeter groß, hat er online beim Versandhändler Amazon für 15 Euro das Stück entdeckt, einen Abdecker (9 x 10 cm) mit einem kleineren gab es bei der Anzeigenplattform Ebay für 8 Euro.
Glasfassaden und Wintergärten sind oft tödliche Fallen
Aber der Schornstein ist nicht die einzige Falle im heimischen Haus und Hof. Jetzt, wo viele Vogelfreunde Futterplätze eingerichtet haben, oder Beeren und Nüsse in den Büschen locken, kommen besonders viele Vögel in die Gärten. Für kleine Arten kann dann schon das offene Ende eines horizontalen Rohrs zur Falle werden, wie etwa bei nicht abgedeckelten Pfosten von Zäunen. „Man muss einfach aufmerksam ums Haus gehen und nach weiteren Fallen gucken“, bittet Doerffer.
Durch den sogenannten Vogelschlag sterben mindestens 18 Millionen Tiere jährlich in Deutschland, weil sie ungebremst gegen Glasfassaden fliegen. Hochrechnungen gehen von 100 Millionen aus, so die Zahlen von Naturschützern. Dabei werden Glasfassaden von Gebäuden und auch Wintergärten zur tödlichen Falle. Normales Glas reflektiert kein UV-Licht, spiegelt Bäume und Büsche und täuscht einen Lebensraum vor, getöntes Glas besonders stark. Folge: Die Vögel fliegen mit hoher Geschwindigkeit gegen die Fenster.
Weitere Gefahrenquelle für Vögel sind Regentonnen
Greifvogelsilhouetten zum Aufkleben nützen wenig. Möglichst gering spiegelndes Glas mit einem Außenreflexionsgrad von höchstens 15 Prozent kann helfen, kombiniert mit kontraststarken Markierungen auf der Außenseite.
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Eine weitere Gefahrenquelle sind Regentonnen. Ohne Steighilfe können hineingefallene Vögel – die vielleicht nur trinken wollten – nicht mehr hinausklettern. Entweder man deckt die Tonne komplett ab oder sorgt mit Brettern für eine Ausstiegshilfe. Das gilt natürlich auch für Vogeltränken, die mit einem Stein versehen sein sollten.
Auch starke künstliche Beleuchtung führt zu Problemen. Die Vögel werden im Flug vom Licht irritiert, zudem können dauerbeleuchtete Gärten zu Stress führen, weil der Tagesrhythmus durcheinander gerät. Vogelschützer raten, nachts möglichst keine Außenbeleuchtungen eingeschaltet zu haben.