Glinde. Gebäude mit Mensa an Lehranstalt am Tannenweg kostet zehn Millionen Euro. Günstiger sind die Arbeiten im Schulzentrum am Oher Weg.

Radwegeverbesserung, Straßensanierung, Wohnungsbau – das Spektrum der Aktivitäten in Glinde ist auch 2023 wieder vielfältig. Die Stadt selbst legt ihren Schwerpunkt bei den Investitionen auf Schulen. Sechs Bildungseinrichtungen gibt es in der rund 18.400 Einwohner zählenden Kommune, an zwei Standorten wird fleißig gearbeitet. Wobei im kommenden Jahr auch eine Entscheidung ansteht über ein Projekt, das wesentlich teurer als die derzeit in der Umsetzung befindlichen und vor allem viel länger dauern wird.

1. Rohbau für Mensa an Grundschule Tannenweg beginnt: Seit einem halben Jahr wird auf dem Areal der Grundschule Tannenweg geackert. Die Lehranstalt bekommt einen neuen Komplex mit Mensa, zehn Klassen- und fünf Differenzierungsräumen. Durch die Erweiterung ist der Schulstandort auf Fünfzügigkeit angelegt. Rund 330 Erst- bis Viertklässler lernen dort aktuell. Die Räume sollten im kommenden Sommer bezogen werden, doch es gab Lieferverzögerungen, zudem kam es zu Personalmangel bei den Handwerkern. Wegen steigender Materialpreise musste auch das Budget für den Generalunternehmer erhöht werden. Man rechnet mit rund zehn Millionen Euro Projektkosten und ist inzwischen weit hinter dem Zeitplan. Die Verwaltung gibt als Fertigstellungstermin jetzt den Februar 2024 an. Spätestens im März soll mit dem Rohbau begonnen werden.

Agenda 2023: Was der Kreis Stormarn im neuen Jahr plant

2. Neuer naturwissenschaftlicher Bereich im Schulzentrum: Rund 1300 Jungen und Mädchen lernen im Schulzentrum am Oher Weg, wo Gymnasium und Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule untergebracht sind. Hier wird gerade der naturwissenschaftliche Bereich saniert. Dazu gehören Fachräume für Biologie, Chemie und Physik. Die gesamte Verkabelung und Lüftung wird ausgetauscht. Rund 3,7 Millionen Euro kostet das alles. Im Juni sind die Arbeiten erledigt. Danach steht eine umfangreiche Brand- und Schadstoffsanierung an. Wie die angegangen wird, darüber entscheidet die Politik 2023. Die Verwaltung geht von 20 bis 30 Millionen Euro und einer Bauzeit von vier Jahren aus. Im Vorgriff entsteht ein Mensagebäude, wo dann zur Überbrückung Lernzimmer eingerichtet werden.

Umsetzung von Bauprojekten, Planung oder Beratungen: Die roten Punkte markieren entsprechende Stellen in Glinde.
Umsetzung von Bauprojekten, Planung oder Beratungen: Die roten Punkte markieren entsprechende Stellen in Glinde. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse


3. Grunderneuerung von zweiter Straße ohne Anliegergebühren: Eigentlich sollte die Straße Großer Glinder Berg 2022 saniert werden. Das Problem: Bei der Ausschreibung fand sich nur ein Unternehmen, wobei das Angebot den Kostenrahmen sprengte. Also wiederholte man die Prozedur – und hatte Erfolg. Der Ausbau des 375 Meter langen Abschnitts startet im März oder April. Rund 1,4 Millionen Euro sind dafür fällig. Es ist die zweite Straße, die von der Kommune grunderneuert wird, ohne dabei Gebühren von Anliegern zu nehmen. Glinde hatte die sogenannten Ausbaubeiträge abgeschafft, zahlt solche Projekte nun aus der Stadtkasse.

4. Verhandlungen mit dem Kreis über Tempo 30 auf Papendieker Redder: Mehr Schutz für Radfahrer wollen Glindes Politiker auf dem Papendieker Redder, den der Kreis frühestens 2024 sanieren wird. Das Projekt wurde verschoben, weil Hamburg Wasser Grundversorgungsleitungen ersetzen muss in einem größeren Umfang als angedacht.

Ein Radstreifen ist im Zuge der Erneuerung aber nicht möglich, weil die Fahrbahn zu schmal ist. Die Parteienvertreter fordern deshalb Tempo 30, mit dem Kreis konnte man sich bislang aber nicht einigen. Laut Bürgermeister Rainhard Zug gehen die Verhandlungen mit der Behörde in Bad Oldesloe weiter. Eine Möglichkeit scheint zu sein, auf kleinen Abschnitten eine Geschwindigkeitsbegrenzung auszusprechen. Etwa dort, wo es Querungsverkehr durch Schüler gibt.

5. Standort für Lärmschutzwand an der Kreisstraße 80 wird ausgewählt:

Seit Jahren beschäftigt sich Glinde mit dem Bau einer neuen Lärmschutzwand an der Kreisstraße 80. Die aktuelle ist marode, Elemente fehlen. Jetzt wird es konkret. 2023 werden das technische System und Standort bestimmt. Verwaltung und Politik favorisieren eine fünf Meter hohe Variante für rund 650.000 Euro, die als Fahrzeugrückhaltesystem mit integrierter Lärmschutzwand deklariert ist und am Fahrbahnrand errichtet werden soll. Die Umsetzbarkeit ist noch ungewiss. Der Abstimmungsprozess zwischen der Stadt sowie dem Kreis und dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) dauert an.

6. Grabgemeinschaftsanlagen auf Friedhof: Aus dem Friedhofsentwicklungskonzept werden die nächsten Punkte abgearbeitet: Nun kommen sogenannte Sarggemeinschaftsanlagen hinzu. Auch wird das anonyme Grabfeld saniert, dabei sind Umbettungen erforderlich. Die Parkflächen aus Sand am Willinghusener Weg werden gepflastert, der Bereich erhält somit eine Struktur. Außerdem werden die Planungen für die energetische Sanierung der Kapelle angegangen.

7. Gespräche über Zentrumsgestaltung werden intensiviert: „2022 war ein verlorenes Jahr. Keiner wollte in Gebäude investieren“, sagt Bürgermeister Zug mit Blick auf das Vorankommen bei der Neugestaltung der Glinder Innenstadt. Die Politik hatte 2020 einen Rahmenplan für die Ortsmitte beschlossen. In ihm sind die Leitlinien für die städtebauliche Entwicklung festgelegt. Zentraler Bestandteil ist die Schaffung von 300 Wohnungen. Glinde ist dabei abhängig von Grund- und Immobilieneigentümern rund um den Marktplatz. Wenn sie keine Veränderungen wollen, bleibt der große Rundumschlag in Sachen Attraktivitätssteigerung aus. Der Verwaltungschef will die Gespräche mit ihnen intensivieren.
8. Baustart für 37 Sozialwohnungen am Holstenkamp:
Im März oder April soll endlich der Bau von 37 Sozialwohnungen am Holstenkamp beginnen. Der Investor, die D.R.S. Bauregie Dresden, hatte das Grundstück 2017 von der Stadt per Erbpacht erworben, auf dem hinteren Teil eine Kita für 3,9 Millionen Euro gebaut. Es gab Probleme mit dem eingereichten Förderantrag für die Wohnungen bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein, weil das komplette Areal angegeben war. Deswegen musste das Grundstück neu zugeschnitten werden. Inzwischen ist das Geld bewilligt.

9. Villa Bode am Mühlenteich wird im April abgerissen: Die Tage des Gebäudes, in dem früher einmal das italienische Nobelrestaurant San Lorenzo gewesen ist, sind gezählt. Die 1887 erbaute Villa Bode am Mühlenteich wird im April abgerissen. Als Ersatz entsteht ein Komplex mit neun Luxus-Eigentumswohnungen. Grundeigner Holger Heidenreich beabsichtigt im Sommer den Baustart.

10. Moderne Fahrradabstellanlage am Rathaus: 30 Plätze, Gründach und Photovoltaikanlage: Am Glinder Rathaus wird für Mitarbeiter sowie die Öffentlichkeit ein moderner Fahrradstand gebaut. Das Projekt kostet 80.000 Euro. Mehr als die Hälfte davon steuert die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald bei.

11. 100.000 Euro für Radwegsanierung: Im Norden der Stadt wird der Radwanderweg von der Autobahnbrücke bei der Straße Hinter den Tannen bis zu jener mit dem Namen Am Sportplatz saniert. Der Abschnitt ist rund 400 Meter lang. 100.000 Euro sind für die Arbeiten veranschlagt.

12. Grundstück für Togohof-Verkauf wird zugeschnitten: Die Politik hat jüngst entschieden, den Togohof abzugeben – mit einem dazugehörigen Grundstück per Erbpacht. Dieses muss noch in der Größe definiert werden, weil das 1894 errichtete Gebäude in einem Grünzug mit mehreren Tausend Quadratmetern steht. Für das Vergabeverfahren sind im Haushalt 15.000 Euro bereitgestellt. Interessenten gibt es bereits.

13. Beratungen über Umzug des TSV Glinde: Die Entwicklungsgesellschaft Gut Glinde möchte mit der Stadt ein Grundstück tauschen und auf dem Gelände des TSV Glinde Wohnungen bauen. Sie plant bis zu 600 Einheiten in dem Gebiet, will dem Sportverein dafür eine neue Anlage spendieren wenige Meter weiter nördlich. Dort war früher aber eine Kiesgrube, die mit Bauschutt verfüllt wurde. Vor Jahrzehnten strömte Methan aus. Der Investor hat ein Bodengutachten erstellen lassen, das auf Methodik überprüft wurde und einwandfrei ist. Demnach liegt kein relevantes Gasbildungspotenzial mehr vor. Außerdem ist ein Gassicherungskonzept mit einer 3,50 Meter tiefen Sperre beabsichtigt. Trotzdem gibt es Bedenken in der Politik und noch keinen Fingerzeig, in welche Richtung es geht. Jüngst hatte der Bürgermeister eine Liste mit Vor- und Nachteilen der Sportanlagenverlegung präsentiert. Sie ist Grundlage für die weiteren Beratungen.

Das wurde aus den Projekten der Agenda 2022

Ende Juni eröffnete die Wellness-Oase neben dem Golfclub. Das Vabali Spa erstreckt sich über 36.000 Quadratmeter und ist im Stil eines balinesischen Dorfes gehalten. Bestandteil ist ein 80-Zimmer-Hotel. Rund 60 Millionen Euro haben die Brüder Stephan und Markus Theune in das Projekt investiert. Bis Mitte Dezember wurden etwa 70.000 Gäste gezählt, die eigenen Erwartungen damit weit übertroffen.

Im Mai war Baustart für das Wohnungsprojekt der Firma Semmelhaack auf dem Areal Altes Gleisdreieck. In zentraler Lage entstehen 31 Reihenhäuser und 89 Wohnungen in zwei Gebäuden mit jeweils vier Geschossen plus Staffelebene, davon 36 öffentlich gefördert, die allesamt vermietet werden. Das Investitionsvolumen beträgt mindestens 34 Millionen Euro. Die Mietpreisbindung ist auf 35 Jahre festgelegt. Fertigstellung ist im Frühjahr 2024.

Das integrierte Klimaschutzkonzept wurde von der Stadtvertretung beschlossen. Es umfasst rund 30 Punkte, etwa den Bau von Solaranlagen auf städtischen Gebäuden sowie den Ausbau der Quartiersmobilität durch Car- und Bikesharing.

Für die sechs Schulen wurde ein Medienentwicklungskonzept erarbeitet. Eine Bedingung, um Fördergeld für die Digitalisierung an den Lehranstalten zu erhalten. Den Antrag hat die Stadtverwaltung beim Land eingereicht. Sie kalkuliert mit einem Zuschuss in Höhe von einer Million Euro. Drei Millionen steuert die Stadt bei.

Über einen Kauf der Suck’schen Kate konnten sich die Politiker noch nicht einigen,. Das Kulturdenkmal kostet 550.000 Euro. Der Eigentümer lässt es verkommen, deswegen beschäftigt sich die Stadt mit einem Erwerb. Die Entscheidungsfindung zieht sich wegen der Sanierungskosten in die Länge. Diese hat ein Architekt auf zwei Millionen Euro beziffert.

Die Ansiedlung einer Hamburger Firma aus der Metallbranche im Gewerbegebiet an der Wilhelm-Bergner-Straße ist auch noch nicht vollzogen. Ins Stocken geraten ist das Wohnungsprojekt der Vonovia mit 113 Einheiten in Wiesenfeld. Das Bauleitverfahren wurde nicht vorangetrieben. Die Volkshochschule ist seit Januar Bestandteil der Sönke-Nissen-Park-Stiftung als selbstständige Sparte mit dem Namen Glinder Kultur- und Bildungswerk.