Bargteheide. Der gewünschte Containerkomplex ist zeitnah nicht zu realisieren, sagt die Bargteheider Stadtverwaltung.
Trostloser als in diesen Tagen könnte sich das Gelände des Autonomen Jugendhauses an der Alten Landstraße kaum präsentieren. Dauerregen hat die Zufahrt nördlich der Sportanlagen des TSV Bargteheide in eine Schlammwüste mit tiefen Reifenspuren verwandelt. Das lässt die mit reichlich Graffiti versehenen Bauten noch eine Spur trister erscheinen. So ist es nur allzu verständlich, dass die Jugend der Stadt aufbegehrt und vehement alternative, selbstverwaltete Räume fordert. Doch der Weg dahin dürfte lang und steinig werden, wie die jüngste Sitzung des Ausschusses Jugend, Bildung und Sport offenbarte.
Es geht um Raum für Entfaltung und Eigeninitiative
„Wir brauchen eine Lösung, und das möglichst schnell“, unterstrich Madeleine Gierer, stellvertretende Vorsitzende des Kinder- und Jugendbeirats (KiJuB), die Dringlichkeit der Angelegenheit. In einem Antrag hatten die Mitglieder des Gremiums präzisiert, wie solch eine Lösung ihrer Ansicht nach aussehen könnte: Gewünscht wird ein neuer, zweistöckiger Containerkomplex mit jeweils 400 Quadratmetern Nutzfläche je Ebene auf dem Areal des Autonomen Jugendhauses.
Das Grundstück wird als geeignet empfunden, da es zum einen „ausreichend abgelegen von Wohngebieten“ ist und für die Jugendlichen dennoch gut erreichbar. „Was die Raumaufteilung und -nutzung angeht, werden wir uns mit anderen Jugendgruppen wie den Mitgliedern des Autonomen Jugendhauses und der Initiative Jugend für Jugend austauschen“, so Gierer. Es gehe vor allem um Raum für freie Entfaltung, Eigeninitiative und daraus resultierende Projekte.
Planungstreffen bis Ende März gefordert
Gern hätten sich auch Vertreter der anderen beiden genannten Gruppen zu Wort gemeldet, um ihre Ideen und Vorstellungen zu präsentieren. Doch dazu kam es nicht. Als die zwölfköpfige Abordnung verspätet in den Ratssaal einzog, war die Beratung der Ausschussmitglieder bereits in vollem Gange. Weshalb die Ausschussvorsitzende Ina Schaefer von den Grünen den Jugendlichen das Rederecht verweigerte.
Klaus Mairhöfer, Fraktionschef der Unabhängigen Stadtvertreter Bargteheides (USB), kam zwar als ordentliches Ausschussmitglied zu Wort. Er vermochte aber ebenso wenig durchzudringen, wie die einmal mehr enttäuschten Jugendlichen. In einem Antrag hatte die USB vorgeschlagen, bis spätestens 31. März eine Planungsveranstaltung mit Vertretern der in Bargteheide relevanten Jugendgruppen zu organisieren, auf welcher erste Vorstellungen über den Neubau eines Jugendhauses zusammen mit einem Planungsbüro erörtert werden.
Die Übergangslösung ist viel zu teuer
„Wir sollten nicht noch mehr Zeit verlieren und die Jugendlichen bei jeglichen Planungen von vornherein mit einbeziehen“, begründete Mairhöfer den USB-Vorstoß. Zudem sei eine Neubebauung der Fläche des Autonomen Jugendhauses ohne zeitaufwendige Planungsänderung möglich. Die benötigten Finanzmittel könnten für den Haushalt 2024 rechtzeitig beantragt werden.
Das beurteilten vor allem die Stadtvertreter der CDU-Fraktion vollkommen anders. „Da die Rahmenbedingungen bislang noch völlig unklar sind und es noch keine Rückmeldung aus der Stadtverwaltung gibt, ist solch eine zeitliche Vorgabe weder sinnvoll noch realistisch“, sagte Torsten Klostermeyer. Für seine Fraktionskollegin Daniela Rein ist auch die Containervariante mit vielen Problemen behaftet und als Übergangslösung viel zu teuer.
Container sind nur schwer zu beschaffen
Das bestätigte Bürgermeisterin Gabriele Hettwer. Angesichts des sich ausweitenden Flüchtlingsstroms, insbesondere aus der Ukraine, sei die Beschaffung von Containern inzwischen extrem schwierig geworden und mit großen Wartezeiten verbunden. „Doch selbst wenn wir sie kurzfristig besorgen könnten, wären sie zeitnah nicht aufstellbar“, so die Chefin der Stadtverwaltung.
Ohne entsprechende Tiefbaumaßnahmen und ein normgerechtes Fundament könne solch ein Bau nicht umgesetzt werden. Hinzu kämen sämtliche Anschlüsse für Frisch- und Abwasser, Strom und das Internet. „Das alles lässt sich nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln, das muss geplant, beauftragt und schließlich umgesetzt werden“, erläuterte Hettwer.
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Außerdem sei der potenzielle Nutzerkreis des sozialen Jugendkulturzentrums längst noch nicht ausdefiniert. Schließlich gebe es in der Stadt noch weitere relevante Jugendgruppen verschiedener Vereine, der Pfadfinder und des Jugendforums. Deshalb suche die Verwaltung nicht zuletzt den Kontakt zum Kreisjugendring, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
Während der USB-Antrag mehrheitlich abgelehnt worden ist, wurde der Antrag des KiJuB vorerst zurückgestellt. Um den Jugendlichen aber trotzdem möglichst schnell alternative Treffpunkte zur Verfügung stellen zu können, haben die Fraktion CDU, FDP, SPD und WfB ihren eigenen Antrag zur finanziellen Ausstattung des Projekts ergänzt. Die Verwaltung soll jetzt in Erfahrung bringen, auf welche Weise vorhandene städtische Gebäude doppelt genutzt werden könnten und ob es weitere Flächen oder Gebäude gibt, die kurzfristig angemietet und genutzt werden können.