Bargteheide. Wunsch nach überdachten Treffpunkten in der Stadt verhallt seit Jahren tatenlos. Jetzt regt sich zunehmend Widerstand.
Der Wunsch von Jugendlichen der Stadt nach frei zugänglichen, öffentlichen Treffpunkten besteht in Bargteheide seit vielen Jahren. Erhört, geschweige denn umgesetzt, wurde er bislang nicht. Nun hat es ein neuer Antrag des Kinder- und Jugendbeirats (KiJuB) zumindest in den Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport geschafft. Dort ist er jüngst beraten worden und sogar mit einer positiven Empfehlung für eine Zustimmung in den Bauausschuss verwiesen worden. „Das einmütige Votum stimmt uns optimistisch, dass nun endlich Bewegung in die Sache kommt“, sagt Lucy Mac Arthur, Vorsitzende des KiJuB.
Akt der Verzweiflung ist scharf verurteilt worden
Dass die Heranwachsenden der Stadt den zögerlichen Einsatz der Kommunalpolitik für ihre Belange nicht länger tatenlos hinnehmen wollen, bewies gerade die Besetzung der Villa Wacker nahe dem Bahnhof durch Mitglieder der Initiative Jugend für Jugend Anfang Oktober. Wie bereits berichtet, war das Gebäude erst nach einem Ultimatum der Stadtverwaltung wieder geräumt worden.
Der (widerrechtliche) Akt der Verzweiflung war in weiten Teilen der Kommunalpolitik zwar scharf verurteilt worden. Ohne bislang aber eine echte Perspektive aufzuzeigen. Dabei werde laut Jonas Bewig, dem Sprecher der Initiative, in Bargteheide bereits seit 40 Jahren um Räume für die Jugend gekämpft und gerungen. „Es hat von allen Seiten immer wieder Zugeständnisse gegeben, die sich im Nachhinein aber stets als reine Lippenbekenntnisse erwiesen haben“, so Bewig.
72 Schüler haben sich am „Planspiel Kommunalpolitik“ beteiligt
Fehlende Jugendtreffpunkte waren Mitte Mai 2019 auch eines der Hauptthemen des „Planspiels Kommunalpolitik“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit dem Bargteheider Jugendarbeitsteam. Unter dem Motto „Mitreden, Mitmischen, Mitentscheiden!“ hatten 23 Elftklässler der Anne-Frank-Schule, sieben des Gymnasiums Eckhorst, 17 der Dietrich-Bonhoeffer-Schule sowie 25 Zehntklässler des Kopernikus-Gymnasiums in simulierten Stadtvertretersitzungen verschiedene Vorschläge erarbeitet und Ideen entwickelt, wie den Jugendlichen mehr Möglichkeiten für verschiedene Freizeitveranstaltungen wie Partys, Konzerte, Open-Air-Kino und öffentliche Treffpunkte erschlossen werden können.
„Für mich war das mehr als ein Spiel“, sagte seinerzeit Ruth Kastner, Fraktionschefin der Grünen. Sie habe etliche konkrete Ansatzpunkte für die politische Debatte ausgemacht, die kaum ignoriert werden könnten. „Die Jugendlichen haben sehr deutlich gemacht, dass es bei ihnen grundlegende Bedürfnisse gibt, auf die wir Kommunalpolitiker Antworten finden müssen“, so Kastner.
Treffpunkte sollten Platz für zehn Personen haben
Doch obwohl die Jugendlichen ihre Vorstellungen und Wünsche nach dem Planspiel auch im echten Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport vorgetragen haben, ist in den vergangenen Jahren fast nichts umgesetzt worden. Für den KiJuB nun Anlass genug, einen neuen Anlauf mit ganz konkreten Vorschlägen zu wagen.
„Überdachte Sitzgelegenheiten als Treffpunkte wären ein erster Schritt und ein positives Signal, dass die Stadt unsere Bedürfnisse ernst nimmt“, sagt die stellvertretende KiJuB-Vorsitzende Madeleine Gierer. Die Jugendinseln sollten Plätze und Tische für bis zu zehn Personen und Schutz vor Wind und Wetter bieten, beleuchtet und mit Behältern für die Müllentsorgung versehen sein.
Bei der Standortsuche scheiden sich bereits die Geister
„Als zwei erste Standorte könnten wir uns den Jugendsportpark und den Park zwischen Utspann und Marktplatz vorstellen“, so Gierer. Wichtig sei den Initiatoren, dass Plätze gefunden werden, an denen sich die Jugendlichen einerseits „erwünscht fühlen“ und andererseits möglichst keine Anwohner stören.
Doch genau an dieser Stelle schieden sich bei den ersten Reaktionen schon wieder die Geister. So sprach Annette Reese von der Wählergemeinschaft WfB zwar von einer grundsätzlich guten Idee. Den Innenstadt-Standort am Utspann sehe ihre Fraktion jedoch kritisch, weil es hier bereits des Öfteren Beschwerden von Anwohnern, sowie Gästen des Utspann und des Kleinen Theaters wegen übermäßigen Lärms gegeben habe.
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René Brüser, Fachbereichsleiter Bürgerservice, Bildung und Soziales der Stadtverwaltung, räumte anschließend sofort ein, dass allein die Standortsuche äußerst problematisch sei. Mal würden Naturschutzbelange die Optionen begrenzen, mal Sicherheitsbedenken wegen der Bahntrasse, dann wieder erwartbare Proteste von Seiten der Anrainer.
Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth mahnte, die Politik sollte nicht gleich wieder alle möglichen Bedenken in den Vordergrund rücken. Während ihr CDU-Fraktionskollege Torsten Klostermeyer die Ansicht vertrat, es sei absolut unnötig Häuser zu besetzen, um sich Gehör zu verschaffen.