Tangstedt. Beliebtes Obst hat Saison. Ein Überblick, wo Verbraucher Früchte aus regionalem Anbau selbst ernten können und was sie dafür bezahlen.
Rot, saftig, aromatisch und süß. Die Erdbeere ist die Frucht, die bei uns den Beginn des Sommers markiert. Auf Erdbeeren aus regionalem Anbau müssen die Kunden im Norden Deutschlands zwar etwas länger warten als im Süden – die Vorfreude auf den Genuss dürfte dafür umso größer sein. Besonders lecker schmecken die roten Früchte, wenn sie frisch gepflückt auf den Tisch kommen. Wer sie nicht im eigenen Garten oder Balkonkübeln anpflanzen kann, muss trotzdem nicht auf das eigene Ernte-Vergnügen verzichten: Einige Landwirte bauen auf Feldern das Obst zum Selbstpflücken an. Und für Kinder eignet sich ein solcher Ausflug ohnehin, um mit viel Spaß mehr über die Herkunft der Erdbeeren herauszufinden.
Auf dem Gut Wulksfelde in Tangstedt ist die Saison bereits im vollen Gange. Gärtnerin Güde Martensen sagt: „Wir bauen frühe, mittlere und späte Sorten an, die zeitversetzt reifen. Dadurch können wir die Erdbeeren über einen möglichst langen Zeitraum anbieten.“ Weil im Februar und März die Temperaturen wärmer als üblich gewesen seien, habe die Blüte früher als sonst begonnen. „Wir sind noch nie so früh wie in diesem Jahr gestartet“, so Martensen. Das aktuelle nasse Wetter sei schon eine Herausforderung, meint die Gärtnerin. „Wir nutzen die Pausen zwischen dem Regen intensiv für die Ernte“, sagt sie. „Die Früchte reifen trotzdem heran.“ Sie kann der langsameren Reifezeit sogar einen kleinen Vorteil abgewinnen: „Dafür verteilt es sich etwas besser und staut sich nicht, weil plötzlich ganz viele Erdbeeren gleichzeitig reif sind.“
Erdbeeren pflücken in Stormarn: Leckerer Geschmack ist wichtigstes Kriterium
Auf die Früchte selbst hätten die Klimaänderungen keine nennenswerten Auswirkungen. Vier Sorten kommen in dieser Saison noch in den Verkauf, die aktuelle heißt Korona. Sie wird laut Nina Roggmann, auf dem Gut verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit, demnächst von Sonata abgelöst. Sonata ist die Lieblingssorte von Güde Martensen, weil „sie von der Süße und der Säure her am ausgewogensten ist“, so die Gärtnerin. Roggmann ergänzt: „Danach kommen noch Florence und Malwina.“
„Wir probieren auch immer wieder Sorten aus“, fügt Martensen hinzu. Zuletzt eine mit dem klingenden Namen „Red Himalaya“. Geerntet werden die Früchte erst im kommenden Jahr. Dann wird sich zeigen, ob sie den Geschmackstest bestehen. Denn das wichtigste Kriterium ist laut Martensen, „dass die Erdbeeren lecker sind und geschmacklich überzeugen“. Auf dem Gut werden ohnehin nur solche Beeren angebaut, „die mit unseren Bedingungen im Ökolandbau zurechtkommen“. Erntezeit für Selbstpflücker ist täglich von 9 bis 19 Uhr. Das Feld liegt am Wulksfelder Damm, etwa 500 Meter vom Gutshof entfernt. Der Weg ist ab dem Gut ausgeschildert. Wer ein Kilogramm Erdbeeren pflückt, ist mit 6,90 Euro dabei, ab fünf Kilo liegt der Preis bei 6,70 Euro/Kilo und ab zehn bei 6,50 Euro/Kilo. Gezahlt wird bar oder mit EC-Karte direkt am Feld. Beim Blick aufs Wetter sagt Roggmann: „Es darf jetzt aber auch gerne etwas wärmer werden, damit die Erdbeeren weiter gut nachreifen.“ Gute Bedingungen vorausgesetzt, könne das Pflücken noch vier weitere Wochen andauern, schätzen die beiden Frauen.
Regen führt dazu, dass auf manchen Feldern die Erdbeeren zum Teil verfaulen
Ein völlig anderes Bild zeigt sich auf dem Hof Lohbrügge in Reinbek (Lohbrügger Straße 25). Potenzielle Selbstpflücker haben derzeit keine Chance, dort selbst zu ernten. Eine Bandansage informiert Anrufer über den Grund: „Selbstpflücken müssen wir leider aussetzen, weil wir in der mittleren Reifezeit zu wenige Früchte haben beziehungsweise einige schon verfault sind“, verkündet eine männliche Stimme. Das Selbstpflücken beginne erst wieder am 20. Juni.
Im Gegensatz dazu bietet der Erdbeerhof Glantz gleich an drei Standorten im Kreis Stormarn die roten Früchte zum Selbsternten an. Die Felder befinden sich am Ortsausgang von Delingsdorf Richtung Bargteheide an der Hamburger Straße, in Oststeinbek nahe der Kreuzung Möllner Landstraße/Willinghusener Weg, und in Ammersbek an der Hamburger Straße (B434) Richtung Hoisbüttel auf Höhe der Bushaltestelle Beekkamp. Alle drei Anbauflächen sind täglich von 8 Uhr an geöffnet. Wie lang, das verrät ein Blick auf die Website glantz.de. Dort ist die jeweils tagesaktuelle Öffnungszeit nachzulesen. Die Sammelbehälter bringen die Kunden mit. Unter einem Kilogramm Früchte geht nichts über die Ladentheke: Selbstpflücker zahlen dafür 7 Euro.
Auf dem Feld in Delingsdorf sind außerdem bereits die ersten Himbeeren reif. Wer davon etwas mit nach Hause nehmen will, sollte sich frühzeitig auf den Weg machen, da der Vorrat begrenzt ist. 500 Gramm kosten 4,50 Euro.
Preise werden bei vielen Anbietern günstiger, je größer die Abnahmemenge ist
Auch Bastian Soltau vom Hof Soltau im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde (Meienfelde 2) macht das Wetter zu schaffen,größere Einbußen verzeichnet er aber noch nicht. Er sagt: „Wir hatten jetzt ein paar Tage kaum Sonne und immer wieder Niederschläge.“ Ideale Bedingungen für die Erdbeerernte sähen anders aus, „zumindest sollte der Regen ausbleiben“, hofft Soltau. Kunden, die Erdbeeren pflücken wollen, rät er, bis Ende kommender Woche vorbeizuschauen. „Unser Selbstpflückfeld ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.“
Wie andere baut auch Soltau unterschiedliche Sorten Erdbeeren an, die zeitversetzt reifen. Bis es bei der Spätsorte Malwina so weit sei, brauche diese noch etwas mehr Sonne. An ihr schätzt der Landwirt vor allem die „sehr schöne Optik, sie hat ein unheimlich rotes Fruchtfleisch“. Das macht sie zu einem Hingucker sowohl auf Torten als auch pur. Die Preise für die Erdbeeren bewegen sich laut Soltau auf Vorjahresniveau. „Wir haben das Kilo etwas teurer gemacht. Dafür gibt es eine Mengenstaffel.“ Konkret heißt das: Bei Mindestabnahme von einem Kilo zahlen Selbstpflücker 7,50 Euro – je größer die Menge, desto günstiger wird es. „Das geht runter bis 5,50/Kilo“, sagt Soltau.
Im Scheunencafé des Bernekehofs können Besucher nach dem Pflücken eine Pause einlegen
„Wir haben für unsere Kunden aus der unendlichen Vielfalt von Erdbeersorten eine Auswahl der bedeutendsten Aromasorten ausgewählt“, verspricht der Bernekehof in Barsbüttel (Rähnwischredder 5). Diese zählten zwar nicht unbedingt zu den ertragreichsten Sorten, zeichneten sich aber durch den guten Geschmack aus. Selbst bei nassem Wetter können Besucher sich aufs Feld wagen: Eine dicke Strohschicht zwischen den Pflanzen hält die aufgeweichte Erde von den Früchte und den Schuhen fern. So können Groß und Klein ungestört die schönsten Früchte von den Sträuchern pflücken.
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„Kinder sind bei uns sehr willkommen, da in den Hausgärten kaum noch Beerenobst angebaut wird. Gerade die Kleinen sollen lernen, dass Erdbeeren nicht in 500-Gramm-Schalen im Supermarkt wachsen“, teilen die Betreiber auf der Homepage mit. Und so manche Naschkatze lernt auf dem Feld zum ersten Mal, dass sich grüne Früchte nicht nur durch die Farbe von roten, reifen Beeren unterscheiden. Wer am Wochenende zum Pflücken auf den Hof kommt, kann sich danach bei einem Stück Erdbeertorte im Scheunencafé eine Auszeit gönnen. Das Selbstpflückfeld ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet, das Scheunencafé sonnabends und sonntags ab 12 Uhr.
Pipers Naturlandhof liegt zwar in Schönberg, doch das hofeigene Erdbeerfeld für Selbstpflücker ist in Lütjensee, genauer gesagt im Ortsteil Dwerkaten zu finden. Ausschließlich Erdbeeren in Bio-Qualität werden hier geerntet. Jessica Piper vom Naturlandhof sagt: „Das Feld liegt direkt an der Bahnhofstraße in Dwerkaten.“ Die Familie baut viele verschiedene Sorten Erdbeeren an. „Wir sind schon seit Mitte Mai dabei und haben auch später reifende Sorten im Angebot.“ Gefäße könnten mitgebracht werden, das sei aber keine Bedingung. Die Mindestmenge für alle, die selbst Hand bei der Ernte anlegen wollten, betrage zwei Kilo Erdbeeren. 8,80 Euro kostet das Kilo für Selbstpflücker. Und auch diesmal gilt: je mehr, je günstiger wird es. Die Anbaufläche ist täglich in der Zeit von 9 bis 18 Uhr geöffnet, der Einkauf kann ausschließlich bar bezahlt werden.