Bargteheide. Bengt Bergt ist erschüttert über Angriff bei Wahlkampfaktion in Bargteheide. Polizei schließt politischen Hintergrund nicht aus.
Nach der Böllerattacke auf eine Wahlkampfveranstaltung der SPD in Bargteheide (Kreis Stormarn) am vergangenen Freitag, 7. Juni, ermittelt nun der Staatsschutz. Eine politisch motivierte Tat könne nicht ausgeschlossen werden, so Philipp Jagelle, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck. Ermittelt werde wegen des Anfangsverdachts der gefährlichen Körperverletzung und möglicher Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. Zeugen des Vorfalls werden aufgefordert, sich bei den Ermittlern zu melden.
Die Stormarner SPD hatte am Freitag zum Endspurt ihres Europawahlkampfes zur Aktion „Döner für 3 Euro“ zum Efes Grill an der Bargteheider Bahnhofstraße eingeladen, um Gutscheine für vergünstigte Döner zu verteilen. Mit der Aktion wollten die Sozialdemokraten auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten aufmerksam machen. Anwesend waren auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt und und EU-Kandidat Fabian Vehlies.
Wahl 2024: SPD-Politiker knapp vom Feuerwerkskörper verfehlt
Während die Wahlkämpfer im Gespräch mit Bürgern waren, war gegen 17.38 Uhr in unmittelbarer Nähe der Gruppe ein Feuerwerkskörper detoniert. Laut Bergt handelte es sich um einen sogenannten Kanonenschlag. Ernsthaft verletzt worden sei niemand, allerdings habe eine Person über Ohrenschmerzen geklagt, teilte die Polizei mit.
Unmittelbar nach der Tat waren Beamte aus Bargteheide vor Ort, um Spuren zu sichern. „Erste Ermittlungen legen nahe, dass der pyrotechnische Gegenstand zielgerichtet in die Menschengruppe geworfen wurde“, so Polizeisprecher Jagelle. Die Wahlkampfaktion konnte fortgesetzt werden, allerdings blieben mehrere Beamte aus Sicherheitsgründen bis zum Ende vor Ort. Die SPD erstatte Anzeige gegen unbekannt, sagte ein Parteisprecher auf Anfrage.
SPD-Bundestagsabgeordneter ist „erschüttert, aber nicht überrascht“
Bergt zeigte sich nach dem Vorfall schockiert. „Ich bin erschüttert, aber nicht überrascht, dass im eher ruhigen Norden eine friedliche und positive Aktion attackiert wird“, sagte der Bundestagsabgeordnete unserer Redaktion. Er sei gerade im Gespräch mit einem Bürger gewesen, so Bergt, als der Böller ungefähr 1,50 Meter neben ihm detoniert sei. „Nahe dem Efes Grill befindet sich ein Hochhaus, davor sind Hecken. Vermutlich ist der Kanonenschlag aus dem Gebäude oder dem Gebüsch geworfen worden. Ich konnte aber keine Person erkennen“, so der Politiker.
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Erst vergangene Woche sei auf das Autonome Jugendhaus (AJH) in Bargteheide vermutlich ein Brandanschlag verübt worden. Und bereits im Frühjahr seien Nazi-Graffiti in der Stadt aufgetaucht. Dennoch lasse er sich nicht einschüchtern, betonte Bengt Bergt. „Draußen zu sein, mit Bürgern zu reden und für sie da zu sein, ist unser Job. Darum bin ich heute gleich wieder vor Ort und unterstütze die Genossinnen und Genossen“, sagte er.
SPD-Landesvorsitzende Midyatli fordert weitere Sicherheitsvorkehrungen
Die Landesvorsitzende Serpil Midyatli zeigte sich ebenfalls schockiert über den Angriffsversuch. Sie sei froh, dass alle Beteiligten unversehrt seien. Solche Übergriffe müssten ein Ende haben. Sie würden gerade in Wahlkämpfen auch ehrenamtliche Parteimitglieder gefährden, deshalb müssten weitere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Midyatli betont, dass sich die Partei von solchen Angriffen nicht aufhalten lasse. „Wer den demokratischen Wahlkampf stört oder sogar Verletzungen in Kauf nimmt, wird uns immer gegen sich haben. Wir bringen jeden Vorfall zur Anzeige.“
Bei den weiteren Ermittlungen ist die Polizei laut Sprecher Jagalle auf Hinweise von Zeugen angewiesen. Zum Zeitpunkt der Detonation habe am Bargteheider Bahnhof ein reges Personenaufkommen geherrscht, weshalb die Ermittler hofften, dass Passanten den Vorfall beobachtet haben. Hinweise nimmt die Polizeidirektion Lübeck unter Telefon 0451/13 10 oder per E-Mail an K5.Luebeck.BKI@polizei.landsh.de entgegen.