Glinde. Entwurf für Sanierung des Tannenwegs in Glinde vorgestellt. Eine Partei schmettert diesen sofort ab. Das sind ihre Bedenken.
Seit die Grundschule erweitert wird, ist ein Abschnitt des Tannenwegs in Glinde Einbahnstraße. Das soll auch so bleiben nach der Sanierung, deren Beginn die Verwaltung für März kommenden Jahres plant, wenn es die Witterungsverhältnisse zulassen. Das Projekt impliziert die Schaffung einer Parkzone für Elterntaxis direkt am Haupteingang. Dagegen regt sich jedoch Widerstand. Die Christdemokraten schlagen Alarm. Das Thema könnte sich zu einem Zankapfel entwickeln.
Im jüngsten Bauausschuss stellte das Ingenieurbüro Wasser- und Verkehrs-Kontor (WVK) einen Entwurf vor. Zu sehen ist ein rund 100 Meter langer Parkstreifen neben der Fahrbahn. Laut Bauamtsmitarbeiter Heiko Wisser sind 30 bis 40 Meter davon für den sogenannten Kiss-and-go-Bereich vorgesehen mit Platz für sechs bis acht Fahrzeuge. Er sagt: „Außerhalb der Schulbeginn- und -endzeiten kann jeder seinen Pkw dort abstellen.“ Der Streifen sei auch Wunsch von Anwohnern und zum Beispiel für Besucher.
Breite der Fahrbahn soll auf 4,50 Meter reduziert werden
Der Tannenweg hat eine Breite von 5,50 bis sechs Meter, diese soll im Zuge des Umbaus auf 4,50 Meter reduziert werden. Noch schmaler darf es nicht werden, da Radler die Straße in beide Richtungen befahren, so Wisser. Er berichtet von chaotischen Zuständen vor der Schulvergrößerung, als das auch für Autos möglich gewesen ist. Demnach haben Elterntaxis Einfahrten blockiert, es gab verbale Auseinandersetzungen. „Wir haben Halte- und Parkverbotsschilder aufgestellt, die Feuerwehr muss bei einem Einsatz zügig passieren können.“ Durch die Einbahnstraßenregelung in Verbindung mit der Kiss-and-go-Zone werde dieses Problem aus seiner Sicht beseitigt.
Der CDU-Ortsvorsitzende Claus Peters kritisierte den Entwurf in der Gremiumssitzung, bezeichnete das Dokument als „nicht ausgereift“ und „stark verbesserungswürdig“. Der Politiker: „Es gibt erhöhtes Gefahrenpotenzial durch eine Elterntaxi-Zone am Haupteingang wegen des Begegnungsverkehrs mit Radfahren und Fußgängern. Das passt so gar nicht zum Konzept, eine Fahrradstadt zu werden.“ Peters führt den Leitfaden des ADAC zu Elternhaltestellen vor Grundschulen ins Feld. Dieser empfiehlt eine Mindestentfernung von 250 Metern zur Lehranstalt sowie die Entzerrung der Hol- und Bringverkehre durch die Verlagerung auf mehrere Standorte. Die CDU will nun eigene Vorschläge für die benachbarten Straßen präsentieren.
Elternbeirat: Erwachsene sind nicht bereit, weit weg von Schule zu parken
Dort sei es laut Wisser nicht machbar: „Wir haben keine bessere Lösung als jene, die wir vorgeschlagen haben.“ Gegenwind bekommt Peters auch vom Elternbeirat der Bildungseinrichtung für Erst- bis Viertklässler. Eine Vertreterin sagte, Eltern seien nicht bereit, weit weg zu parken. Sie würden Kiss-and-go-Zonen an anderer Stelle ignorieren und den Nachwuchs weiterhin vor der Schule aussteigen lassen. Dass Erwachsene die Kleinen chauffieren, unterstützt die Frau keineswegs. „Wir sind dabei, die Kinder zu animieren, mit dem Rad zur Schule zu kommen.“
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Und wie stehen die anderen Parteien zu dem Thema? „In einer idealen Welt braucht es keine Elternhaltestellen. Wir müssen aber mit den Gegebenheiten umgehen, insofern würde ich den Vorschlag der Verwaltung unterstützen“, sagt SPD-Fraktionsvizin Marlies Kröpke. Ihr Pendant von der FDP, Barbara Bednarz, hat ebenfalls nichts gegen so einen Bereich am Haupteingang. „Der Streifen ist mir jedoch zu lang, Bürger sollen auf ihren Grundstücken parken. Und die Einbahnstraßenregel gefällt mir nicht.“ Grünen-Politikerin Maureen Macoun sagt: „Wir werden das in der Fraktion diskutieren, lehnen es nicht pauschal ab.“
Im nächsten Bauausschuss will die Verwaltung eine Entscheidung herbeiführen. Wisser möchte nämlich im September oder Oktober die Ausschreibung tätigen. Ursprünglich sollte ein 180-Meter-Abschnitt des Tannenwegs für 600.000 Euro grunderneuert werden. Jetzt zeigte das Ingenieurbüro eine Variante mit 400 Metern bis zur Straße Kleiner Glinder Berg. Mitaufgenommen wurde zudem die Ertüchtigung eines Fußwegs zwischen Papendieker Redder und Schule. Das Investitionsvolumen würde auf 1,2 Millionen Euro steigen. Kröpke und Peters halten einen größeren Umbau für sinnvoll. „Aufschieben heißt verteuern“, sagt die Sozialdemokratin.
Glinde hat Straßenausbaubeiträge für Grundeigner abgeschafft
Die Kosten für solche Arbeiten trägt allein die Kommune. Sie hatte Ausbaubeiträge abgeschafft. Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein waren lange verpflichtet, Geld von Grundeignern für Vollsanierungen zu nehmen. Viele Straßen in der Stadt sind marode und nur mit einem Euro bewertet. Das mittlere Baujahr aller Verkehrswege in Glinde liegt bei 1976. Bislang wurden zwei Projekte ohne Gebühren von Anliegern umgesetzt. Im Mai 2021 war die Fertigstellung der an den Tannenweg grenzenden Blockhorner Allee. Der Umbau des 320 Meter langen und 17 Meter breiten Bereichs kostete rund 900.000 Euro, 200.000 Euro davon entfielen auf Kanalarbeiten durch den Zweckverband. Danach war der Große Glinder Berg dran. „Wir wollen alle zwei bis drei Jahre ein neues Projekt angehen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Mehr sei nicht zu schaffen, weil die Kommune sehr viel Geld in Bildungseinrichtungen investiere.
An der Grundschule Tannenweg sollen die Kinder nach den Sommerferien im neuen Gebäude unterrichtet werden. Der zweigeschossige Erweiterungsbau ohne Keller ist 1930 Quadratmeter groß, ebenerdig befindet sich die Mensa mit Platz für 250 Personen. Sie wird auch als Saal für Aufführungen genutzt. Das Haus beinhaltet zudem zehn Klassen- und fünf Differenzierungszimmer. Das Projekt kostet knapp elf Millionen Euro, eigentlich wollte Glinde mit weniger als acht auskommen. Wie berichtet, gab es großen Ärger mit dem Generalunternehmen. Bis Ende kommenden Jahres soll auch die Umgestaltung des angrenzenden Sportplatzes vollzogen sein. Hierfür sind 2,2 Millionen Euro veranschlagt, eine Million steuert der Bund bei.