Trittau. Internetstar ist durch Jagd auf Falschparker bekannt. Jetzt kündigt er Besuch in Trittau an. Was führt er im Schilde?

Durch sein ungewöhnliches Hobby hat Niclas Matthei bundesweit Bekanntheit erlangt, sich aber bei Weitem nicht nur Freunde gemacht – im Gegenteil. Doch in den sozialen Medien wird er von seinen Fans (mehr als 70.000 Follower) frenetisch gefeiert. Der Internethype um den selbst ernannten „Anzeigenhauptmeister“ aus Gräfenhainichen (Sachsen) ist in vollem Gange. Nun kommt nach Trittau – um Discobesucher aufzuschreiben? Denn der 18-Jährige macht privat verbissen Jagd auf Falschparker und meldet jeden Fall an die Ordnungsbehörden. Seine Streifzüge unternimmt er mit dem Fahrrad, trägt dabei immer Helm und Warnschutzkleidung. Sein erklärtes Ziel: In jeder deutschen Stadt und Gemeinde zumindest einen Falschparker anzuzeigen. Auch in Hamburg war er schon unterwegs.

Am Freitag, 7. Juni, dreht sich im Fun-Parc Trittau alles um den „Anzeigenhauptmeister“. Denn Matthei ist persönlich vor Ort. Auch wenn der 18-Jährige nicht gerade wie ein Clubgänger wirkt, wurde er bereits in anderen Clubs gesichtet. Eine Diskothek kündigt auf TikTok seinen Auftritt mit den Worten an: „Alle wollen ihn, wir haben ihn. Der heißeste Internetstar des Jahres stürmt die Bühne und kontrolliert eure Partytauglichkeit.“ Videoclips von Mattheis Clubtour auf YouTube beweisen, dass er sich dort nicht etwa im partytauglichen Outfit, sondern in seiner üblichen Kluft zeigt. Gäste, die sich ebenso wie er in Neon-Uniform werfen und dazu noch den obligatorischen Fahrradhelm tragen, werden vom Fun-Parc mit 25 Euro Freiverzehr belohnt. Die Party steigt um 22 Uhr.

„Anzeigenhauptmeister“ besucht Disco bei Hamburg: Gäste können Fotos mit ihm machen

Nicht nur für viele Partygäste, auch für Fun-Parc-Chef Yannik Panke ist es das erste Mal, dass er den „Anzeigenhauptmeister“ persönlich treffen wird. Er sagt: „Das Konzept für die Veranstaltung wurde uns von Club Konzepte im April präsentiert.“ Die Kontaktaufnahme sei vonseiten der Agentur erfolgt. „Es sollte eine Clubtour entstehen, und wir wurden gefragt, ob wir dabei sein möchten“, berichtet Panke. Club Konzepte entwickelt Veranstaltungskonzepte aller Art mit einem jeweils anderen Motto – von „Après-Ski-Party“ und „Neon-Festival“ über „Stop thinking, start drinking“ bis hin zu „Sorry mum … for what I did last night!“, der Party, „von der deine Mum niemals erfahren sollte“.

Auf Anfrage des Abendblatts bestätigt Geschäftsführer Jan Schmidt, dass die bundesweite Clubtour von Club Konzepte mit dem „Anzeigenhauptmeister“ bislang die einzige ihrer Art ist. Auch der Fun-Parc will sich die mediale Aufmerksamkeit um den Internetstar zunutze machen. „Der Hype um den Anzeigenhauptmeister ist riesig. Wir wollen unseren Gäste die Möglichkeit bieten, ihn live sehen zu können und ein Foto mit ihm zu machen“, sagt Yannik Panke.

Fun-Parc-Chef:„Anzeigen werden in den meisten Fällen nicht von Ordnungsämtern verfolgt“

„Blitzerfotos“ heißt das auf der Website der Disco. „Außerdem wird der Anzeigenhauptmeister Atemalkoholkontrollen durchführen“, kündigt der Fun-Parc-Chef an. Gefragt, wie kritisch er die kontrovers diskutierten Anzeige-Aktionen von Niclas Matthei sieht, meint er: „Dass er Anzeigen verteilt, ist eher ein lustiger Faktor. Die Anzeigen werden in den meisten Fällen ja nicht von den Ordnungsämtern weiterverfolgt.“

Gespannt auf den Anzeigenhauptmeister: Yannik Panke, Geschäftsführer des Fun-Parcs Trittau, im Royal Club, einem der Veranstaltungsräume der Disco.
Gespannt auf den Anzeigenhauptmeister: Yannik Panke, Geschäftsführer des Fun-Parcs Trittau, im Royal Club, einem der Veranstaltungsräume der Disco. © Elvira Nickmann | Elvira Nickmann

In zwei Videoschnipseln auf ihrem YouTube-Channel hat die Oldesloer Band Noa Lone eine Begegnung mit dem „Anzeigenhauptmeister“ dokumentiert. Das Short mit dem Titel „#anzeigenhauptmeister wollte uns hops nehmen in #hamburg“ verzeichnet bereits mehr als 100.000 Aufrufe. Anders als es die Überschrift suggeriert, dürfte die Band allerdings keine negativen Folgen durch das Treffen zu befürchten haben.

Security sorgt für die Sicherheit beim Auftritt des selbst ernannten „Anzeigenhauptmeisters“

Sicherheitsbedenken wegen seines Special Guest hat Yannik Panke nicht, auch wenn Matthei schon mehrfach körperlich attackiert wurde. „Im Fun-Parc ist die ganze Zeit ein Sicherheitsdienst anwesend“, sagt er. Statt Knöllchen verteilt der „Anzeigenhauptmeister“ ausnahmsweise Freigetränke, und zwar immer dann, wenn der Song „Anzeigenhauptmeister“ von Finch in der Disco gespielt wird. Wer zur Alkoholkontrolle bei ihm vorstellig wird und „zu nüchtern“ ist, erhält nach Angaben des Fun-Parcs einen Drink.

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Auf welchem Weg der „Anzeigenhauptmeister“ nach Trittau kommt und wann genau er in der Gemeinde eintrifft, weiß Yannik Panke nicht. „Darüber können wir leider nichts Genaues sagen. Die Anreise wurde auch komplett von der Agentur übernommen.“ Es ist aber davon auszugehen, dass er wie üblich mit der Bahn anreist und den restlichen Anfahrtsweg auf dem Fahrrad zurücklegt. Auf die Frage, ob die Trittauer damit rechnen müssen, dass Niclas Matthei Strafzettel verteilt, antwortet der Disco-Betreiber: „Ich denke, dass keiner davor Angst haben muss.“

Nutzt „Anzeigenhauptmeister“ die Gelegenheit, um Parksünder in Trittau zu jagen?

Zumindest wurde der „Anzeigenhauptmeister“ noch nicht in der Gemeinde gesichtet. Allerdings verfolgt er sein selbst gestecktes Ziel mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit. Sollte er ihm tatsächlich gelingen, in jeder Stadt und Gemeinde einen Parksünder zu dokumentieren, könnte ihm das einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde bescheren. Es ist daher zu vermuten, dass er die Gelegenheit nutzt, wenn er schon einmal in Trittau unterwegs ist.

Wie unter anderem das Nachrichtenportal „t-online“ berichtet, wurde vor wenigen Tagen bekannt, dass Matthei während seiner Schulzeit verbotene Inhalte in einem Klassenchat geteilt und den Tod von Menschen, die eine Corona-Schutzimpfung verweigert haben, gefordert haben soll. Ein Jugendrichter soll ihn deswegen zu 100 Arbeitsstunden und einer Geldstrafe verurteilt haben. Matthei will das Urteil nach eigenen Angaben anfechten.