Delingsdorf. Leon Zijlstra und Jörn Andresen haben 4500 Flaschen ihres „Schatoh Feldmark“ abgefüllt. Kommende Woche beginnt der Verkauf.

Ein Weinberg auf dem platten Land - ist das nicht schon ein Paradox in sich? Wer auf eine solche Idee kommt, verfügt über eine unkonventionelle Denkweise und Experimentierfreude. Eigenschaften, mit denen Leon Zijlstra offensichtlich gesegnet ist.

Der 31-Jährige, dessen Familie aus den Niederlanden stammt, ist in Bargteheide aufgewachsen und zur Schule gegangen. Das Weingeschäft war nicht seine erste Berufswahl. Der junge Winzer sagt: „Eigentlich wollte ich zur See fahren.“ Doch dann habe er festgestellt, „dass dieser Beruf nicht zu meinem Lebensziel passt“. Also probierte er etwas Neues, absolvierte Praktika auf einem Weingut, im Weinhandel und schrieb sich an der Hochschule Geisenheim für den Studiengang „Internationale Weinwirtschaft“ ein. Er beendete sein Studium 2016, in seiner Bachelor-Arbeit beschäftigte er sich mit dem Thema Weinbau in Schleswig-Holstein.

Gärtnerei-Inhaber Jörn Andresen bezeichnet sich als „Winzer in Ausbildung“

Den wollte er jetzt selbst ausprobieren. Dazu holte er sich mit Jörn Andresen, Inhaber der gleichnamigen Bargteheider Gartenbaumschule, einen kompetenten Partner ins Boot, der das erforderliche Gelände zur Verfügung stellte. Der 57-Jährige berichtet, dass es nicht schwer gewesen sei, ihn für das Projekt zu begeistern. Andresen sagt: „Ich trinke selbst gern Weißwein und finde die Kultur spannend.“ Er nenne sich jetzt Winzer in Ausbildung, merkt Andresen humorvoll an. Das Projekt zieht Kreise: Zunehmend interessierten sich auch seine Baumschul-Berufskollegen dafür, es vor Ort zu begutachten.

Der etwa sieben Hektar große Weingarten „Schatoh Feldmark“ liegt in Delingsdorf. 2017 haben Zijlstra und Andresen dort die ersten Reben angepflanzt, inzwischen sind es 8500, die in schnurgeraden Reihen stehen. Alle drei Sorten zeichnen sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall aus.

Mittlerweile wachsen im Weingarten 8500 Reben

Der etwa sieben Hektar große Weingarten „Schatoh Feldmark“ liegt in Delingsdorf.
Der etwa sieben Hektar große Weingarten „Schatoh Feldmark“ liegt in Delingsdorf. © HA | Jürgen Müller Concepts & Photography

Die Wichtigste ist Solaris. Zijlstra sagt: „Solaris geht in Richtung tropische Früchte und hat am meisten Körper.“ Körper beschreibt, wie voluminös der Eindruck ist, den der Wein im Mund hinterlässt. Auch die zweite Sorte, Johanniter, besticht mit fruchtigen Aromen, jedoch eher hin zu einheimischen Früchten wie Äpfeln, dazu noch Zitrus. „Und der Wein bringt eine gewisse Cremigkeit mit“, beschreibt der Winzer. Riesel ist die dritte Rebsorte. „Sie hat eine spritzige Frische“, sagt Zijlstra. Und Andresen ergänzt: „Wir haben sie als Cuvée mit Solaris als Perlwein herausgebracht.“

Das Keltern übernimmt ein Experte in den Niederlanden

Für den Ausbau der geernteten Trauben nimmt das Winzerduo die Dienste des niederländischen Lohnausbauers Roelof Visser in Anspruch. Zijlstra sagt: „Er ist auch ein Pionier wie wir und Spezialist für die pilzresistenten Rebsorten.“ Langfristig könne er sich vorstellen, den Ausbau in Eigenregie zu übernehmen, sagt der Jungwinzer. Noch lohne sich das nicht. „Erst wenn wir dreimal so viel Fläche Weingarten haben, denken wir darüber nach, eigene Anlagen zum Keltern und einen Weinkeller zu bauen.“ Für das Duo ist es jedes Mal ein spannender Moment, wenn sie Visser zur ersten Verköstigung und Abstimmung treffen. Bei Kompositionen wie einer Cuvée ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Andresen hat den 2020er-Jahrgang Perlwein bereits „im Selbstversuch mit meiner Familie getestet“. Sein Fazit: „Alle waren begeistert.“

Es sind sogar mehrere Weine verfügbar

Die Ausbeute der Ernte 2019 sei gering gewesen, erzählt der Gärtner. Die wenigen Flaschen seien im kleinen Kreis verteilt worden. „Bei Weinreben dauert es drei Jahre, bis man die Trauben ernten kann“, erläutert Zijlstra. Mit dem 2020er-Jahrgang sind beide sehr zufrieden. „Ich bin sehr stolz, dass er so gut geworden ist. Es sind sogar mehrere Weine verfügbar“, sagt der 31-Jährige. Rund 4500 Flaschen wurden abgefüllt, genug für den öffentlichen Verkauf.

„Wir sind auf einem guten Weg“, ist sich Andresen sicher. „Es ist ein tolles Projekt, das positiv besetzt ist.“ Die Erfahrungen hätten aber auch gezeigt, wie arbeitsintensiv es sei. „Das kann man nicht nebenbei machen. Daher sind wir auch sehr dankbar für die vielen freiwilligen Helfer, die uns unterstützen.“

Das Duo bereitet sich auf Verkostungen vor

Wenn die Kontaktbeschränkungen weiter gelockert würden, könne er sich Weinbergführungen und andere Events vorstellen. Sein Kollege ergänzt: „Wir bereiten uns auf Verkostungen vor. Auf lange Sicht planen wir, beim Ahrensburger Weinfest mitzumachen.“ Doch nicht alle Flaschen gehen in den Verkauf. Beide haben sich je fünf Kartons zurückgelegt – sicher ist sicher.

Verkauf: Reservierungen und Bestellungen über die Kontaktdaten auf www.schatoh-feldmark.de. Öffentlicher Verkauf ab Fr 11.6. im Gartencenter Andresen, Langenhorst 4, Bargteheide.