Reinfeld. Kirchengemeinde Reinfeld trennt sich von der Kita Sternschnuppe und hatte Kritik an Kommunen geübt. Roald Wramp kontert vehement.
Reinfelds Bürgermeister Roald Wramp weist die Kritik der evamgelisch-lutherischen Kirchengemeinde Reinfeld zum Aus der Kita Sternschnuppe vehement zurück. Wie berichtet, hatte die Kirchengemeinde in der vergangenen Woche bekannt gegeben, die Trägerschaft für die Kindertagesstätte zum 31. Juli 2025 aufzugeben – nach 70 Jahren. Für rund 65 Kinder müssen dann neue Betreuungsplätze gefunden werden. Die rund zehn Mitarbeitenden will die Kirchengemeinde in nahegelegene Kitas vermitteln.
Die Gründe für die Entscheidung erläuterte Pastorin Christina Duncker – und übte dabei auch Kritik an den Kommunen, also der Stadt Reinfeld und dem Amt Nordstormarn. Bereits seit zehn Jahren steht ein Neubau des Gebäudes aus dem 19. und 20. Jahrhundert im Raum. Dass der Plan bislang nicht umgesetzt wurde, dafür sieht die Kirchengemeinde die Kommunen mindestens in der Mitschuld.
Bürgermeister meldet sich nach Kritik wegen Kita-Aus zu Wort
Duncker sagte dazu: „Mit Verwunderung musste die Kirchengemeinde nun zur Kenntnis nehmen, dass die Kommunen den Neubau nie in ihren langfristigen Finanzplan eingearbeitet hatten und sich darum nicht in der Lage sehen, einen Neubau zeitnah zu realisieren.“ Die Kommunen hätten laut Duncker zwar Sanierungskosten in den Haushaltsplan eingestellt, diese reichten jedoch nicht aus, um am Neuhof 8 langfristig eine Kita betreiben zu können.
Die Aussage, dass die Sanierungskosten im Haushalten nicht ausreichten, könne so nicht stehen bleiben, sagt Reinfelds Bürgermeister Roald Wramp. Genau das Gegenteil sei der Fall. „Allein in den Jahren 2022 und 2023 haben der Kirchengemeinde Reinfeld 310.000 Euro an Sanierungsmitteln aus dem jährlichen Haushalt der Kindertagesstätte zur Verfügung gestanden“, so Wramp. In der Vergangenheit standen, so der Bürgermeister weiter, der Kirchengemeinde zusammengerechnet rund 418.000 Euro für die Instandhaltung des Betriebsgebäudes zur Verfügung, für 2024 kämen 100.000 Euro dazu. Die Kostenschätzung zu notwendigen Sanierungsmaßnahmen liege bei 500.000 Euro.
Bürgermeister kritisiert: Notwendige Instandhaltungsmaßnahmen wurden nicht ausgeführt
„Im Nachhinein ist es daher wohl vielmehr auf die festzustellende Überforderung der Kirchengemeinde Reinfeld, zum einen als Eigentümerin des Grundstückes und Gebäudes und zum anderen als Trägerin der Kindertagesstätte, zurückzuführen, dass schon in fast grob fahrlässiger Art und Weise notwendige Instandhaltungsmaßnahmen nicht ausgeführt wurden“, so der Bürgermeister weiter.
Die Kirchengemeinde Reinfeld habe selbst dargestellt, dass ein wesentlicher Grund der Aufgabe des Betriebes fehlendes Fachpersonal in der Kirchengemeinde sei, was sich durch die Einführung des Kindertagesstättengesetzes verbunden mit dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Kindertagesstätte stetig zugespitzt habe.
Ende April sei in einem Gespräch ein möglicher Lösungsweg erörtert worden
Unverständlich sei, so Wramp weiter, die Rolle des Kirchenkreises Plön-Segeberg, „der als zuständige Fach- und Rechtsaufsicht der Kirchengemeinde Reinfeld hier hätte eigentlich unterstützend eintreten, wenn nicht sogar eingreifen müssen. Stattdessen verweigert er die Übernahme der Trägerschaft durch das ihm angehörende Kita-Werk und genehmigt bereits am 16. Mai die Schließung der Kindertagesstätte.“
Ende April sei in einem Gespräch zwischen der Kirchengemeinde und der Stadt ein denkbarer Lösungsweg zur Aufrechterhaltung des Kita-Betriebes erörtert worden, der von den Gremien der Stadt befürwortet worden sei. „Stand möglicherweise die Schließung der Kindertagesstätte zum Zeitpunkt des Gespräches schon längst fest?“, fragt Wramp.
Kita ist Thema in der Stadtverordnetenversammlung am Mittwoch, 29. Mai
Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Reinfeld werde sich in ihrer Sitzung am Mittwoch, 29. Mai, ab 19 Uhr in der Mensa des Ganztagszentrums (Bischofsteicher Weg 75b) höchstwahrscheinlich öffentlich mit der Sache befassen. Der Bürgermeister macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Art der Kommunikation der Kirchengemeinde missfällt: „Bislang haben sowohl die Stadt Reinfeld als auch das Amt Nordstormarn ganz gezielt auf öffentliche Schuldzuweisungen verzichtet und stattdessen versucht, zusammen mit der Kirchengemeinde Reinfeld und dem Kirchenkreis Plön-Segeberg Lösungen zu finden“, so Wramp.
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Der Bürgermeister drückte auch Bedauern und Unverständnis über die Entscheidung der Kirchengemeinde aus: „Die Stadt Reinfeld und das Amt Nordstormarn sind schockiert und entsetzt. Die Entscheidung kommt vollkommen überraschend und während eines laufenden Klärungsprozesses, unter anderem auch unter Beteiligung des Kreises Stormarn als Träger der örtlichen Jugendhilfe“, sagt Wramp. Die Entscheidung werfe mehr Fragen als Antworten auf.