Reinbek. Regionale Saison beginnt. Für Hans-Jörg Carstensen (53) ist es die 25. Ernte in Reinbek. Worauf es bei den süßen Früchtchen ankommt.

Der Duft ist unbeschreiblich: Frische Erdbeeren vom Feld sind nicht nur lecker, sondern auch gesund. Die rot glänzenden, prallen Früchtchen, die botanisch übrigens zu den Nüssen gehören, haben mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Außerdem sind sie reich an Mineralien wie Kalium, Eisen, Magnesium und Kalzium. Auch der Folsäure-Gehalt ist hoch. Richtiges Superfood also. Nachhaltig sind allerdings nur die in der Region geernteten Erdbeeren. Jetzt beginnt die Erntezeit der unter dem Folientunnel gezogenen Beeren.

Reinbeks Erdbeerbauer Hans-Jörg Carstensen startet am Himmelfahrtstag, 9. Mai, um 9 Uhr mit dem Verkauf an der Hamburger Straße. Seinen Verkaufsstand hat er schon aufgebaut. „Die Erdbeeren aus dem Supermarkt stammen in der Regel aus Südeuropa oder Nordafrika“, weiß er. Für die Ökobilanz sei dies verheerend: Der Wasserbedarf der Pflanzen sei immens, die Transportwege zu lang. „Erdbeerpflanzen mögen kühle Nächte so um die fünf Grad und nicht zu heiße Tage um die 20 Grad“, erläutert der Landwirt.

Superfood Erdbeere: Schlemmen ohne schlechtes Gewissen

Das Klima wirke sich direkt auf den Geschmack aus: „Unsere Erdbeeren haben einfach mehr Aroma“, sagt der 53-Jährige. Die Pflanzen bräuchten kühle Nächte als Ruhezeit. „Wird es nachts zu warm, verbrauchen sie den Fruchtzucker, den sie tagsüber produziert haben, wieder. Die Erdbeere ist eher auf der Nordhalbkugel zu Hause.“ Auch die aus Süddeutschland könnten mit denen im Norden nicht mithalten.

Blick auf Reinbeks Erdbeerfelder: Die norddeutschen Sommer sind für Erdbeerpflanzen ideal. Denn sie vertragen keine Hitze.
Blick auf Reinbeks Erdbeerfelder: Die norddeutschen Sommer sind für Erdbeerpflanzen ideal. Denn sie vertragen keine Hitze. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Für Carstensen ist es die 25. Erdbeerernte in Reinbek, seit 24 Jahren hat er den Hof Lohbrügge gepachtet. Dennoch isst er selbst gern noch Erdbeeren, ist aber wählerisch geworden. „Meine Lieblingssorten sind die frühe Flair, die wir als Erste verkaufen, und die späten Sorten Mieze Schindler und Malwina“, verrät er.

12.000 Pflanzen wachsen auf dem Hof unter Folie

Um das Aroma voll auszukosten, sollte man die Erdbeeren so frisch wie möglich genießen, empfiehlt Carstensen: „Auf keinen Fall sollte man sie im Kühlschrank lagern, dort verlieren sie nur das Aroma“, warnt er. „Am besten verzehrt man sie innerhalb weniger Stunden.“ Schon deshalb seien es ratsam, die Früchte regional einzukaufen.

Mit dem Anbau unter Folie reagiert er auf die Wünsche seiner Kundschaft. Durch die Sonnenwärme unter der Folie erreicht er die nötigen warmen Tage schon früher, sodass der Fruchtzuckergehalt steigt, der das Aroma bringt. Eigentlich aber bevorzugt Hans-Jörg Carstensen die Erdbeeren im Freilandanbau. „Dort braucht man kein Torfsubstrat, keine Folie und weniger Wasser“, räumt er ein. Im zweiten Jahr zieht er einen Teil seiner Pflanzen unter Folie heran, dieses Jahr sind es 12.000. Doch die Freiland-Beeren bräuchten noch etwa zwei Wochen zum Reifen. Immerhin braucht er für die Pflanzen unter Folie keine Pestizide.

Selbstpflücker brauchen noch etwas Geduld

Bis ausreichend Früchte für die Selbstpflücker-Ernte gereift sind, wird es noch etwa drei Wochen dauern. Auch das hänge von der Witterung und von den Temperaturen ab. „Selbstverständlich werden auch die Preise mit der Menge der reifen Früchte wieder sinken“, kündigt der erfahrene Landwirt an. Doch festlegen möchte er sich jetzt noch nicht.

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Der Verkaufsstand an der Hamburger Straße ist sieben Tage die Woche geöffnet, von 9 Uhr bis 19 Uhr oder so lange der Vorrat reicht. Später kommen noch Himbeeren, Brobeeren und Heidelbeeren hinzu. „Die Heidelbeeren sind allerdings nur ein Versuch, dafür ist unser Boden nicht optimal geeignet“, sagt Hans-Jörg Carstensen. Spätestens im August werden die letzten Erdbeeren geerntet. „Dann lässt auch die Nachfrage merklich nach“, weiß er.

Hier gibt es die leckeren Früchtchen

Carstensens Erdbeerhof Lohbrügge hat insgesamt sechs Verkaufsstellen. Los geht es am Himmelfahrtstag zuerst um 9 Uhr in Reinbek an der Hamburger Straße (so lange der Vorrat reicht), dann folgt die Bergstraße in Reinbeks Zentrum. Außerdem verkauft Carstensen an der Großen Straße in Aumühle, in Büchsenschinken, am Hagebaumarkt Schwarzenbek sowie am Unfallkrankenhaus Boberg. An der Hamburger Straße ist an sieben Tagen die Woche von 9 bis 19 Uhr geöffnet, die anderen Verkaufsstände haben separate Öffnungszeiten. Der Anfangspreis liegt bei 5,50 Euro pro 500 Gramm.

Auch der Erdbeerhof Glantz hat seine Saison eröffnet. 500 Gramm Erdbeeren kosten dort 5,90 Euro, 250 Gramm 3,30 Euro; Standorte: Bergedorf (Sachsentor, vor dem ehemaligen Karstadt-Haus), Bergedorf-West (S-Bahnhof Nettelnburg, Südausgang), Ahrensburg (bei Lidl, in der Fußgängerzone sowie am Kornkamp), Bargteheide (Parkplatz am Kreisel und am Budni-Parkplatz), Großhansdorf (am Budni Eilbergsweg), Oststeinbek (Möllner Landstraße am Ortsausgang Richtung Hamburg links). Insgesamt hat Glantz 150 Verkaufsstellen in und um Hamburg.

Der Hof Soltau in Stemwarde hat ebenfalls verschiedene Verkaufsstände, darunter in Bergedorf (vor St. Petri und Pauli), in Glinde (vor der Haspa, Mühlenstraße), in Wentorf (vor der Post an der Hauptstraße), zwei in Trittau sowie natürlich den Hofladen (Meienfelde 2 in Barsbüttelt, Ortsteil Stemwarde). Der Verkauf beginnt um 9 Uhr, solange der Vorrat reicht. 500 Gramm kosten dort ebenfalls 5,90 Euro.