Großhansdorf. Rohbau ist fertig: Fachkrankenhaus in Großhansdorf liegt im Unterschied zu vielen anderen Großprojekten im Zeitplan. Die Gründe.
Der Neubau der LungenClinic Großhansdorf ist ja ohnehin schon einzigartig. Doch nun kommt in diesen Zeiten, in denen überall über Kostenexplosionen und lange Zeitverzögerungen geklagt wird, eine weitere Besonderheit hinzu. „Wir liegen sehr gut im Zeitplan und relativ gut im Kostenplan“, sagt Susanne Quante, Kaufmännische Geschäftsführerin des international anerkannten Fachkrankenhauses. Im Mai 2025 sollen Patienten, Pfleger und Ärzte aus dem mehr als 60 Jahre alten, zehnstöckigen „Turm“ ins moderne Bettenhaus mit fünf Etagen umziehen. Zugleich steigt die Kapazität von derzeit 179 auf 211 Betten.
Der Rohbau ist fast auf den Tag genau zwei Jahre nach der Übergabe des Förderbescheids inzwischen beendet, die offizielle Fertigstellungsanzeige liegt vor. Das sei nur durch ein straffes Projektmanagement und eine engagierte Bauleitung möglich gewesen. Markus Kaspar, Architekt des Generalplaners Henke + Partner, betont, wie zielführend die Zusammenarbeit funktioniere. „Wir haben bereits mit dem Innenausbau begonnen und sind auch hier optimistisch, den Zeitplan zu halten, damit wir Mitte nächsten Jahres die Fertigstellung verkünden können“, sagt er.
Krankenhaus Großhansdorf: LungenClinic zieht in einem Jahr in den Super-Neubau
Für Geschäftsführerin Quante ist die Projektgruppe schlicht „ein cooles Team“. Von der externen Leitung über die Architekten bis zum internen Baumanagement werde extrem effektiv und strukturiert gearbeitet. Hinzu komme eine große Unterstützung von der Kreisverwaltung und aus dem Großhansdorfer Rathaus. Als es beispielsweise beim Anschluss des Blockheizkraftwerks hakte oder der Wirtschaftshof umgeplant werden musste, konnten zügig Lösungen gefunden werden.
„Dieses Gefühl von ,unserem Bau‘ ist auf allen Ebenen ein wichtiger Punkt“, sagt Professor Klaus F. Rabe, der Ärztliche Direktor der Klinik. Diese Wertschätzung reiche bis nach Kiel in die Landesregierung. So bezeichnete Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) das landesweit einzige Lungenzentrum, das auch Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) ist, beim Richtfest im vergangenen November als „eine der Perlen in Schleswig-Holstein“.
LungenClinic Großhansdorf: Auch Patienten geben dem Ärztlichen Direktor Tipps zum Neubau
„Sogar viele Patienten freuen sich mit uns“, sagt Rabe. Aus ihren Fenstern verfolgten viele der häufig chronisch Kranken die Arbeiten sehr aufmerksam. „Von Handwerkern bekomme ich dann Lob für den Baufortschritt und auch mal Tipps, worauf ich achten sollte und was man möglicherweise noch besser machen könnte“, sagt der Mediziner.
Im ebenfalls neuen Verwaltungsgebäude, in dem künftig auch der Haupteingang von der Straße Wöhrendamm liegt, läuft der Innenausbau bereits seit Wochen. Eine Verbindungsmagistrale mit Cafeteria und Vortragssaal führt zum Bettenhaus. „In etwas mehr als einem Jahr werden wir in den Neubau ziehen und uns an dem Blick durch die großen Fenster in den Park erfreuen“, sagt Geschäftsführerin Susanne Quante. „Alles wird lichtdurchflutet und freundlich sein, und der Neubau wird uns allen mehr Möglichkeiten und modernste Arbeitsbedingungen bieten.“
Altes Bettenhaus wird Stock für Stock von oben nach unten abgerissen
In der zweiten Jahreshälfte 2025 ist dann der Abriss des „Turms“ vorgesehen. Dieser erfolgt Stockwerk für Stockwerk von oben nach unten. Nur die beiden ersten Etagen bleiben stehen. Pünktlich zum 125. Geburtstag der 1900 als Tuberkulose-Heilanstalt eröffneten Klinik soll im Dezember alles fertig sein. Im Anschluss müssen nur noch der Park und die Außenanlagen wieder hergerichtet werden.
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Bei den Führungen durch den Rohbau haben bereits viele der rund 450 Beschäftigten einen guten Eindruck von ihrem neuen Arbeitsplatz erhalten. Das Gebäude werde den Anforderungen an eine immer digitaler werdende Diagnostik und an modernste Behandlungsmethoden gerecht. Die Lichtinnenhöfe mit Mitarbeiterflächen hätten bereits Begeisterung ausgelöst. Und dank der kompakteren Bauweise werden die Wege für alle kürzer. Und von den Balkonterrassen auf den Stationen können auch die Pflegekräfte in der Pause beim beruhigenden Blick auf Wald, Park und Mühlenteich durchatmen.
Fachklinik fühlt sich beim Lauterbachs Krankenhausreform nicht eingebunden
In welchem Umfang die bislang genannten Investitionskosten von 90 Millionen Euro letztendlich steigen, steht noch nicht fest. 80,4 Millionen Euro Förderung hat das Ministerium aus dem Infrastrukturprogramm Impuls zugesagt, das je zur Hälfte von Land und von den Kommunen gespeist wird. „Für inflationsbedingte Mehrkosten, die wir nicht beeinflussen können, dürfen wir einen Nachtrag stellen“, sagt Susanne Quante. Gesellschafter der LungenClinic ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Nord.
Eine ganz andere Baustelle verfolgt die LungenClinic unfreiwillig eher unbeteiligt: die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „In den politischen Diskurs sind die Fachkliniken wenig eingebunden. Es wäre besser, mit den handelnden Personen zu reden und nicht nur über sie“, meint Susanne Quante. Und Klaus F. Rabe ergänzt: „Wir werden nicht müde zu sagen, dass wir nicht abgebildet werden.“
Zentren zur Spezialversorgung könnten sich nicht an Ländergrenzen orientieren. So kommen etwa 50 Prozent der rund 12.000 Patienten, die die LungenClinic jährlich behandelt, aus Hamburg. Und bei seltenen Krankheiten sei ohnehin ein bundesweiter Austausch nötig.