Grosshansdorf. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) überreicht Förderbescheid. LungenClinic Großhansdorf bekommt 80,4 Millionen Euro.

Das ehemalige Schwimmbad ist schon abgerissen. Davon zeugt ein mehrere Meter hoher Wall aus Steinen. Auch am Freitag beackerten Bagger das Areal. Die Arbeiten an der LungenClinic Großhansdorf gehen zügig voran. Das international anerkannte Fachkrankenhaus wird größtenteils neu gebaut – und erhält eine gewaltige Finanzspritze vom Land. Ursprünglich hatte die Klinik, deren Träger die Deutsche Rentenversicherung Nord ist, einen 69-Millionen-Euro-Zuschuss erwartet. Geworden sind es 80,4 Millionen Euro. Den entsprechenden Förderbescheid überreichte Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) jetzt dem Ärztlichen Direktor Prof. Klaus F. Rabe. Mindestens zehn Millionen Euro Eigenmittel kalkuliert die Einrichtung für den Hightech-Neubau.

Der komplette vordere Bereich (mit Gründächern) wird neu gebaut. Einzig OP-Zentrum (2014 eröffnet) und Verwaltungstrakt bleiben.
Der komplette vordere Bereich (mit Gründächern) wird neu gebaut. Einzig OP-Zentrum (2014 eröffnet) und Verwaltungstrakt bleiben. © Henke+Partner

Bei der feierlichen Zeremonie waren auch Landrat Henning Görtz und Tobias Koch, CDU-Fraktionschef im Landtag, zugegen. Garg lobte die Qualität des Hauses: „Die LungenClinic hat eine sehr wichtige Funktion für die Versorgung. Weit über die Grenzen Großhansdorfs und des Kreises Stormarn hinaus genießt sie mit ihrer über Jahrzehnte gewachsenen Expertise und ihrem umfangreichen Angebot einen herausragenden Ruf.“ Auch während der Corona-Pandemie habe sie ihre besondere Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Während Garg redete, waren durch die Scheiben die Geräusche von der Baustelle draußen zu hören. Die Neugestaltung erfolgt im laufenden Betrieb.

Zahl der Betten wächst von 179 auf 211

Derzeit wird ausschließlich abgerissen. Anfang April wurde die Baugenehmigung erteilt. Nur das 2014 eröffnete OP-Zentrum und der Verwaltungstrakt bleiben erhalten. Herzstück des Neubaus ist das fünfgeschossige Bettenhaus. Von dort gucken Patienten von ihren Zimmern auf Park und Mühlenteich. Der mehr als 60 Jahre alte sogenannte „Turm“ mit neun Stockwerken wird von oben nach unten abgebaut – mit Ausnahme der beiden unteren Etagen. Im hinteren Bereich wurde das Altgebäude schon kleiner gemacht, die Außenfassade entfernt. Es ist dort von einem Gerüst ummantelt.

Das neue Bettenhaus und der Eingangsbereich mit Funktionstrakt werden durch eine verglaste Magistrale verbunden, Dächer sind begrünt. Der Klimaschutz ist mitgedacht, auch Solaranlagen sind Bestandteil des Projekts. Das neue Gebäude verbraucht mindestens 30 Prozent weniger Energie als das jetzige. Außerdem wird es Ladestationen für E-Autos und -Räder geben sowie E-Car- und -Bike-Sharing für Mitarbeiter. Ende 2025 soll alles fertig sein. Mit dem Rückbau der Bestandsgebäude wurde im Februar begonnen, im Juli soll es dann mit dem Bettenhaus losgehen.

Von aktuell 179 Planbetten soll die Kapazität auf 211 erhöht werden. Die Zahl der Plätze auf der Intensivstation wächst von 20 auf 28. Zudem wird eine Isolationsstation für 24 Menschen geschaffen, außerdem sind 15 Palliativ- und zehn Planbetten für pneumologische Frührehabilitation vorgesehen. „Die Planung eines Krankenhauses ist ein Privileg und Herausforderung zugleich“, sagte Rabe. Er sprach vor dem Publikum von einem „technischen Abenteuer“ und verwies darauf, dass er ein Ingenieurssohn sei.

Das frühere Schwimmbad ist abgerissen. Laut Klinik gibt es keine Beschwerden von Patienten wegen Lärmbelästigung.
Das frühere Schwimmbad ist abgerissen. Laut Klinik gibt es keine Beschwerden von Patienten wegen Lärmbelästigung. © René Soukup

Die LungenClinic ist Lehrkrankenhaus der Universität Lübeck und ein international anerkanntes Forschungszentrum. Sie veröffentlicht pro Jahr rund 100 Publikationen. In Großhansdorf ist die in einem Park am Wöhrendamm gelegene Fachklinik, deren Thoraxchirurgie jährlich mehr als 1000 Operationen ausführt, der größte Arbeitgeber. Per anno werden rund 12.000 Patienten versorgt, davon 6500 stationär. „Dass wir unser spezialisiertes Portfolio unter einem neuen Dach auch in der Zukunft anbieten und sogar ausbauen dürfen, erfüllt uns Lungen-Experten mit Stolz. Wir verbinden eine über hundertjährige Geschichte mit modernsten Behandlungsmethoden und bieten höchste Kompetenz gepaart mit einer familiären Atmosphäre, die hilft, den Heilungsprozess zu beschleunigen“, so Rabe.

Klinik-Chef berät Minister beim Thema Corona

Vorläufer war das am 11. Dezember 1900 eingeweihte Genesungsheim mit 50 Betten für „blutarme und bleichsüchtige Rekonvaleszentinnen“ – die Umschreibung für die weit verbreitete Tuberkulose (TBC). 1917 wurde aus dem Krankenhaus ein Genesungsheim für Kinder. 1938 ging der erste OP-Saal in Betrieb, und es wurden wieder Erwachsene behandelt. Von 1958 bis 1961 wurde die heutige Lungenfachklinik gebaut und mehrfach modernisiert. Bis 1970 gab es eine Kinderabteilung mit eigener Schule. Die Gesundheitseinrichtung hat inzwischen rund 450 Mitarbeiter.

Gesundheitsminister Garg und Rabe kamen übrigens nicht das erste Mal und ob der Übergabe des Förderbescheids zusammen. Die beiden funken auf einer Wellenlänge. Der Professor berät den Liberalen wöchentlich zum Thema Corona und genießt dessen Wertschätzung. Über seine LungenClinic sagt der Ärztliche Direktor: „Diesem Haus ist eine extrem gute Zukunft gewiss.“