Reinbek. Anbieter von Elektro-Rollern möchte in der Stadt Fuß fassen. Aber möchte die Stadt das auch? Was dafür spricht und was dagegen.
Wartezeiten auf den Bus können den Arbeitsweg unnötig verlängern. Deshalb sind Sharing-Angebote für die sogenannte letzte Meile zwischen Bahnhof und Arbeitsplatz so beliebt. In Reinbek wünschen sich die Arbeitgeber daherschon lange eine bessere Anbindung beispielsweise des Gewerbegebietes an das Stadtzentrum, aber auch des Krankenhauses Reinbek an den S-Bahnhof. Am Donnerstag, 25. April, will das Unternehmen Lime seinen E-Scooter-Verleih per App nun für Reinbek im Verkehrsausschuss via Videokonferenz öffentlich vorstellen.
Günther Herder-Alpen, Vorsitzender des Ausschusses, ist noch zurückhaltend, was diesen Sharing-Anbieter angeht: „Erst mal geht es am Donnerstag nur um Informationen, nicht um Beschlüsse“, sagt der Grünen-Politiker. „Bestenfalls zeichnet sich schon ein erstes Meinungsbild für dieses Mobilitätskonzept ab.“ Sowohl Bürgermeister Björn Warmer als auch das Unternehmen hätten schon länger ein Interesse an einem E-Scooter-Angebot in Reinbek signalisiert. „Es gab zu diesem Thema keine Initiative der Politik“, bekräftigt er. In Oststeinbek ist man schon einen Schritt weiter, dort rollen die Elektro-Fahrzeuge seit Juni 2023 durch die Gemeinde. Die Sorge, dass das Mobilitätsangebot dort wegen unzureichender Nachfrage wieder eingestellt wird, war groß, als der Lime über die Winterzeit pausierte.
Rollen die E-Scooter von Lime jetzt auch nach Reinbek?
In Oststeinbek hatte der Sharing-Anbieter einen sogenannten TVD-Wert (Trips vehicle day/Fahrten pro Fahrzeug pro Tag) von 0,5 gefordert, damit der Standort Oststeinbek für Lime wirtschaftlich ist. Zu Beginn des Angebots, im Juni und Juli 2023, lagen die Ausleihen laut Lime bei 511 und 998. Umgerechnet wären dies TVD-Werte von 0,31 und 0,37. Allerdings ist das Nutzerpotenzial in Oststeinbek mit nur 8900 Einwohnern weitaus geringer als in Reinbek mit 28.500 Einwohnern und einem S-Bahnhof. Doch mittlerweile hat der Scooter-Verleih seine Winterpause beendet.
„Der Gedanke, einen E-Roller-Anbieter für unsere Kommunen zu gewinnen, wird im Mittelzentrum schon länger bewegt“, sagt Jürgen Vogt-Zembol, Leiter des Fachbereiches Umwelt in Reinbek. „Bei den Anbietern soll es durchaus Qualitätsunterschiede geben, und uns wurde dieser empfohlen.“ Tatsächlich hat Lime am besten abgeschnitten, als die Zeitschrift Chip 2022 die Anbieter getestet hat.
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Ärgernis: Scooter, die die Gehwege blockieren
„Grundsätzlich sind die Grünen natürlich offen, wenn es um alternative Mobilitätskonzepte geht“, sagt Günther Herder-Alpen für seine Fraktion. Doch das Thema werfe noch viele Fragen auf. Er bedauert beispielsweise, dass in Bergedorf nur der Anbieter Voi vertreten ist. Das Unternehmen Lime verleiht seine Scooter in Hamburg nur bis zum Stadtteil Billstedt, darüber hinaus dürfen sie nur im angrenzenden Oststeinbek abgestellt werden.
Außerdem sorgen die Abstellmöglichkeiten der E-Tretroller häufig für Ärger, wenn dies nicht geregelt ist. Sind keine zentralen Abstellorte in einer Kommune festgelegt, blockieren die Fahrzeuge oft kreuz und quer die Fußwege und werden zum Hindernis. „Daher wäre es wichtig, dass man die Verursacher eines solchen Sicherheitsrisikos zurückverfolgen kann“, sagt Herder-Alpen.
Neues Angebot darf Reinbek nichts kosten
Für die Grünen sei außerdem klar, dass die Stadt Reinbek durch ein solches neues Verkehrsangebot nicht finanziell belastet werden darf. „Denn ansonsten würden wir die erforderliche Summe lieber in Reinbeks marode Fahrradinfrastruktur investieren“, sagt der Grünen-Fraktionschef. Die Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses am Donnerstag, 25. April, im Rathaus (Hamburger Straße 5–7) beginnt um 19.30 Uhr.