Bad Oldesloe. Stormarns bekannteste Band feiert Veröffentlichung von „Foto“. Was die vier jungen Väter für den Auftritt planen.

Sie haben die vergangenen vier Jahre in ein Bild gepackt. „Foto“ ist deshalb der Titel des neuen und vierten Albums der wohl bekanntesten Stormarner Band Jeden Tag Silvester. „Es ist für uns in allen Richtungen viel passiert“, sagt Sänger Bertram Ulrich. „Das Album hält diese Zeit fest und gibt ihr einen Rahmen.“

Die offizielle Veröffentlichung feiern Bertram Ulrich (Klavier), Till Krohn (Bass), Tom Rieken (Schlagzeug) und Niclas Jawinsky (Gitarre) mit ihren Fans im renommierten Hamburger Knust. Das Release-Konzert der vier Freunde, die schon seit 2008 zusammen Musik machen, beginnt am Freitag, 26. April, um 21 Uhr.

Jeden Tag Silvester: Alle vier Musiker sind jetzt Väter

Die zehn „Foto“-Lieder handeln von ebenso schwierigen wie schönen Zeiten. Denn direkt nach der dritten Platte „Zwischen den Meeren“ und einer Deutschlandtournee stellte die Corona-Pandemie Anfang 2020 so ziemlich alles auf den Kopf. „Da mussten wir wirklich kämpfen, um uns komplett ohne Live-Auftritte bei Laune zu halten“, sagt Sänger Ulrich. Das Lied „Bis irgendwas zerbricht“ handelt davon.

Aus der Jugend-Band ist inzwischen aber auch eine Väter-Band geworden. Nach Ulrich und Rieken haben mittlerweile auch Jawinsky und Krohn Kinder. „Damit ändern sich natürlich die Themen, wenn wir uns treffen“, sagt Ulrich. „Wenn wir jetzt zusammenarbeiten, sind wir viel fokussierter als früher.“ Zugleich erkenne jeder der vier, dass die Zeit in der Gruppe besonders sei.

Mehr Themen aus Stormarn

Nach wir vor führen die Oldesloer eine Art Doppelleben. Zur einen Hälfte sind sie Popmusiker, zur anderen Hälfte sorgen bürgerliche Berufe für Sicherheit. So arbeitet Tom Rieken bei der Sparkasse Holstein und Bertram Ulrich beim Oldesloer Maschinenbauer Hako. Till Krohn ist Landwirt in Westerau (auf dem Hof liegt auch der Proberaum) und Nic Jawinsky als Berufsmusiker unter anderem Dozent an der Oldesloer Musikschule.

Die Geschichten der zehn Songs auf dem Album „Foto“

Für das Abendblatt erzählt Bertram Ulrich die Geschichte der zehn Lieder des neuen Albums:

„In Bewegung“: Der schnelle Song passe gut in die jüngste Zeit. „Es geht darum, gegen Bequemlichkeiten anzukämpfen und nicht auf dem Sofa liegenzubleiben.“ Viele Menschen würden dabei krasse Widerstände überwinden. „Ich hör‘ nicht auf zu rennen“, heißt es im Refrain.

„Wenn wir uns wiedersehen“: Zum Lied über Freundschaft gibt es einen berührenden Videoclip. Die Band überrascht ihren engen Freund Christian, der mit drei Kindern und Hausbau reichlich zu tun hat, mit einem Roadtrip in Portugal. Dort wartet an der Algarve bereits Christians bester Kumpel, den er lange nicht gesehen hat, mit dem Wohnmobil. „Wir ziehen durch die Nacht, bis hier keiner mehr steht./ Schreiben die Geschichten, die wir später erzählen./ Das wird alles gehen, wenn wir uns wiedersehen“, lautet der Text dazu. „Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an die Tour denke“, so Ulrich.

„In 100 Jahren“: Die aktuelle Single dreht sich um die Erinnerungen, die bleiben. „Das sind ja nicht die schönen Kaffeekränzchen, sondern die besondern Abenteuer und Beziehungen“, sagt Ulrich. Dazu könnten auch Umwege und Pausen gehören.

„Søndervig“: Manchmal reicht ein Lied, um einen von einer Sekunde auf die andere in den Urlaub zurückzubringen und tiefenentspannt zu werden. Für Bertram Ulrich liegt dieser Sehnsuchtsort an der dänischen Nordseeküste. „Früher saßen meine Frau und ich am Leuchtturm vor dem Bulli, heute sind wir mit den Kindern dort“, sagt er. Und singt: „In deinen Augen spiegelt sich Glück.“

„Kopie“: „Als Original geboren, gestorben als Kopie“: Bei dem Text spüre man auf der Bühne, wie sehr er das Publikum beschäftige. „Es ist wichtig, sich treu zu bleiben, um glücklich zu sein“, sagt Ulrich. Und nicht eine Rolle zu spielen, die andere möglicherweise erwarten.

„Nur der nächste Schritt“: „Fehler gehören im Leben dazu“, sagt Ulrich. „Doch leider haben etliche Menschen nicht die Größe, sie auch einzugestehen.“ Das sei aber wichtig, um den nächsten Schritt zu machen. Der Text dazu: „Ich will, dass all die Fehler nicht umsonst waren. Ich will aus ihnen lernen, ich hab die Wahl.“

„Das letzte erste Mal“: Eine Ermunterung, wieder mehr den einzigartigen Moment wahrzunehmen und zu genießen. „Er wird immer etwas Besonderes bleiben“, sagt Ulrich. Und lässt sich eben nicht wiederholen.

„Mondfest“: Auch hier geht es um unvergessliche Glücksmomente. Denn wer braucht schon Paris, wenn man in einer warmen Sommernacht mit guten Freunden am Ufer der Trave in Lübeck sitzen kann. Ulrich: „Das zählt live zu unseren Lieblingsliedern.“

Der Song zur Corona-Pandemie

„Bis irgendwas zerbricht“: Für die zwischen 1983 und 1986 geborenen Bandmitglieder waren Ängste und Unsicherheit im Unterschied zur Generation der Eltern und Großeltern niemals Begleiter. Doch mit Mitte 30 tauchte ein unsichtbarer Feind auf: das Coronavirus. „Plötzlich hängt alles am seidenen Faden, das Grundvertrauen ist weg, und es zeigt sich, wie schnell eine Gesellschaft kippen kann“, so Ulrich. Eine Konsequenz sei, sich für demokratische Werte einzusetzen. Ein Fazit im Text: „Doch manches weiß man erst zu schätzen/Auf dem Weg zurück.“

„Anfangen mit Zeit“: Den Hebel umlegen, sich nicht ablenken lassen und sich komplett auf eine Sache konzentrieren: In diesen hektischen Zeiten fällt das nicht leicht. „Doch gerade die eigenen Kinder zeigen einem, wie wichtig es ist, nicht immer tausend Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen“, sagt Ulrich.

Termine: Release-Konzert am Freitag, 26. April, um 21 Ihr im Knust Hamburg, Neuer Kamp 30 (Karten 30,95 Euro); Jahresabschlusskonzert am Freitag, 20. Dezember, um 20 Uhr in der Musik- und Kongresshalle Lübeck (Karten 35 Euro); CD „Foto“ 16,95 Euro über den Shop auf www.jedentagsilvester.de