Westerau. Die Stormarner Band veröffentlicht „Zwischen den Meeren“. Release-Konzert in Lübeck. Eine Tournee folgt im November.

„Wir sind immer noch dieselben, für immer Kleinstadthelden.“ Mit einem „Augenzwinkern“ singt Bertram Ulrich den Refrain der Single aus dem neuen Album von Jeden Tag Silvester. Das Lied spiegelt das Selbstverständnis der Oldesloer Band wider. „Wenn man die alten Freunde trifft, ist doch sofort alles wie früher: Alle erinnern sich an die Zeiten, als man mit der Mofa rumgefahren ist und auf der Parkbank abhing“, sagt der Sänger und Pianist. „Und alle dachten: Wir sind die Größten.“

An „Kleinstadthelden“ hat auch Wincent Weiss mitgeschrieben, der gerade in der Show „Sing meinen Song“ von Millionen TV-Zuschauern zu sehen ist. Den haben Bertram Ulrich (34), Niclas Jawinsky (32, Gitarre), Till Krohn (35, Bass) und Tom Rieken (32, Schlagzeug) über ihren Mannheimer Produzenten Jens Schneider kennengelernt, ebenso wie Max Giesinger, Joris und Johannes Oerding. „Wenn neue Songs entstehen, sitzt man zusammen und inspiriert sich gegenseitig“, sagt Ulrich.

Wincent Weiss hat den Song „Kleinstadthelden“ mitgeschrieben

Darüber, dass er Wincent Weiss mehr als 600 Kilometer entfernt in Mannheim erstmals traf, muss er schmunzeln. Denn beide hätten sich auch beim Einkaufen über den Weg laufen können: „Erst später hab ich erfahren, dass er so wie ich aus Lübeck-Stockelsdorf kommt.“

Nachdem JTS beim zweiten Album „die Drehzahl erhöht“ hatte, kommt „Zwischen den Meeren“ etwas ruhiger daher. „Weniger Hoch-die-Hände-Wochenende und bewusst mehr Gedanken“, wie es Bertram Ulrich nennt. Die Band will genau die Gelassenheit und norddeutsche Ehrlichkeit transportieren, die der Titel verspricht. „Ich möchte Geschichten erzählen“, sagt Ulrich. Erwachsene Zeilen auf eingängigen Popmelodien.

„Band auf der Titanic“ hatte der Sänger lange im Kopf

Mal ist die Musik zuerst da, mal der Text. So hatte Ulrich das Bild zu „Band auf der Titanic“ schon ganz lange im Kopf. „Die Gruppe auf dem untergehenden Schiff macht bis zum Schluss gute Miene, obwohl nichts mehr geht“, sagt der Sänger. „Ich habe das Thema dann auf eine Beziehung übertragen.“ Viele Lieder entwickelten die vier Musiker in ihren Diskussionen. Schließlich verbringen sie seit mehr als zehn Jahren einen großen Teil ihrer Zeit miteinander.

Für Schlagzeuger Tom Rieken hat „Einer von uns“ eine besondere Bedeutung. „Das ist für eine Person in unserem Umfeld, die ein Glückstreffer ist“, sagt er. Das Bild sei sehr schön gezeichnet. Bassist Till Krohn stimmt zu, erwähnt zudem den Schlusssong „Copperfield“. Auch darin gehe es um einen aus dem Gruppenteam und dessen Drang nach Freiheit. „Umstände und Emotionen können ja auch wechseln“, sagt er.

Stolz daraif, seit mehr als zehn Jahren zusammenzuspielen

Stolz sind die Musiker, dass sie zu den wenigen Jugendbands zählen, die auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch in derselben Formation spielen. „Ich denke oft: Das ist ein ganz großer Schatz“, sagt Tom Rieken. Auch wenn es mal richtig knalle, sei die Freundschaft nicht zu erschüttern. Alle vier seien bodenständig und führten zugleich ein tolles Musikerleben.

2010 als Format beim Nachwuchswettbewerb MusicStorm (v. l.): Tom Rieken, Till Krohn, Niclas Jawinsky, Bertram Ulrich.
2010 als Format beim Nachwuchswettbewerb MusicStorm (v. l.): Tom Rieken, Till Krohn, Niclas Jawinsky, Bertram Ulrich. © Lena Thiele | Lena Thiele

„Dieser Glaube, dass da etwas mehr ist, war bei allen vom ersten Moment an da“, sagt Bertram Ulrich. Während es andere Jugendliche in die Welt zog, habe in der Band niemand daran gedacht. Heute arbeitet Tom Rieken als Bankkaufmann in der Glinder Sparkassen-Filiale. Landwirt Till Krohn bewirtschaftet seine Äcker in Westerau, seit zwei Jahren ist auch der Proberaum auf seinem Hof. Bertram Ulrich ist Maschinenbau-Ingenieur bei Hako in Bad Oldesloe. Niclas Jawinsky arbeitet als Berufsmusiker, unterrichtet unter anderem an der Musikschule in der Kreisstadt.

Berufe als Grundlage für künstlerische Freiheit

„Was Haupt- oder Nebenberuf ist, kann man so oder so sehen“, sagt Tom Rieken. Das „Doppelleben“ habe viele Vorteile, ergänzt Bertram Ulrich: „Es bedeutet auch künstlerische Freiheit: Wir können dadurch unsere eigene Musik ohne irgendwelche Zwänge machen.“ Das Pensum sei zwar groß, zumal Rieken und er auch kleine Kinder hätten. „Aber wir bekommen sehr viel zurück.“ Jedes Konzert sei wie ein Glas Wasser am Ende eines Marathons.

Vor dem Album-Release-Abend in Lübeck (siehe unten) sei die Spannung spürbar. „Wir sind selbst wohl am aufgeregtesten, unser Baby endlich rauszulassen“, sagt Ulrich. Neben der CD – die erste auf eigenem Label – gibt es auch T-Shirts, Tragebeutel und Becher mit dem neuen JTS-Logo. Im Sommer folgen Open-air-Auftritte in Kiel, Lübeck, Dresden und Nordhorn. Und „Kleinstadthelden“ wissen, worauf sie sich verlassen können: „Ey, so ist das mit dem Älterwerden: Immer weniger Kontakt. Doch ich weiß, ich kann auf dich zähl’n, wenn’s mal wieder nicht so klappt.“

Das Release-Konzert von Jeden Tag Silvester zu ihrem dritten Album „Zwischen den Meeren“ beginnt am Freitag, 24. Mai, um 20 Uhr in der Musik- und Kongresshalle Lübeck (MuK, Willy-Brandt-Allee 10). Support-Act ist der Singer/Songwriter Florian Künstler aus Lübeck mit Band. Der Eintritt kostet 23,70 Euro.

Die Tournee im November führt durch sieben Städte: Berlin, Privatclub (7. 11.); Kiel, Pumpe (8. 11.); Hamburg, Gruenspan (9. 11.); Stuttgart, clubCann (13. 11.); Köln, Blue Shell (14.1 1.); Hannover, Musikzentrum (15. 11.); Bremen, Tower Musik Club (16. 11.).

Karten gibt es über die Band-Homepage www.jedentagsilvester.de unter „Tourdates“.