Bad Oldesloe. Kreis Stormarn produziert Buch der Erfolgsautorin als Kindertheater. Eigentlich gibt sie ihren Stoff nicht so gern in fremde Hände.
In Schriftstellerkarriere, und das sind jetzt schon immerhin 40 Jahre, hat Kirsten Boie oft erlebt, dass eines ihrer Bücher als Theater inszeniert wurde. Doch: „Ich kann mich nicht erinnern, dass das jemals ein Landkreis gemacht hat“, sagt die 74-Jährige. Bis jetzt: Der Kreis Stormarn produziert nach ihrem Buch „Der Hoffnungsvogel“, das 2023 in der Oetinger Verlagsgruppe erschien, das gleichnamige Figurentheater für Kinder. Und um Hoffnung geht es auch.
„Es ist bereits das dritte Mal, dass der Kreis Stormarn ein Figurentheater für Kinder produziert“, sagte Landrat Henning Görtz bei der Vorstellung des Projekts. Zum 150. Jubiläum des Kreises im Jahr 2017 gab es das eigens für den Kreis geschriebene Stück „Wie das Licht nach Stormarn kam“ zu sehen. 2019 folgte „Das Dschungelbuch“ als Figurentheaterstück, das bis 2023 für dritte bis fünfte Klassen an Schulen des Kreises aufgeführt wurde. Den „Hoffnungsvogel“ sollen ab Sommer 2024 alle Grundschulkinder im Kreis zu sehen bekommen. Die Nachfrage der Schulen sei groß.
Stormarn produziert Theaterstück „Der Hoffnungsvogel“ nach Buch von Kirsten Boie
Möglich gemacht wird das besondere Projekt durch Unterstützung von den Stiftungen der Sparkasse Holstein. „Mit dem Figurentheater leistet der Kreis einen Beitrag zur Umsetzung der Kulturentwicklungsplanung“, so Görtz. Das Figurentheater soll kulturelle Teilhabe fördern. 2025 sei ein angespanntes Haushaltsjahr. „Wenn das Geld knapp wird, neigen viele dazu, an der Kultur zu sparen“, so der Landrat. Das halte er für falsch. Görtz: „Kultur ist Nahrung für die Seele. Wir brauchen sie zur Vermittlung von Werten und Wissen.“
Für Regie und Text zeichnet mit Philip Stemann ein alter Bekannter verantwortlich. Er wirkte bereits bei den vergangenen Figurentheaterproduktion des Kreises mit – ebenso wie Puppenspielerin Jeanette Luft vom Bremer Figurentheater „Mensch Puppe!“ Auf Boies Buch waren die Verantwortlichen bei der Suche nach einem neuen Stoff für die Bühne gestoßen – und sofort begeistert gewesen.
Kirsten Boie schreibt seit 40 Jahren und hat rund 100 Bücher veröffentlicht
Glücklicherweise war die Begeisterung beidseitig. Das eigene Buch in fremde Hände zu geben, sei immer etwas Besonderes. Immerhin weiß man nicht, ob die Umsetzung den Vorstellungen entspricht. „Ich habe jedes Mal Angst, aber es wird weniger“, so die Schriftstellerin. Dieses Mal jedoch habe sie bei den Gesprächen sofort ein gutes Gefühl gehabt. Nachdem Philip Stemann die Theaterfassung erarbeitet hatte, habe er sie an die Schriftstellerin geschickt, besprochen und ein paar Details verändert. Boie: „Ich hatte das Gefühl, sie wissen, was sie tun.“
1950 in Hamburg geboren, studierte Kirsten Boie Deutsch und Englisch, promovierte im Fach Literaturwissenschaft und arbeitete danach als Lehrerin an einem Hamburger Gymnasium und später an einer Ganztagsgesamtschule. Nach der Adoption ihres ersten Kindes gab sie auf Drängen des Jugendamts ihren Beruf als Lehrerin auf und schrieb ihr erstes Kinderbuch.
Seit 2019 ist Kirsten Boie Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg
Ihr erstes Buch, das 1985 unter dem Titel „Paule ist ein Glücksgriff“ erschien, wurde ein riesengroßer Erfolg, schaffte es unter anderem in die Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises. Mittlerweile hat Boie rund 100 Bücher veröffentlicht. Neben Kinder- und Jugendbüchern schreibt sie auch Vorträge und Aufsätze über Kinder- und Jugendliteratur und Leseförderung und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedensten Bereichen. 2015 gründete sie mit ihrem Mann die Möwenweg-Stiftung, die Aidswaisen in Afrika unterstützt. Boie wurde vielfach ausgezeichnet. 2011 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Seit 2019 ist sie Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg.
Obwohl sie seit vier Jahrzehnten schreibt, sei der Entstehungsprozess von „Der Hoffnungsvogel“ ein besonderer gewesen: „Es war während der Corona-Pandemie“, sagt Boie. „Ich hatte damals schon zwei Jugendbücher geschrieben und das Gefühl, ich müsste auch noch etwas für Kinder schreiben.“ In dieser schwierigen Zeit habe sich das namensgebende Thema des Romans, Hoffnung, herauskristallisiert. Und, so Boie: „Das ist auch jetzt noch aktuell.“ Denn auch nach dem Ende der Corona-Beschränkungen sei vieles nicht besser geworden, haben neue Krisen die Welt erschüttert. Das betreffe und beschäftige, natürlich, auch Kinder.
Figurentheaterstück „Der Hoffnungsvogel“ wird am 3. Mai in Reinbek uraufgeführt
Worum geht es also in „Der Hoffnungsvogel“? Jabu und seine Mutter, die gute Königin, leben im glücklichen Land. Das ist aber eines Tages gar nicht mehr so glücklich. Es mehren sich Zank und Missgunst unter den Menschen. Der Hoffnungsvogel, der einst über das Land flog, ist verschwunden. Nun ist es an Jabu, ihn zurückzuholen. Alva, die Tochter der Leuchtturmwärterin, begleitet ihn. Gemeinsam machen sie sich auf zu einer abenteuerlichen Reise über das Meer. Am Ende bleibt die Frage: Ist es wirklich der Hoffnungsvogel, der dafür sorgt, dass alles gut wird?
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Der Roman handelt nicht nur von der Hoffnung, dass eines Tages alle Menschen friedlich miteinander leben, sondern auch von der Kraft des Verzeihens und einer Welt, in der Menschen, Tiere und Natur miteinander im Einklang leben. Entstanden sei der Roman in weniger als einem halben Jahr. Durch ausgefallene Lesungen und Veranstaltungen während Corona sei Zeit frei geworden. „Meine Schreibroutine sieht eigentlich recht langweilig aus“, sagt Kirsten Boie. „Ich fange morgens an und schreibe, solange die Ideen kommen.“ Einen Plan lege sie sich zwar vorher zurecht. Aber: „Der ändert sich beim Schreiben, das weiß ich inzwischen.“ Am meisten geprägt habe sie Schriftstellerin Astrid Lindgren. Boie: „Ihr bin ich sehr dankbar.“
Bevor das Figurentheaterstück „Der Hoffnungsvogel“ in Schulen aufgeführt wird, findet am Freitag, 3. Mai, ab 17.30 Uhr (Einlass ab 17 Uhr) im Schloss Reinbek (Schlossstraße 5) die Uraufführung für Familien statt. Tickets können unter ticket@kreis-stormarn.de reserviert werden. Das Stück dauert rund 50 Minuten und ist für Kinder ab sieben Jahren geeignet.