Ammersbek. Bis zu 380 Prozent Mehrkosten in einigen Gewerken für die Grundschule Bünningstedt in Ammersbek. Es gibt auch einen neuen Umzugstermin.
Die Preisexplosion in der Baubranche macht die neue Grundschule Bünningstedt in Ammersbek ein weiteres Mal drastisch teurer. Aus den vor fünf Jahren veranschlagten 8,3 Millionen werden jetzt voraussichtlich 15,8 Millionen Euro. „Die Mehrkosten ziehen sich im Prinzip durch alle Gewerke“, sagt Bürgermeister Horst Ansén. Zum Teil waren die Ausschreibungsergebnissse fast fünfmal so hoch wie von den Architekten erwartet.
Der Finanzausschuss und die Gemeindevertretung beschäftigen sich am Donnerstag, 18. April, mit dem nötigen Nachtragshaushalt. Die Kostenschätzungen waren seit dem Baubeginn im Frühjahr 2022 bereits auf 12,9 und 13,7 Millionen Euro angepasst worden. Die jüngste Steigerung war sogar Thema im Ältestenrat, weil die Kommunalpolitiker die Gründe exakt nachvollziehen wollten.
Grundschule Bünningstedt: Kosten steigen auf 15,8 Millionen Euro
Laut Verwaltung gab es allein beim Metallbau Mehrkosten in Höhe von 380 Prozent. Bei der Wärmeversorgung sind es 147 Prozent, bei den Dachdecker- und Klempnerarbeiten 126 Prozent. „Zum einem macht sich hier die allgemeine Preisentwicklung bemerkbar, zum anderen ergeben sich Mehrkosten auch aus der Tatsache, dass die Gewerke europaweit auszuschreiben sind“, sagt der Bürgermeister. Teilweise sei nur ein Angebot abgegeben worden, sodass gar keine Wahl blieb. Drastisch überhöhte Ausschreibungsergebnisse seien sogar aufgehoben worden, um bei einem erneuten Versuch bessere Ergebnisse zu erzielen. „Leider ohne Erfolg“, so Horst Ansén.
Die jetzt avisierten fast 16 Millionen Euro sollen tatsächlich das Ende der Fahnenstange sein. „Die Gewerke sind nun nahezu vollständig ausgeschrieben, größere Überraschungen bis zur Schlussrechnung erwarte ich nicht“, sagt Ansén. Die Entwicklung in der Vergangenheit zeige aber deutlich, dass nur vorsichtige Aussagen gemacht werden könnten.
Ammersbek muss die Mehrkosten komplett allein tragen
Da sich die Zuschüsse von Bund und Land nicht verändern, muss die Gemeinde die Mehrkosten komplett allein tragen. Das Land hatte schon vor dem Baustart eine Förderung von 2,1 Millionen Euro zugesichert. Vom Bund kommen weitere 1,7 Millionen Euro für die besondere Energieeffizienz. Dank Erdwärme und PV-Anlage auf dem Dach wird das Gebäude klimaneutral betrieben.
Letztlich kommt Ammersbek um zusätzliche Schulden nicht herum. Die Kreditverpflichtungen erhöhen sich bis zum Ende des laufenden Jahres voraussichtlich auf 22,4 Millionen Euro. Auf der anderen Seite sinkt das Eigenkapital binnen Jahresfrist von 20,4 auf 17,8 Millionen Euro. Bis Ende 2027 geht es nach der jetzigen Planung auf dann 11,9 Millionen zurück.
Umzug der Grundschule verschiebt sich auf die Weihnachtsferien
Die langwierigen Ausschreibungen sind auch ein Grund dafür, dass sich die rund 165 Schüler und 13 Lehrkräfte einige Monate länger gedulden müssen, bis sie aus dem Altbau in den auf der anderen Seite des Parkplatzes liegenden Neubau umziehen können. Die acht modernen Klassenräume, Mensa und Küche, Musik-, Kunst- und Werkraum, Multifunktions- und Technikraum, Lehrerzimmer sowie der Platz für Ganztagsangebote sollen jetzt Ende des Jahres bezugsfertig sein. „Der Umzug wird nun für die Weihnachtsferien 2024 angestrebt“, sagt Ansén.
Bei optimalem Verlauf sollten es bereits die Sommerferien sein. Doch außergewöhnlich lange Schlechtwetterphasen, Lieferschwierigkeiten beispielsweises beim Trapezdach und der Fußbodenheizung sowie Personalnot und Krankheitsausfälle seien weitere Gründe für den geänderten Zeitplan.
Erdarbeiten für die neue Turnhalle sind ebenfalls in Gange
Unterdessen sind bereits die Erdarbeiten für die neue Turnhalle auf dem Gelände im Gange. Die sogenannte Einfeldsporthalle wird 16 mal 27 Meter groß (entspricht einem Basketballfeld) und sieben Meter hoch. Die bisherigen Kostenberechnungen lagen bei knapp vier Millionen Euro. Schon im Mai soll mit dem Rohbau begonnen werden. Die Fertigstellung wird laut Verwaltung für Ende 2025 angestrebt.
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Die Ammersbeker Kommunalpolitiker hatten sich für den Neubau der Grundschule entschieden, weil das größtenteils noch aus den 1950er-Jahren stammende alte Gebäude stark sanierungsbedürftig und zu klein ist. Auch die jetzige, im Jahr 1985 erbaute Turnhalle müsste laut Gutachtern für 3,3 Millionen Euro runderneuert werden.
Auch die Bike-and-ride-Anlage am U-Bahnhof wird teurer
Im Mai 2022 begannen die Erschließungsarbeiten auf dem früheren Acker an der Ecke Steenhoop/Kremerbergweg. Im Oktober desselben Jahres wurde der Grundstein für die Schule gelegt. Im April 2023 folgte das Richtfest. Aus der Altfläche möchte die Gemeinde am liebsten ein Neubaugebiet machen, um mit dem Verkauf der Grundstücke zur Refinanzierung Geld in die Kasse zu bekommen.
Ebenfalls deutlich teurer als gedacht wird die Bike-and-ride-Anlage am U-Bahnhof Hoisbüttel. Ursprünglich sollten die Radparkhäuser mit 215 Stellplätzen rund 540.000 Euro kosten, jetzt sind es mehr als 600.000 Euro. Allerdings erwartet die Gemeinde Zuschüsse von etwa 400.000 Euro.
Finanzausschuss und Gemeindevertretung: beide Sitzungen am Donnerstag, 18. April, im Dorfgemeinschaftshaus, Am Gutshof 1, 18.30 beziehungsweise 19 Uhr